
142 Essbare Crustaceen; Macrocheira, Dorippe.
welche Partei die japanischen Gelehrten in dem Streit ergriffen
haben, welcher vor einiger Zeit in der europäischen Wissenschaft
über die Zusammengehörigkeit des lebenden Thieres und der Schale
geführt wurde; jedenfalls ist es auffallend, dass Argonauta in der
Encyclopädie unmittelbar auf den Einsiedlerkrebs folgt, welcher
übrigens auch unter den Schalthieren steht.
Die C ru s ta c e e n des täglichen Eischmarktes sind eine in ganz
Ostasien viel gesehene Schwimmkrabbe, Lupa pelagica auct., frisch
von graugrüner Farbe, meist mit dem allgemeinen Namen kani bezeichnet,
aber in der Encyclopädie als gasame (gadsame bei Kämpfer,
kazami bei Siebold) unterschieden, eine Benennung, die ich selbst
nie gehört; ferner Langusten, Palinurus Japonicus Dehaan, ise-jebi,
d. h. Krebs von Ise, verhältnissmässig grosse Gameelen aus den
Gattungen Penaeus und Palaemon, einfach yebi genannt, und fast
eben so zahlreich ein blasser, gelbgefleckter Fangheuschreckenkrebs,
Squilla oratoria Haan, für dessen Häufigkeit schon spricht-, dass er
einen ganz eigenen Namen im Japanischen hat: gesprochen shako,
geschrieben si-ya-ko. Andere grosse. Crustaceen wurden mir nur
spät im Winter auf wiederholte Aufträge und, wie es scheint, aus
grösserer Entfernung gebracht, so ein zweiter Palinurus, P. trigonus
Haan, die weiche, doch stachlige, schon im Leben rothe.Teufelskrabbe,
Lithodes Kamtschatica, benkengani, von beni, roth, die
seit Kämpfer berühmte Macrocheira Kaempferi Haan, tenanga-kani,
langatmige Krabbe, das Männchen mit l \ Meter langen Armen. Die
Encyclopädie nennt ihn Inselkrabbe, sima-gani, und gibt noch
kenntliche Abbildungen dreier anderer indischer Gattungen, die mir
aber in Japan nicht selbst vorgekorfimen sind: tembo-gani =: Gela-
simus, kabuto-gani, Helmkrabbe = Limulus, Molukkenkrebs, und
takefungani, Soldatenkrabbe, auch Heikengani, nach einem mythischen
Helden genannt, weil sie ein nach japanischer Anschauung schreckenerregendes
Menschengesicht zeigt, = Dorippe; in der That zeigen
die grimmigen Gesichter der alten japanischen Helden, wie sie in
Hunderten von Bilderbüchern wiederkehren, manche Aehnlichkeit
mit der Bückenzeichnung dieser Krabbe, die auf uns Europäer aber
mehr den Eindruck eines lächelnden dickwangigen Chinesen macht
oder, wie der alte Herbst in seiner Naturgeschichte der Krabben
und Krebse sagt, »nicht undeutlich ein Fratzengesicht vorstellt,
zumal wenn man die zwei hintersten Paar Füsse für einen Zwickelbart
[besser Schnurrbart] annehmen will.«
Holothurien. Korallen.
Von Echinodermen sah ich auf dem Markte nur grün- und
gelbfleckige noch lebende H o lo th u rie n , namako, die demnach auch
frisch, nicht nur getrocknet und geräuchert in der japanischen
Küche verwendet werden. Seesteme, Asteriseus pectinifer, sah ich
wiederholt in den Kehrichthaufen der Bauernhäuser, aber unverletzt,
nie auf dem Markt; es scheint daher nicht, dass sie gegessen
werden; eben so wenig Seeigel. Von den niedrigeren Thieren kennt
der Japaner, wenigstens seine Encyclopädie, nur noch Q u a llen ,
kurake, und K o r a lle n ; von ersteren bekam ich während unseres
Aufenthaltes in der Bai von Yeddo keine zu sehen, obwohl der
Herbst anderswo eine günstige Jahreszeit für dieselben ist. Nach
Kämpfer wird eine besondere Art davon gegessen; vielleicht meint
er eine Actinie; diese werden auch in Südeuropa vom gemeinen
Manne gegessen. Die Koralle kennt der Japaner mehr als Schmuck-
und Handelsgegenstand, und als solche, auf Tischchen oder gar in
Vasen aufgestellt, bildet sie auch die Encyclopädie (unter den
Minerahen) ab: sangosiyu ist entweder, wie schon Thunberg angibt,
die rothe Koralle des Mittelmeeres, welche überall im Osten, wo
sie nicht vorkommt, geschätzt wird, vielleicht auch deren bleichere
Schwester vom nördüchen Theile des stillen Oceans: Coralhum
secundum M. E., oder vielleicht auch die fast eben so dunkelrothe,
aber wesentlich verschiedene Distichopora coccinea Gray, welche
ich mehrmals in den Kaufläden zu Yokohama sah; Thunberg erwähnt
der letzteren noch besonders als Millepora sp. von der Insel Syosu-
sima (Syodosima auf Siebold’s Karte?) in der japanischen Binnensee.
Die holländischen Museen besitzen noch mehrere schöne Korallen
von Japan, so die einer europäischen ähnliche Dendrophyllia semi-
rameaHaan, die grosse kelchförmige Turbinaria ovata, vermuthlich
die hari der Encyclopädie, die feine Antipathes Sieboldi, die gegliederte
Isis hippurisL. und die weit schlankere Isis elongata Esp.;
letztere erhielt ich ebenfalls in Yokohama und finde sie nicht verschieden
von der gleichnamigen Art, welche Philippi und ich früher
in Neapel bekommen. In der Bai von Yeddo selbst scheint keine
dieser Korallen vorzukommen.
Der berühmteste der japanischen Schmuckgegenstände aus
den niederen Thierklassen ist die — ich möchte fast sagen berüchtigte
G la sk o ra lle . In den älteren Werken über Japan, von
Kämpfer und Thunberg, so wie in der eigenen Encyclopädie finde
ich nichts, was darauf zu deuten wäre; Gray in London hat sie