
162 Hausgeflügel. Ansicht von Tamsui.
ähnlich unserer wilden Katze; sie haben meist einen kurzen Schwanz,
doch war er bei keiner, die ich sah, so verkrümmt und verkrüppelt,
wie bei den japanischen. '
H ü h n e r, ki, Gänse, ngo, und E n ten , yah, sind häufig
auf den Geflügelmärkten; erstere gleichen durch ihre hohen Beine
mehr oder weniger den cochinchinesischen. Die zahmen Enten
schienen mir alle eher grösser und langhalsiger, als die unsrigen;
in der Eärbung sind sie eben so verschieden, wie bei uns. Die
Gänse sind aber nicht die europäische Art, sondern die an ihrer
Stimme und an dem Schnabelhöcker leicht zu erkennende Trompetergans,
Anser cygnoides L. sp., welche also mit Recht von Manchen
chinesische Gans genannt wird, bald in ihrer eigenthümlichen braunen
Eärbung, wie sie in Europa zuweilen mit Schwänen als Luxusvogel
gehalten wird, bald weiss.s)
2. Tamsui auf Formosa.
3. April 1861.
Durch das freundliche Entgegenkommen unseres Capitains
wurde es während der Fahrt der Fregatte Thetis von Shanghai nach
Hongkong möglich, für einige Stunden die Insel Formosa zu betreten,
welche damals bis auf das altberühmte »formosanische Teufelchen«,
Manis pentaductyla L., zoologisch völlig terra incognita war, aber
seitdem durch die eifrigen Forschungen des englischen Consuls
Swinhoe in Betreff der Wirbelthiere zu einem der bestgekannten
Theile des chinesischen Reiches geworden ist.6) Die Thetis hielt
Angesichts der Mündung des Tamsuiflusses, westlich von der Nordspitze
der Insel, und im Laufe des Vormittags brachten uns die
Boote an’s Land, mit der Weisung, Nachmittags um 3 Uhr wieder
zurückzukommen. Wir fanden ein kleines Städtchen, die Häuser
aus Backsteinen gebaut, mit flachen Dächern, bewohnt von Chinesen
sammt deren gewöhnlichsten Hausthieren; Büffeln, Hunden und
Enten. Im Hintergründe nach Nordosten erhoben sich höhere, theils
bewaldete, öfter kahle Berge. Die uns zugängliche Küstengegend
selbst bot ein welliges Terrain, voll kleiner Wasserläufe, die zur
Bewässerung der zahlreichen Reisfelder dienen, die Anhöhen dazwischen
ziemlich kahl und steinig, einzelne Strecken durch Hecken
einer cactusförmigen Euphorbie abgegränzt. Von wilden vierfüssigen
Thieren war nichts zu sehen; häufig zeigte sich dagegen auf den
Land- und Strandthiere von Tamsui. 163
Hügeln ein lerchenähnlicher Vogel, Antlius cervinus Pall, sp.,
einzelne Exemplare mit eintönig graurother, andere mit schwarzgefleckter
Brust. Während dieser »Pieper« singend wie eine Lerche
in die Höhe stieg, zog ein grösserer schwarzer Vogel mit leier-
förmigem Gabelschwanz durch seine komischen Schwenkungen und
Burzelbäume in der Luft die Aufmerksamkeit auf sich, es war ein
Dicrurus (Edolius Cuv.), eine wesentlich indisch - afrikanische Gattung.
Unmittelbar nach dem Landen war von einem der Cadetten, Herrn
von Rabenau, ein Silberreiher geschossen worden, mit schönen
Schmuckfedem am Hinterhaupt und Hinterrücken, Schnabel und
Beine schwarz, Zehen und Zügel grünlich - gelb (Ardea garzetta L.?).
Eidechsen waren trotz des intensiven Sonnenscheins nicht zu
erblicken; dagegen ertönte lautes Froschgequak aus den Pfützen,
und die Urheber desselben stellten sich bald als die von China bis
zu den Philippinen verbreitete Rana vittigera Wiegm, heraus. Eben
so waren die Landschnecken sparsam — ich sah nur wenige schlecht
erhaltene Exemplare zweier Helixarten, die eine nächst verwandt
der chinesischen H. ravida Bens., die andere der IL. elegantissima
Pfr. von den Liukiuinseln, ,+- ' um so häufiger aber wiederum Süsswasser
conchylien, wie überall, wo Reisfelder sind, so eine Anodonta,
die von den Einwohnern gegessen wird, eine grosse Paludina, ähnlich
der Sinensis, ein mittelgrosser Limnaeus, unserem ovatus ähnlich,
und eine kleine Stenothyra. Land - Amphipeden kommen auch
hier vor.D
er S tr a n d wird theils durch feinen Sand, theils durch
Stein#- vorherrschend Granit — gebildet; an letzterem sitzen kleine
dunkle moosähnliche Algen: Acrocarpus pusillus Kg. und Caula-
canthus fastigiatus Kg., nebst gerippten Meereicheln; in einzelnen
Vertiefungen dazwischen finden sich auch schon etwas längere rothe
Algen, wie Grateloupia filiformis und Sphaerococcus. confervoides,
ferner die überall häufigen blatt- und fadenförmigen Ulvaceen
(Phycoseris und Enteromorpha); zwischen diesen Algen traf ich
kleine Amphipoden, Gammarus, zwischen den Steinen noch im
Trockenen Ligia nicht selten.
Der Sandboden zeigt zahlreiche eylindrische Löcher, über
einen Zoll tief, und eben so zahlreiche kleine Krabben, welche bei
Annäherung des Menschen rasch einem solchen Loche zueilen;
dieselben sind hellgrau und grünlich marmorirt, so dass sie auf
geringe Entfernung ein ähnlich punetirtes Ansehen bieten, wie der
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