
Heft 37. Zahme Säugethiere.
» 38. Wilde Säugethiere, und zwar die grösseren, wie Raubthiere,
Wiederkäuer und Seehunde.
» 39 und 40 (vereinigt). Die Nagethiere und Alfen.
» 41. Sumpf- und Wasservögel.
» 42. Hühner, sperlingsartige Vögel, Schwalben und Fledermäuse
(nebst dem fliegenden Eichhorn).
» 43. Tauben, Drosseln, Raben und insektenfressende Singvögel.
» 44. Pfau, Kasuar, Raubvögel und fabelhafte Vögel.
» 45 und 46. Schuppenthiere, Eidechsen, Schlangen, Schildkröten
und Krabben.
» 47. Muscheln und im Wasser lebende Schnecken, einschliesslich
der Einsiedlerkrebse, ferner Seeigel und Seesterne.
» 48 und 49. Fische und zwar diejenigen von gewöhnlicher
Fischform (Oken’s: Regelmässige Fische).
» 50 und 51. Welse, Aale, Knorpelfische, Walfisch und Krebse
(man möchte sagen: unregelmässige Fische).
» 52. Insekten, zunächst Bienen und Wespen, Schmetterlinge
und Spinnen.
» 53 und 54. Weitere Insekten, namentlich Raupen, Cicaden,
Heuschrecken und Fliegen, ferner Frösche, Tausend-
füsse, Landschnecken, Würmer und Maden.
» 59 und 60 enthält unter den Mineralien noch einige Korallen.
Dürfen wir überhaupt nach diesem Werke die Stufe, welche
die Zoologie als Wissenschaft in Japan erreicht hat, beurtheilen,
so können wir mit grösser Bestimmtheit sagen, es sei dieselbe,
welche in Europa bald nach dem Wiederaufleben der eigenen Forschung
im sechszehnten Jahrhundert herrschte, wesentlich noch auf
die Alten gestützt und durch die Werke von Rondelet, Belon,
Gesner und Wotton dargestellt. Es ist ungefähr dieselbe Classification,
auf äussere Körperbedeckung und Bewegung gebaut, die
Wirbelthierclassen, mit Ausnahme der hierin vielgestaltigen Reptilien,
schon nahezu richtig unterscheidend, aber unter den Wirbellosen
nur einige Typen, welche durch ihre Artenzahl sich selbst aufdrängten,
wie Insekten und Schalthiere, aufgreifend, alles Andere
nach Art des Procrustes, nieht unterbringend, sondern unterzwingend.
Dass die Fledermäuse bei den Vögeln, die Wale bei
den Fischen, die Landschnecken und auf dem Lande lebenden
Würmer neben den Insektenlarven, die Echinodermen bei den Schal-
thieren, die Korallen bei den Minerahen stehen, entspricht ganz
jener Periode der europäischen Wissenschaft; die Krebse aber zu
den Fischen zu stellen, greift noch weiter zurück in die allgemeine
Volksanschauung, welche dieselben eben als Wasserthiere zu den
Fischen zählt, so nennt der Engländer den Flusskrebs cray-fish,
der Italiener sübsümirt alle Krebse und Krabben“ unter dem Begriff
pesce armado, gewappneter Fisch. Die Batrachier endlich von den
beschuppten Reptilien zu trennen, wäre an sich wohl sehr lobens-
werth, aber sie' zu den Würmern zu bringen, ist doch arg; es rührt
von der chinesischen Systematik her, welche alle Thiere nach der
äusseren Bedeckung in Haarthiere, Federthiere, Schuppenthiere und
nackte Thiere theilt, jeder Classe einen eigenen König zutheilend,
Einhorn, Phönix, Schildkröte und Mensch, • welche denn auch richtifOf
in der japanischen Zoologie unausweichlich wiederkehren.
Dieses Hochhalten der Tradition, die unbewusste Annahme,
dass die Alten es viel besser wussten, als wir, ist ein gemeinsamer“
Zug der japanisch-chinesischen und der damaligen europäischen
Wissenschaft, China spielt für die japanischen Schriftsteller dieselbe
Rolle, welche das classische Alterthum für unsere Gelehrten im sechszehnten
Jahrhundert; daher die grosse Zahl fabelhafter Thiere,
welche wir bei beiden finden. Dieses ist eine bedeutende Schattenseite
der meisten japanischen Naturgeschichten: Menschen mit Einem
Bein, mit schrecklich langen Armen oder Beinen, Einhörner verschiedener
Art, zwei- oder siebenköpfige Vögel stehen ganz unbefangen
neben recht naturgetreuen Abbildungen. Aber man darf
es ihnen, wie unseren mittelalterlichen Gelehrten, nicht zu hoch
anrechnen, sondern muss dabei bedenken, dass ihnen die Hülfs-
mittel zur Selbstanschauung, welche unsere Zeit dem Europäer so
reichlich bietet, Reisen und zoologische Gärten, ganz oder fast ganz
fehlen. Wenn einem ganzen Volke, wie in Japan seit mehreren
Jahrhunderten, das Ausland ein verbotenes Land ist, worüber es
nur durch vereinzelt zu ihm dringende Angaben der Fremden selbst
etwas erfahren kann, dann wird ihm freilich auch der Maassstab
schwinden, um fabelhafte und fremde Thiere zu unterscheiden,
Einhorn und Sirene wird ihm nicht minder möglich und nicht minder
gut bezeugt erscheinen, als Elephant, Kameel, der feuerfressende
Kasuar und der Neger. Die fabelhaften Thiere der japanischen
Bücher haben übrigens alle einen gemeinschaftlichen, auf ihre Her-
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