
in der Fauna Japónica wird er als Talpa wogura nach der einheimischen
Benennung bezeichnet, in der Encyclopädie selbst aber
finde ich geschrieben ugoro-motsi, und der Japaner, welcher mir
zwei derselben als sehr merkwürdige seltene Thiere brachte, sprach
deutlich inongura; Hoffinann’s japanische Grammatik, erste Ausgabe
S. 20 gibt noch mehrerlei Variationen nach den verschiedenen
Provinzen an und schreibt selbst ukoro (holländisch oekoro). Vom
Igel erhielt ich nur ein Fell ohne Kopf und Beine, vielleicht zu'
pharmaceutischen oder sonstigen Zwecken vom Festland Asiens
eingeführt, wie Siehold angibt, wonach er in einzelnen Theilen
der Insel (Provinz Mito) durch Chinesen akklimatisirt worden sein
soll; es scheint der kehari-netsumi zu sein, den die Encyclopädie
nur naeh chinesischen Quellen aufführt und mit einem langen Schwanz
beschenkt hat, da er ja zu dep Mäusen gerechnet wird. Deutlicher
ist er in einem kleinen japanischen Bilderbuch abgebildet unter dem
Namen k’sabu. Flede rmäus e sahen wir in der Abenddämmerung
nicht selten in den Strassen herumfliegen; einige von Herrn O.
Schottmüller erlegten waren Vespertilio akakomuli Tein. Ihr allgemeiner
Name, ist kómuri (kaumori); speziellere Bezeichnungen für
verschiedene Arten sind in der Fauna Japónica angegeben, aber
wohl so wönig als bei uns im Munde des Volkes allgemein, denn
ich hörte sie weder von meinem Diener, noch finde: ich sie in den
Bilderbüchern, wo stets nur, wie in unseren Kinderbüchern, die
Fledermaus als Eine Thiergattung ohne Unterabtheilungen figurirt;
übrigens immer unter den Vögeln, weil sie fliegen. Nur in einem
Bilderbuche findet sich neben dem komuri noch ein grösseres Flederthier
unter dem Namen seki-yen abgebildet, was vielleicht den im
Süden Japan’s nach Siebold vorkommenden Flederhund, Pteropus
dasymajlus Tem., vorstellen soll.
Von Nagthieren bekam ich in Yeddo und Yokohama
zweierlei E i c h h ö r n c h e n , ein dem deutschen recht ähnliches,
grau gesprenkelt, mit Ohrpinseln, 0,180 M. lang, wovon 0,190 auf
den zweizeiligen Schwanz kommen, Sciurus Hs Tem., seinen japanischen
Namen sprach mein Diener deuthch ris aus (geschrieben ri su),
geläufiger war ihm aber der Ausdruck kinesmi (ki-netsumi), Baummaus;
als risu oder üsu findet es sich in vielen Bilderbüchern.
Mehr eigenthündich ist das grössere f l iegende Eichhorn.
Pteromys leucogenys Tem., in der Fauna Japónica hübsch abgebildet,
0,740 M. lang, wovon 0,408 auf den Schwanz, weichhaarig,
aschgrau, unten weiss, an der Gränze beider Farben etwas
orangebraun. Es ist ein nächtliches Thier, das den Tag über fast
immer im Stroh versteckt schhef und die ihm zu dieser Zeit gegebenen
Mandeln oft erst des Abends berührte. Einmal war es
aus meiner Hand entschlüpft und erreichte mit ein paar gewaltigen
Sprüngen den Muskitovorhang meines Bettes, wo es sich alsbald
versteckte, aber ohne weiteren Widerstand sich wieder greifen Hess.
Ueherhaupt suchte es, aus seinem hölzernen Käfig mit Drahtgitter
genommen, stets nur Schatten und Dunkelheit. Ein mir fremder
Japaner hatte es gebracht, mit der Versicherung, es sei das einzige,
was in weitem Umkreis zu haben sei, und verlangte dafür 60 itsipu
(30 preuss. Thaler); ich war des Ueberforderns schon gewohnt und
bot ihm 10. Er versicherte hoch und theuer, er könne nicht darauf
eingehen, es habe ihn selbst mehr gekostet etc., und machte Miene,
es wieder mit sich fort zu nehmen. Es war das erste und einzige,
das ich in Japan gesehen, ich hätte es gar zu gern gehabt; da nun
gerade keiner meiner Concurrenten in Yokohama sich befand, so
erklärte ich ihm: heute biete ich 10 itsipu, morgen gebe ich nur 9
dafür und so jeden folgenden Tag einen weniger, und »Hess ihn
vorläufig mit dem Schatze wieder gehen. Am dritten Tage forderte
er 12 itsipu, am fünften gab er es mir um 6. Dieses mag anschaulich
machen, wie wenig »feste Preise« im Handel mit den Fremden
gehalten wurden; 6 itsipu ist nach den dortigen Geldverhältnissen
für einen gewöhnlichen Mann schon eine stattHche Summe.
Als japanischen Namen dieses fliegenden Eichhorns nannte
man mir musasabi, und unter diesem Namen findet es sich auch in
den einheimischen Wörterbüchern, in der Encyclopädie, wie die
Fledermäuse unter den Vögeln, zuweilen ziemhch entsteht mit
fledermausartigen Flügeln, aus übereilter Systemsucht.
Die kleinere Art, Pteromys momonga Tem., habe ich dagegen
weder in der Natur zu sehen bekommen, noch in den Büchern
unterschieden gefunden, doch schien meinem Diener das Wort
momontshi für ein solches Thier nicht ganz unbekannt zu sein.
Mäus e spielen, wie üheraU, so auch in Japan, nach Individuen-
und Artenzahl eine bedeutende Itolle in der Säugethierfauna; ihr
allgemeiner Name ist nesmi, geschrieben o . nedsumi; die einzelnen Arten werden durch Zusammensetzungen unterschieden und dabei,
wie in den meisten Sprachen, neben Nagthieren auch Inseetenfresser
einbegriffen. So folgen im 40. Heft der Encyclopädie auf die eigent-
Ost-Asien. Zoologisch. I. ^