
196 Philippinische Reptilien.
Insela wild leben. In einer älteren Beschreibung der
Philippinen heisst es: »Die Felder in den philippinischen
Inseln wimmeln von einer so grossen Menge wilder Büffel,
dass ein guter Jäger wohl zwanzig mit der Lanze erlegen
kann. Die Spanier tödten sie blos um der Haut willen
und überlassen das Fleisch den Indianern.«
R e p tilie n sind auf den Philippinen zahlreich und viele schon
von Pater Camel erwähnt, in neuerer Zeit durch Meyen, Cuming
und Jagor u. A. in die europäischen Sammlungen gekommen. Ich
habe hier nur das Wenige zu erwähnen, was’ während unseres
Aufenthaltes auf den Philippinen selbst über sie oder ihre einheimischen
Namen mir bekannt geworden. Wie im ganzen indischen
Archipel, scheinen auch hier keine eigentlichen Landschildkröten,
Testudo, vorzukommen, sondern nur S ü s sw a s s e r -S c h ild k rö te n
(Cistudo Amboinensis und ein Trionyx, lineatus D. B.), von den
Tagalern pagong, von den Spaniern galapago genannt, im Gegensatz
zu den Meerschildkröten, pauiean und tortuga. Das K ro k o d il,
caiman der Spanier, buaya der Tagalen, soll häufig sein: man
warnte mich ott vor ihnen, aber sichere Fälle, dass es einen
Menschen angegriffen, habe ich nicht erfahren; ein ausgestopftes
Exemplar, das ich zu Zamboanga gesehen, mass 4,2 Meter (13 Fuss
4^ Zoll rheinisch), und ergab sich durch je eine kurze Leiste an
jedem Auge, sechs zusammengedrückte Nackenschilder und acht
Reihen von Rückenschildern als Crocodilus biporcatus Cuv. Nur
die Europäer zuweilen, niemals die Eingeborenen, verwechseln mit
ihm den Varan (Varanus bivittatus Kuhl = Manilensis Wiegm., Meven
Taf. 53. u. A.), bayava der Tagalen; die Spanier haben auf ihn
den Namen der westindischen iguana übertragen, weil er wie diese
als wohlschmeckendes Essen gilt. Auf ihn beziehe ich auch die Erzählung
eines englischen Pflanzers in der Umgegend von Manila,
dass ein Krokodil unter seinem Hause (im Trocknen) lebe und bei
Nacht herauskomme, um Hühner zu rauben. Fast ebenso gross wird,
die flossenschwänzige Kammeidechse, Histiurus; sie wird als caga-
sagan oder layagan (Meyen III. p. 457), die fliegenden Eidechsen,
Draco spilopterus (Meyen Taf. 54.) als ginyayangao oder, inanya-
yangao von Pater Camel angegeben. Kleinere Iguanoiden (Calotes,
Lophyrus) werden von den Spaniern unrichtig als Chamaeleone bezeichnet.
Gecko’s sind häufig in den Häusern, man unterscheidet
die grösseren, Platydactylus guttatus Herrn., nach ihrem lauten
Schlangen, Tauseiidfiisse, Landsclinecken. 197
Rufe als toko , tagoto, spanisch cliaeon, von den kleineren, Herni-
dactylus (inutilatus Wiegm. und andere), butiqui genannt. Scincus
(Euprepes) carinatus Schneid. = rufescens Shaw ist vermuthlicli
der in sumpfigen Nipadickichten einheimische timbabalac der Tagalen.
Die Haut einer Riesenschlange, die in der Biblioteca militar
aufbewahrt wird, scheint zu bestätigen, dass auch eine solche,
Python reticulatus Schneid., auf den Philippinen vorkomme, saua
der Tagalen, culebra casefa, Hausnatter von den Spaniern genannt,
weil sie von den Chinesen öfters in den Häusern gehalten wird, um
die Mäuse zu vertreiben. Alle Schlängen gelten für giftig, für die
giftigste aber, ihrer grünfo Farbe wegen, die d a h o n -p a la y , Reisblatt,
was nach F. Jagor’s Sammlung eine unschädliche Baumschlange,
Dryiophis prasinus Reinw. ist, während die wirklich giftigen Tropi-
dolaemus, düpong oder dupong genannt, weniger gefürchtet würden
(Jagor), doch heisst auch diese bei P. Camel perniciosissima. Ein
junger Priester in San Mateo wusste sich zweier Todesfälle durch
Schlangenbiss in seiner Bekanntschaft zu erinnern. Der regenwurmähnliche
Onychocephalus ist schon bei P. Camel als tuna erwähnt
und von F. Jagor unter demselben Namen eingesandt.
Unter den G lie d e r th ie r e n sind hauptsächlich die Termiten,
a n a y , verschiedene Ameisen, langarn und hantic, ferner grössere
Tausendfüsse, alopihan, verhasst. Die grossen bronceglänzenden
unschuldigen Rollasseln, Glomeris und Spirostreptus, cacaluy der
Eingeborenen, sind schon dem Pater Camel aufgefallen; mehrere
derselben sind von Newport nach Cuming’s Exemplaren im britischen
Museum beschrieben. Land-Amphipoden hat in den letzten Jahren
Dr. Semper auf Luzon gefunden. Blutegel, lin ta , setzen sich auch
zuweilen an die nackten Beine der Eingeborenen in feuchten
Wäldern, scheinen aber nirgends so zur Landplage zu werden wie
in Ceylon.8)
Die Philippinen sind wregen ihrer L a n d s c h n e c k e n berühmt;
als die Thetis in den ersten Tagen des Juni längs den
Küsten von Mindoro, Panay, Negros und Mindanao dahinsegelte
— lauter dem Schneckenliebhaber wohlbekannte Namen — sahen
wir die langgezogenen, gleichmässfg sich wiederholenden Bergumrisse,
oft von steileren vulkanischen Kegeln gleichsam gekrönt,
vom Strande an, der nur in grösserer Nähe als schmaler gelber
Sandstreif sichtbar wurde, dicht bewaldet und jede Einsenkung des
Mörsens mit einer dichten weissen Nebelwolke bezeichnet, uur selten
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