
164 Conchylien von Tamsui. Landthiere auf Hongkong.
Sand selbst, und geboren zur Gattung Cleistostoma Haa-n. Grössere
Strandkrabben, Ocypode, sah ich nur einzelne todte, von den
Wellen angespült. Eben so finden sich einzelne Muschelschalen am
Strande zerstreut ausgeworfen, viel mehr aber in grossen Haufen
zusammen in nächster Nähe der Häuser, welche zugleich zeigen,
was draussen an den mir unerreichbaren Steinen lebt, die den
Andrang der Wellen von der Einfahrt abwehren, und was die
Chinesen zu speisen pflegen: es waren dreierlei Trochoideen ans
den Gruppen Lunella, Labio und Omphalius, minder häufig eine
knotige Purpura, drei Arten von Nerita und ein gekörntes Cerithium.
Zweisclialige Muscheln sind selten: ich sah nur drei Arten aus der
Familie der Venusmuscheln, worunter Cytherea castanea Lam.,
endlich eine grössere faltige Auster, deren einzelne Schalen weit
in’s Land hinein zerstreut liegen.
3. Hongkong.
9. — 14. und 19.— 20. April 1861.
Der Anblick dieser Insel ist ähnlich dem von Madera, die
Stadt zeigt dem Ankommenden zunächst elegante, europäisch aussehende
Strassen, weiterhin schmutzige chinesische Gassen; sie
steigt amphitheatralisch an der steilen Lehne plutonischer Berge an,
welche hauptsächlich aus verwittertem Porphyr bestehen und nach
unten zu kahl und öde erscheinen, weiter oben aber, unter und an
grossen Steinblöcken in kleinen Thalrissen mehr bleibende Feuchtigkeit
und damit reicheres organisches Leben o ° bieten, namentlich
ist ein Lycopodium und eine Selaginella häufig; von grösseren Landschnecken
fand ich Cyclophorus exaltatus Pfr. und die flache, vielgewundene
Helix pulvinaris Gould.
Wirft man von dem Gipfel mit der Flaggenstange einen Blick
nach dem Innern, so erblickt man in überraschender Nähe die Südküste
der Insel und die zwischen liegenden Berge oder Hügel, mit
inbegriffen den höchsten der Insel, Victoriapik, 1825 englische Fuss
hoch, nicht viel belebter, als der Nordabhang. Ein Dytiscus von
mittlerer Grösse in einer Wasserpfütze und zahlreiche grosse, laut
schwirrende Heuschrecken (Acridien) neben wenigen, nicht erreichbaren
Vögeln war Alles, was ich auf einer Fusswanderung nach
Aberdeen sah, obwohl der Rückweg theilweise durch ein vegetationsreiches
und bebautes Thal führte.7)
Strandthiere auf Hongkong.
In den Strassen der Stadt selbst werden Süsswasserfisclie
(Cyprinoiden) verkauft, die aber meist von Kanton herunter zu Schiffe
kommen; am Fusse von Mauern und am Rande der Wege lebt die
kosmopolitische Helix similaris Fer. in Gesellschaft einzelner Julus
und Porcellio. Die zwei unvermeidlichen Stadtvögel Ostasiens fehlen
auch hier nicht, eine unserer Rauchschwalbe höchst ähnliche Hirundo
und ein unserem Feldspatzen höchst ähnlicher Passer.
Die Strandbewohner fand ich an Zahl der Arten und Individuen
reicher, als Frauenfeld’s negative Schilderung 1. c. andeutet. Das
Happy-valley an der Stadt ist durch eine noch nicht völlig ausgetrocknete
Schlammstrecke mit der See verbunden, die zahlreichen
chinesischen Booten zu bleibendem Aufenthalt dient; hier fand ich
während der Ebbe junge Mädchen beschäftigt, die umherliegenden
zahlreichen Enteromorphen zu Tschau-tschau (Essen) zu sammeln,
und dicht dabei sah ich viele Tausende von kleinen Brackwasser-
Cerithien wie umhergesät auf dem Schlamme liegen; Aehnliches sah
ich vorher schon dicht vor den Häusern der Stadt. Da bekanntlich
die ärmere Klasse der Chinesen zum grösseren Theile von derartig
frei gebotenen Geschenken der Natur lebt und diese so ganz ohne
weitere Mühe zu erreichen waren, kein Grund bekannt ist, warum
sie nicht jeden Tag aufgesammelt werden sollten, so ist diese zahllose
Menge -essbarer Gegenstände dicht neben einer so zahlreichen
Einwohnerschaft in der That einer der schlagendsten Beweise unerschöpflicher
Fruchtbarkeit.
Weiterhin folgt eine Sandstrecke, wo bei Ebbe viele Männer
und Weiber beschäftigt sind, lebende Muscheln zu sammeln und
dabei oft bis an die Waden im Sand und Wasser waten; es ist
hauptsächlich eine Venusmuschel, Venus (Anomalocardia) squa-
mosa L ., zuweilen schön blau angehaucht, welche Färbung aber an
todten Exemplaren bald verschwindet.
Mehr Mannichfaltdgkeit bieten die Steine und grösseren Steinblöcke
des Strandes westlich von der Stadt und noch mehr solche
an der Südküste, nahe bei Aberdeen. Bei beiden sind es grössere
Clithamalusarten, Litorinen undNeriten, welche die oberste Gruppe
der Meerbewohner bilden, nebst einzelnen Krabben (Grapsus) und
kleinen schwa.rzroth.en Algen; dazwischen auch ein Trochus aus
der Gruppe Monodonta und eine ricinulaähnliche Purpura. Endlich
bildet am erstgenannten Ort den äussersten Vorposten der Meer-
tliiere eine sehr kleine, flach trochusförmige, erbsengelbe Schnecke,