
146 Sandstrecken. Steiniger Strand bei Mogi.
Poli, in unsäglicher Menge, seltener eine kleine, innen bunte Patella,
Keine Uferkrabbe und nicht einmal Ligien habe ich hier gesehen;
der einzige Grund, den ich für ihre Abwesenheit finden kann, ist
der, dass in dieser stillen tiefen Bucht, in einiger Entfernung von
den menschlichen Wohnungen, wie die besuchten felsigen Uferstellen
waren, fast nichts vom Meere ausgeworfen wird, also die strandreinigenden
Crustaceen ihre Rechnung nicht finden. Der oberste
Tang, der sich in einiger Häufigkeit zeigte, war, wie inHelgoland,
der schleimige braungrüne Chondrus crispus, hier übrigens die dreli-
runde, weitläufig verzweigte Abart patens Turner.; Enteromorphen
und kleine Elorideen fanden sich stellenweise höher, doch sehr
sparsam. Aehnlich fand ich den Meeressaum an allen Stellen der Bucht,
wo ich bei verschiedenen Bootsfahrten landete, und auch auf der
kleinen Insel Papenberg am Eingänge der Bucht; doch ist hier auch
eine ldeine Sandstrecke, wo die Eischer in groben Netzen eine grosse
Sepioteuthis und einen kleinen, unserem Sandaal, Ammodytes, ähnlichen
Eisch in Mehrzahl fingen.
Das Schleppnetz brachte mir auf dem Sande gar nichts, in
den felsigen Stellen der Bucht nur einige kleine todte Conchylien:
M.urex, Dentalium etc. Das Interessanteste war mir eine grössere
nackte Meerschnecke, Plocamophorus, von der innerhalb zweier
Tage drei Exemplare mir vorkamen: eines, frei schwimmend, eines
im Schleppnetz und eines am Ufer ausgeworfen,
Mannichfaltiger war die Ausbeute an dem offenen, den Wogen
des Oceans mehr ausgesetzten Strande von Mogi, wohin auf Veranstaltung
des holländischen Consuls eine gemeinschaftliche, sehr
heitere Landparthie gemacht wurde, in der That über Land, da es
auf der Ostseite der langen Halbinsel hegt, von deren Westseite
aus die Bucht von Nangasaki eingreift. Der Strand ist im Allgemeinen
flach, voll grösser schlüpfriger Steine, an und zwischen denen sich
vielerlei Meerschnecken zur Ebbezeit im Trockenen fanden; am auffallendsten
war. aber ein P o llic ip e s (Cirripede), aus weiss, grüngelb
und röthlich bunt gemischt, gruppenweise in den engsten
Spalten und Lücken zwischen den Steinen sitzend, so dass es oft
schwer, ja unmöglich war, ihn abzulösen, da er an der Basis los-
gestossen werden muss, wenn man ihn ganz erhalten will; an den
Spitzen anfassend, bringt man ihn nur in Trümmern von seiner
Unterlage ah. Hier fanden sich nun auch Einsiedlerkrebse und
Raubvögel und Walfischfleisch als Nahrung.
einzelne Krabben, Grapsus; die Patellen waren grösser und stärker,
Alles vermuthlich in Causalzusammenhang mit dem stärkeren Wellenschlag.
Nördlich von Mogi tritt eine weisse Tuffbank an das Meer
heran, an der Berührungslinie haben die Wogen mannichfaltige
hübsche Nischen und Einsprünge ausgenagt, über welche oft noch
wie ein Dach der unverletzte Theil der Bank sich erstreckt. Diese
Nischen, namentlich die Unterseite der vorspringenden Dachpartinen,
sind der Lieblingsaufenthalt grösser, schwarzer, borstiger Käferschnecken,
Chiton, so wie einer Miesmuschel, Septifer, und einiger
BOhrmuscheln, bei Ebbe über Wasser.
Nach den Muschelhaufen zu schliessen, welche da und dort
neben den Häusern sich finden, bilden auch in diesem Theile von
Japan die Muscheln einen wichtigen Theil der V o lk sn a h ru n g ;
es waren wiederum die zwei zu Yokohama so häufigen Venusmuscheln
Tapes semidecussata und Cytherea petechialis, dann aber
auch Austern, eine behaarte Modiola und ein Septifer. Auf dem
Markte zu Nangasaki waren wiederum Turbo comutus und Haliotis
gigantea häufig, daneben auch, was ich sonst selten auf Märkten
gesehen, schon aus den Schalen herausgenommene Weichtheile vieler
Muschelthiere. Unter den Cephalopoden herrschte die Sepioteuthis
vom Papenberg und ein grösserer Octopus vor; von Crustaceen bot
der Markt keine Krabben, nur einige Langschwänze, Palmurus Ja-
ponicus und Penaeus sp. Von Eischen waren hauptsächlich Makrelen,
Schollen, kleine Rochen und weiss gefleckte Haie, von Wildpret
ein Hirsch, Fischottern und der Tanuki, Canis procyonoides; neu
war es mir, todte Eulen, Strix'fuscescens Tem., und Reiher, Ardea
nycticorax L., goi-sangi, auf dem Geflügelmarkt. beide fand ich
auch wirklich recht fett — und frisches Fleisch eines Walfisches,
kusira, in einem Victualienladen ausgeboten zu sehen; Anklänge an
die' Esslust des Kamtschadalen und Grönländers, die, von Ceres
verlassen, zu Fleischfressern geworden. Schon Kämpfer berichtet,
dass gerade hier in dem südwestlichen Theile Japan’s viel Walfische
im Winter gefangen.werden, bis 274 in Einem Jahre, und dass ihr
Fleisch sowohl für wohlschmeckend als gesund gelte, namentlich
für Leute, welche viel der Kälte und Nässe ausgesetzt sind. In der
That, da das Fleisch zahmer Säugethiere und Vögel eine sehr
geringe Rolle in der japanischen Küche spielt, ihre Hauptartikel
aber, Fische und Reis, wenig Fett enthalten, s*o muss die Zufuhr