
H a sen habe ich in Siam nicht gesehen, so wenig als Fin-
layson und Crawfurd; aber 'frühere Reisende, wieTachard, erwähnen
ihrer und Pallegoix erzählt, sie seien häufig, namentlich in der
Umgebung der alten Hauptstadt Ayutia, doch sollen die Siamesen
die Jagd derselben nicht der Mühe werth halten und nur viele
Fabeln über die Schlauheit dieser Thiere erzählen; ein in Bangkok
gekauftes siamesisches Vocabular gibt einen einheimischen Namen,
katai, für den Hasen an. Da der indische Archipel ursprünglich
keine Hasen besitzt (vgl. unten), wohl aber Vorderindien, so scheint
das eine weitere Thiergattung, deren Verbreitung das kontinentale
Asien gegenüber der Inselwelt charakterisirt.
Zahlreicher sind die E ic h h ö rn c h e n , rothbraune, Sciurus
Siamensis Gray, schwarz- und weisse, Sc. bicolor Sparrm. und
dreifarbige, oben schwarz, unten roth, mit einem weissen Seitenstreifen,
Sc. Prevosti Desm.; seltener das weisse, Sc. Finlaysoni
Horsf. Pallegoix gibt an, dass man das letztere nie auf Cocos-
pahnen, wie die ändern, sondern nur in den menschlichen Wohnungen
als Dieb finde; sollte daraus sich vielleicht seine auffallende
Färbung erklären lassen? Auch grosse fliegende Eichhörnchen, Pte-
romys petaurista Pall., kennt man aus Siam.
Unter den übrigen Nagthieren sind neben den zahlreichen
R a tte n , nu in der Landessprache, noch zu erwähnen die Gattung
Rhizomys, ein bissiges Thier von über 6 Zoll Länge, das den Reis-
vorräthen gefährlich wird, thur nach Finlayson hier genannt, und
zweierlei S ta c h e ls c hw e in e , tua men, das kurzschwänzige, Hys-
trix cristata, und das langschwänzige, Atherura fasciculata.
Das S c h u p p e n th ie r , Manis brachyura, ist schon den
älteren Reisenden (Tachard 1689) aufgefallen; seine Haut, klet lin,
ist ein Handelsartikel für die Apotheken bis Singapore und China.
Unter den Affen, ling, scheint auch hier wie im indischen
Archipel der gemeine Makako, Macacus cynamolgos, der häufigste
zu sein; die Affen, welche ich im Stalle des weissen Elephanten
gesehen, gehörten dieser Art an. Seltener sind die Schlankaffen,
Semnopithecus obscurus Reid und S. Siamensis Wagn. Der interessanteste
und niedlichste ist ein langatmiger Affe, Hylobates pileatus
Gray, nur durch die tief schwarze Färbung des Oberkopfes vom altbekannten
Hylobates lar L. unterschieden, Stirne und ein Ring um
das Gesicht weiss, die Hände weisslich. Zwei dieser langarmigen
Affen erhielt der preussische Gesandte zum Geschenke, und sie
wurden bald die Lieblinge der ganzen Gesellschaft durch ihr sanftes
einschmeichelndes Betragen. Wir hatten sie auf der Veranda unserer
Wohnung angebunden; die Nacht brachten sie auf den Dachbalken
zu. Sie belustigten uns durch ihre gewandten Turnkünste,
indem sie die Füsse frei herabhängen lassend, nur mit den langen
Armen abwechselnd ausgreifend und festhaltend, überraschend
schnell an einem Balken oder Stricke sich vorwärts bewegten. Sobald
Früchte auf unsern Tisch kamen und wir nicht sogleich an
ihn dachten, wusste der eine von ihnen durch das jämmerlichste
Kindergeschrei und verzweiflungsvolles Herumwälzen auf dem Boden
unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der andere hatte ganz
besonders die Haare des Vorderkopfs kurz aufgerichtet, wie die
siamesischen Männer sie zu tragen pflegen und es war ein Gegenstand
der Controverse, ob er von seinem früheren Herrn so frisirt
geworden, oder ob das siamesische Volk seine Frisur von der natürlichen
des Affen entlehnt.8)
7. Hausthiere, einheimische Thiernamen und Thierbilder.
Ueber die zahmen Thiere ist wenig zu sagen; das werthvollste
und eigenthümlichste ist der E le p h a n t, aber insofern kein
Iiausthier, als er sich nicht als solches fortpflanzt, sondern stets
wieder neue aus der Wildniss eingefangen werden müssen. Das
S c hw e in , mü, ist das bekannte siamesische oder chinesische mit
hängendem Bauch und rundem Rücken, wahrscheinlich dieselbe Art
mit dem hier wild vorkommenden. Das P fe rd , ma, spielt, wie in
Indien eine geringe Rolle, und ist nur Luxusthier der Reichsten.
Der gemeine Mann geht zu Fuss, Nachen vertreten im Flachland
die Wagen, im Binnenland der Rücken des Elephanten, O ch s en ,
ngua, oder B ü ffe ls , kuai. Letztere Beide dienen auch zum Ackerbau,
nicht aber als Schlachtvieh, denn die Siamesen sind kein fleischessendes
Volk. Ebensowenig zahlreich sind Z ieg en , plie, und
S c h a fe , ke, deren ich einige wenige zu Bangkok sah. Die H u n d e ,
auch ma, aber mit etwas anderem Ton gesprochen, sind wie in ganz
Ostasien fast herrenlos und auf sich selbst angewiesen, mehr an
Strassen und andere Oertlichkeiten (vgl. oben S. 216) als an* die
Menschen anhänglich.
H ü h n e r, ke, Gänse, han, und E n te n , pet, werden häufig
gehalten. Ueber einen Hahnenkampf siehe den erzählenden Reisebericht,
Bd. IV., S. 297.