
1 Die Art (oder Gattung) kommt nur im Süsswasser vor,
aber alle oder doch die allermeisten Verwandten derselben,
d. h die übrigen Arten derselben Gattung und die
übrigen Gattungen derselben Familie, leben im Meer. Man
kann sie als R e p r ä s e n ta n te n der Meeresfauna im
Binnenlande bezeichnen.
2. Die einzelnen Individuen wandern aus dem Meere zeitweise,
mehr oder minder regelmässig, in die Flüsse hinauf: Z u g f
is c h e , in der Regel so, dass die Fische im erwachsenen
, geschleehtsreifen Zustande die Flüsse hinaufsteigen,
um dort zu laichen, die jungen aber ins Meer zurückkehren,
wie in Europa der Lachs: au f s te ig e n de Z u g f
is c h e , pisces anadromi. Der umgekehrte Fall, dass erwachsene
Flussfische stromab ins Meer wandern, um dort
zu laichen, und die jungen wieder ins süsse Wasser einwandern,
ist bis jetzt meines Wissens nur vom Aal bekannt.
3. Die Arten (oder Gattungen) leben hauptsächlich an den
Flussmündungen, also in Wasser von geringerem und zeitweise
wechselndem Salzgehalt, gelangen wohl auch aufwärts
bis in rein süsses Wasser, aber bleiben in der Nähe
der Küste und fehlen dem eigentlichen Binnenland: B r a c k w
a s s e rfis c h e .
lü r den Reisenden, dessen Beobachtungen an jedem Ort auf
kürzere Zeit beschränkt sind, ist es nicht immer möglich, diese drei
Kategorieen bestimmt auseinander zu halten: was er im Binnenlande
erhält, kann zur ersten oder zweiten, was er auf den Fischmärkten
der grösseren Städte an der Küste findet, auch zur dritten gehören
oder zu den richtigen Meerfischen und nur des Verkaufs halber aus
etwas grösserer Entfernung herbeigebracht werden. Auf die Aussagen
der Verkäufer ist dabei wenig zu geben, denn sie beantworten
gern jede Frage des Fremden, die nicht ihr nächstes Interesse betrifft,
mit Ja. Doch will ich im Folgenden versuchen, die von mir
beobachteten Fische nach jenen drei Kategorieen zu scheiden und
beginne mit denjenigen marinen Formen, welche mir tief im Binnenlande
vorgekommen sind und für die gegenwärtig kein Grund vorliegt,
ihnen eine regelmässige Wanderung zuzuschreiben:
P e r c o id e n , barschartige Fische. Unser Flussbarsch und
dessen nächste Verwandte fehlen den süssen Gewässern der Tropenzone,
dagegen beobachtete ich zwei andere Gattungen im Binnenlande
Borneo’s, den Kapuas aufwärts bis in den Landsee Danau
Sriang, 75 geogr. Meilen von seiner Mündung, dem 1 lusslaufe nach
gemessen; den kleineren rimba-tawan, Ambassis microlepis (Bogoda
macrolepis Blkr.),46) blassgelblich, mit grossem röthlichen Auge,
Gabelschwanz und schwarzem Fleck an den vordem Stacheln der
Rückenflosse, und den grössern ringgau, Datnioides microlepis, bis
0,34 Met. lang, rosenroth mit schwarzen Querbändern und schwarzem
etwas breitem Endsaum der abgerundeten vertikalen Flossen. Die
Intensität der schwarzen Zeichnung ist sehr verschieden, zuweilen
sind die Bänder nur grau mit einzelnen entschieden schwarzen
Stellen, und einmal fand ich die beiden Seiten Eines Individuums,
das längere Zeit auf dem Trocknen liegen geblieben war, ganz verschieden
, die eine Seite 'rothgrau mit schwärzlichen Bändern, die
andere rein rosenroth mit nur schwach angedeuteten blassgräuen
Bändern; zeitweise Ausdehnung und Zusammenziehung der schwarzen
Pigmentzellen (Chromatophoren)47) dürfte diese Erscheinung, ähnlich
dem Farbenwechsel des Chamaeleons, hinreichend erklären;
vielleicht dient er auch hier dazu, die Farbe des Thieres derjenigen
seiner Umgebung zu nähern. Die Malaien am obern Kapuas wollten
diesen Fisch nicht essen und behaupteten, sein Fleisch verursache
einen Hautausschlag.
Den barschartigen Fischen im Aussehen noch sehr ähnlich
ist die kleine Familie der N a n d id a e , nach Bleeker s Anordnung nur
indische Süsswasserfische umfassend, während Günther auch die
marine Gattung Plesiops in dieselbe einbegreift.; es sind wenig ansehnliche
Fische, mit zahlreichen Stacheln in der Rückenflosse und
drei starken Stacheln in der Afterflosse, trüb braun oder grünlich
cefärbt, die Gattung Catopra meist mit lebhaft rothen Augen und
rothen Bauchflossen. Von dieser fand ich drei, von Nandus eine
Art im Binnensee Danau Sriang. Man gab mir an verschiedenen
Stellen Borneo’s verschiedene Namen für dieselben an, batong,
bantu und ikan glabat; katoprak ist nach Bleeker der Name eines
dieser Fische auf dem Fischmarkt zu Batavia und nandoo in einer
der vielen Sprachen Vorderindiens.
Die Familie der H o rn h e c h te , Scomberesoces, wird in dem
genannten Binnensee durch Belone canciloides Blkr. repräsentirt,
eine Art, welche im allgemeinen Ansehen sich wenig von den in
den Meeren Europa’s lebenden unterscheidet; auch im indischen
Archipel finden wir mehrere marine Arten. Ihr allgemeiner Name
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