
jetzt hochgeschätzten Engelbert Käm pfer, welcher Japan in den
Jahren 1690 —1692 besuchte, dessen Beschreibung davon aber erst
1727 (zuerst in englischer Uebersetzung) nach seinem Tode veröffentlicht
wurde. Was er von Thieren anfuhrt, scheint er hauptsächlichjapanischen
Quellen entnommen zu haben, da seine Angaben
recht japanisch klingen und die gegebenen Abbildungen derselben
denen in der oft genannten Encyclopädie gleichen; eigene Beobachtung
und eine Originalabbildung finden wir aber bei dem langen Arm der
Krabbe, die jetzt nach ihm den Namen Macrocheira Kaempferi
führt. Kämpfer’s Arbeit kann als deutscher Auszug aus den Kenntnissen
der Japaner selbst in dieser Richtung gelten. Da aber eine
Beschreibung in der Regel fehlt und auch durch die kleinen, wenig
detaillirten Abbildungen nicht ersetzt wird, so konnte sie von den
gleichzeitigen und nächstlebenden Zoologen wenig beachtet werden.
Beinahe ein Jahrhundert später hatte ein Schüler von Linné,
Karl Peter T h u n b e rg , ebenfalls als Arzt in holländischen Diensten,
dieselbe Gelegenheit — Aufenthalt in Desima und Hofreise 1775
und 1776 — zur zoologischen und botanischen Erforschung Japan’s
und gab als Linneaner in seiner Reisebeschreibung (Bd. Hl., 1791 erschienen)
ein VeTzeichniss der ihm bekannt gewordenen japanischen
Thierarten aller Classen nach Linné’s System, bestimmt ausgedrückt,
aber sehr dürftig in manchen Abtheilungen; ziemlich viele nahm er
für dieselben mit europäischen Arten, die doch in kleineren, damals
noch weniger beachteten Einzelnbeiten constant verschieden sind,
so dass sein Verzeichniss noch weit mehr einem Stück europäischer
Fauna ähnlich sieht, als die wirkliche japanische Tliierwelt; einzelne
Arten von Schmetterlingen, Reptilien und Fischen hat er in den
Abhandlungen der Akademie zu Stockholm 1781 — 1793 in - schwedischer
Sprache beschrieben. Im ersten Viertel unseres Jahrhunderts
hat ein Deutscher, Ph. Fr. v. Sieb o ld , dieselbe Stellung als Arzt
in Desima (1823 bis 1830) und den Einfluss seiner einheimischen
Schüler in der Arzneiwissenschaft mit grösser Energie dazu benutzt,
unter anderen Sammlungen auch naturgeschichtliche in grösserem
Maassstabe als bisher zu machen, zu denen das Reichsmuseum in
Leiden noch bald darauf die von Bürger ebenda gesammelten Gegenstände
erhielt. Das wissenschaftliche Ergebniss derselben liegt
in der bekannten Fauna Japonica vor, wovon die Wirbelthiere von
Temminck und Schlegel bearbeitet, 1833 —1850, die Crustaceen
(fast nur Decapoden) von de Haan 1833, erschienen sind. Die übrigen
Thierclassen fehlen noch darin; aber von dem im Leidener Museum
vorhandenen Material wurden mehrfach kleinere Abtheilungen von
dortigen und auswärtigen Naturforschern untersucht und bekannt
gemacht, so z. B. die Seesterne von Troschel,-eine Abtheilung der
Tagschmetterlinge von Snellen van Vollenhoven, die Landsckneckeü
von Dr. Pfeiffer und mir, die Seefedern von Dr. Herklots.
Die Wiedereröffnung Japan’s, führte eine neue, mehr allseitige
Phase unserer Kenntniss der japanischen Thiere herbei; jede der
Expeditionen, von der ersten amerikanischen an, deren offioieller
Bericht (Band H., 1856) schon einige zoologische Kapitel über
Vögel, Fische und Conchylien enthält, lieferte einiges Neue; Beobachtungen
durch Naturforscher europäischen Standpunktes an Ort
und Stelle wurden möglich, sowohl zur Controle der einheimischen
Angaben, als aus Gesichtspunkten und mit Methoden (z. B. dem
Schleppnetz), die der japanischen Wissenschaft noch fremd sind.
Die Wirbelthiere sind in der Fauna Japonica schon so nahe der
Vollständigkeit, dass verhältnissmässig nicht viel Neues hinzukam,
am meisten noch bei den Fischen, deren Artenkenntniss auch der
N i e d e r l ä n d e r Bleeker nach in gewohnter Weise aus Japan erhaltenen
Sammlungen durch mehrere »Beiträge«- in den Abhandlungen der
Niederländisch-indischen Gesellschaft der Wissenschaften förderte.
Für die meisten Abtheilungen der wirbellosen Thiere, namentlich
diejenigen von geringerer Körpergrösse,. beginnt erst durch die
neueren Expeditionen unsere Kenntniss; es haben sich hierum
namentlich zwei Naturforscher sehr verdient gemacht, der Amerikaner
W. S tim p so n , auf der zweiten amerikanischen »exploring«
expedition unter Ringgold und Rodgers, für die kleineren Seefhiere
verschiedener Küstenplätze und Inseln, namentlich Crustaceen, Tur-
bellarien, schalenlose Seeschnecken, Echinodermen, und der Engländer
A. Adams, der auf und bei den kleinen Inseln längs der
Westküste von Nippon eine reiche Anzahl neuer Meerschnecken,
namentlich kleiner Pyramidelliden, hauptsächlich mit dem Schleppnetz
gesammelt h a t,14) und dem wir auch eine Reihe neuentdeckter
Landschnecken von dort verdanken. Nur für die zoologische
Kenntniss des Binnenlandes sind wir immer noch auf die Angaben
der Japaner selbst beschränkt.