
Seeschlangen.
Cidaris metularia Lam.; ferner zwei lebende Schnecken, die glänzende
Marginella Bemardi Largilliert und ein feinbehaarter Murex,
noch mehr aber todte Conchylien, worunter namentlich Den-
talien zahlreich, und ein Spondylus imperialis Chenu; endlich
mehrere Krabben, wie z. B. Myra fugax E. Pilumnus vespertilio
Ad. Wh. u. s. f., eine weiche zusammengesetzte und eine harte
Einzelkoralle, Nephthya und Balanophyllia. Ich hatte nicht erwartet,
dass der Schlammgrund in dieser Tiefe so reich an thie-
rischem Leben sei.
Noch ehe die Durchmusterung beendet war, wurde mein
Wunsch erfüllt, in einem Boote den pelagischen Thieren entgegenzugehen
und sie in ihrem Elemente selbst zu sehen. Zunächst galt
es den S e e s c h la n g e n , die das allgemeine Interesse erregt hatten,
und von denen Herr A. Berg, der diese Bootsfahrt mitmachte,
mehrere mit eigener Hand mittelst eines gewöhnlichen Keschers
fing. (Vergl. dessen Schilderung im ersten Bande der Reisebeschreibung
S. 232.) Wir sahen sie schon von Weitem oft über dem
Wasserspiegel, als ob sie wie auf einem festen Boden darüber
hinwegliefen, immer in horizontalen, nie vertikalen Schlangenbiegungen
sich bewegend. Die häufigste und einzig gefangene war
die oben schwarze, unten gelbe Pelamis bicolor Daud.; diese schien
das Tauchen gar nicht zu heben, sie kam stets dem Boote sehr
nahe, ehe sie sich dazu entschloss, und stieg dann gleich hinter
dem Boote wieder an die Oberfläche; noch öfter entwischte
sie nur nach der Seite hin unserem Fanginstrument. Eine grössere
Art mit Ringbändem, also eine ächte Hydrophis, ging dagegen viel
früher vor dem herankommenden Boot in die Tiefe und kam nie so
nahe, dass wir sie fangen konnten; auch ihre Farben schienen uns
im Wasser gelb und braun, nicht weiss und blau, wie manche in
den Sammlungen aussehen. Die erstere benahm sich in der Gefangenschaft
sehr ruhig und machte nie Miene zu beissen.
Eine weitere Beute brachten uns die schwimmenden Holzstücke;
dicht um dieselben fand sich fast immer eine Anzahl kleinerer
Fische, namentlich Therapon und Chaetodon, beide silberweiss mit
dunklen Bändern, welche -sich selbst auf die Flossen erstrecken,
aber hei dem ersten der Länge nach, bei dem zweiten von oben
nach unten verlaufen. Anfangs. glaubte ich, sie suchen das Holz
des Schattens wegen auf, aber als ich auch verschiedene Crustaceen,
namentlich eine kleine Garnele, Alpheus Neptunus Dana, und eine
Schwimmendes Holz., Chinesische Fischer. 57
Galatea an dem Holze bemerkte, wurde mir klar, dass ein mehr
materieller Grund sie anziehe. Die Krabbe war die viereckige Varuna
literataF. sp., die einzige Gattung unter den eigentlich kurzschwänzigen
Krebsthieren, die alle Fusspaare ausser den Scheeren zum Schwimmen
eingerichtet, d. h. abgeplattet, zeigt. Doch hielt sie sich auch
gern an dem Holze fest und verliess es nur, wenn wir darnach
griffen. ■ 'Ein Individuum dieser Art war am zweiten Tage der Fahrt
von Singapore ab in einem der Boote beim Reinmachen gefunden
worden, es war vermutlilich auf der Rhede hineingekommen, als die
Boote meist zu Wasser waren, war also über 48 Stunden ohne
frisches Meerwasser am Leben geblieben. Fest an dem Holze sassen
zweierlei Arten sogenannter Entenmuscheln, eine glatte und eine
rauhe (Lepas anatiferaL. und L. serrata Spengl.?); im Innern des ganz
durchlöcherten Holzes fanden sich in nicht geringer Anzahl grosse
Ringelwürmer (Amphinome) und Bohrmuscheln, Pholas striata L.
Diese letztere ist, wie die Lepasarten, durch verschiedene Meere
verbreitet, was gerade mittelst treibenden Holzes u. dgl. geschehen
sein kann.
Auch fliegende Fische wurden wieder gesehen, aber leider
nicht gefangen; als letzter pelagischer Fisch ist endlich noch Alutera
Cuv. zu erwähnen, wovon Ein kleines Exemplar ganz oberflächlich,
frei schwimmend, gefunden wurde.
Den 18. August kam mehr Wind, die Seeleute hatten wieder
zufriedenere Gesichter, die zoologische Idylle der Windstille war
hinter uns, aber sie wiederholte sich einigermaassen in der F o r m
o s a s tr a s s e (oder Fukianstrasse, zwischen der Insel Formosa
und der chinesischen Provinz Fukian), als wir gegen contrairen
Nordostwind kreuzen mussten, am 27., gerade unter dem nördlichen
Wendekreise, und in der Windstille des folgenden Tages. Rings
um uns waren Fischerboote oder auch blosse Fischerflösse, man
wollte einmal 150 gleichzeitig in Sicht befindliche gezählt haben.
Was diese See-Chinesen hier fischen, erfuhren wir bei dem Besuch
einer der grossen Dschunken. (Vergl. den ersten Band der Reisebeschreibung
S. 234.) Ein grösser Theil des Deckes derselben war
bedeckt mit aufgeschnittenen Loligo Sinensis Gray, welche schon
hier an der Sonne getrocknet wurden, um dann nach China und bis
Japan versandt zu werden, wo ich später diese Delicatesse öfters
auf den Märkten wiedergesehen habe; ferner hatten sie noch einen
geringen Vorrath eines schwarzen Balistes (ringens Bloch?) und