
116 Namen der Molche. Fischmarkt.
Die kleinen Teichmolche, Triton subcristatus Schleg., heissen imori
(wimori) und stehen in der Encyclopädie unter den Eidechsen;
tsi-imori, der grosse oder stattliche imori, scheint ein Männchen im
Frühling mit entwickeltem Rückenkamm darzustellen. Die Aehn-
lichkeit des Namens mit yämori ist auffällig, da auch die betreffenden
Thiere, Molche und Gecko, auf den ersten Anblick viel Aehnlichkeit
unter einander haben. Nach Hoffmann in der Fauna Japonica ist
übrigens diese Aehnlichkeit nur insofern eine organische, als yamori
Hauswächter, imori (wimori) Brunnenwächter bezeichnet. Derselbe
gibt noch manche andere Etymologieen für japanische Thiernamen,
welche weder zu bestätigen, noch zu bezweifeln meine Sprach-
kenntnisse hinreichen. Eine der frappantesten dieser Worterklä-
rungen ist die von kairo, Frosch, als »qui court chez soi«, gewiss
aber nicht, weil er, verjagt, wieder an denselben Platz zurückkehrt,
sondern weil der japanische grüne Wasserfrosch, wie der europäische,
still am Ufer sitzt, aber bei Annäherung eines Menschen mit lautem
Plumps in’s Wasser springt, daher erst bemerkt wird, wenn er
»nach Hause geht«, das Wasser als seine eigentliche Heimath betrachtet.
5. Japanische Fische.
Die Japaner sind in ausgezeichneterWeise ein fischessendes
Volk; der Fischmarkt ist entschieden der wichtigste Theil des Victua-
lienmarktes, Fische in aUen möglichen Formen, mit Saucen oder getrocknet,
ganz oder zur Unkenntlichkeit zerstückelt und verkocht,
bilden die fast nie fehlende Zuspeise zum Reis, von den Mässigen
als Würze in spärlicher Quantität, von den besser Lebenden mehr
um ihrer selbst willen genossen, ganz wie das otyo v der alten
Griechen, das Sokrates in Xenophon’s Memorabilien III. 14. so
drollig bespricht, und das wahrscheinlich auch hauptsächlich aus
Fisch bestand. Getrocknete Fische bilden sogar einen Bestandtheil
des Universal-Vogelfutters.
Auf den nordeuropäischen Fischmärkten spielen im Allgemeinen
die Pleuronectiden (Plattfische, wie namentlich der Flunder), auf
den südeuropäischen Sparoiden und Mugil (Brassen und Meeräschen)
die grösste Rolle, in Yokohama herrschen die Sparoiden über Mugil
und Pleuronectiden vor, häufig waren auch Rochen und Meerengel
(Squatina), Seehähne (Trigla), Meergrundeln (Gobius) und ein Gun-
nellus, dem Butterfisch von Helgoland ähnlich; die Mannichfaltigkeit
Fischmarkt in Yokohama. 117
war aber gross, und so oft ich Morgens nach dem Markte ging,
fand ich des mir noch Neuen, also zu Kaufenden, mehr, als ich
erwartet und — gewünscht hatte. Die Farbenmannichfaltigkeit aber
war mässig, weiss, silberfarbig und braun in verschiedenen Schat-
tirungen das Meiste; schön rosenroth aber mehrere Chrysophrys
(tai), der auch nicht seltene Latilus argentatus (ämatai), buntfarbig,
aber ohne Silberglanz, wie überall, die Lippfische (Labroiden,
namentlich Julis). Durch schiefe orangefarbige Bänder zeichnet
sich Chilodactylus zonatus aus, durch fast einfarbig schwarze Färbung
der kuro-tai, d. h. Schwarzbrassen, Girella punctata Gray =
Melanichthys Schleg., und eine Art des kasango (Sebastes?), ferner
ein dorschartiger Fisch, umi-itatsi, Meerwiesel genannt, und ein
kleiner Haifisch, wanisame (Triakis?). Von Scomberoiden spielen
hauptsächlich einige grosse Arten von Thunfischen und Boniten,
schnittweise verkauft, eine wichtige Rolle auf dem Fischmarkt und
in den Bilderbüchern Japan’s, so namentlich der kätsuwo, Thynnus
pelamys L. Zu einer Sonderung der das ganze Jahr hindurch vorhandenen
und der nur in gewissen Jahreszeiten gefangenen Fische
zu gelanget, dazu reichte die an sich lange Zeit von Mitte September
bis Ende Januar doch nicht aus, theils wegen anderweitiger Beschäftigung,
theils weil von Anfang an Alles neu erschien und später
ich leider das schon früher Gesehene nicht mehr notirte. Doch
spricht dafür, dass ich fortwährend neues Besonderes antraf;
namentlich mehrere seltsame Formen, wie Chimaera, Halieutaea,
Macrourus, Dactylopterus, bekam ich erst im Januar zu Gesicht;
den eigenthümlichen Monocentris erhielt ich nur getrocknet, nie
frisch. Es ist dabei aber zu bedenken, dass allmälig der Ruf meines
Sammelns sich verbreitet hatte und zuletzt auch aus etwas grösseren
Entfernungen mir gebracht wurde, was etwas Besonderes schien.
Gleich am Anfang unseres Aufenthaltes wurden Einem von der Gesellschaft
als grosse Rarität »Drachenzähne« gezeigt, die im Besitz
eines Priesters sein sollten und wofür über 100 Itsipu’s (50 preuss.
Thaler) gefordert wurden: es war ein Kieferknorpel von Cestracion,
der eigenthümlichen neuholländisch-japanischen Haifischgattung mit
Pflasterzähnen, und später erhielt ich dergleichen zu weit billigeren
Preisen.
Dr. Günther hat auf einzelne merkwürdige Aehnlichkeiten
zwischen der japanischen Fischfauna und derjenigen der subtropischen
Theile des atlantischen Oceans, namentlich Madeira’s und des