
IX.
DIE PHIL IPP INEN.
VOM a. MAI BIS 19. JUNI 1861.
1. Die Stadt Manila.
M akila , auf der grössten philippinischen Insel Luzon, im Innern
der grossen Bai gleichen Namens unter 17° Nordbreite gelegen,
rechtfertigte während unserer Anwesenheit die Bemerkung von Sir
John Bowring, dass in den Monaten März bis Juni daselbst Hitze
imd Staub sehr niederdrückend seien, und es hätte mit seiner
flachen näheren Umgebung dem Naturforscher wenig Interessantes
geboten, wenn es nicht, als Hauptsitz der spanischen Macht in
Ostindien seit 1571, bereits einigen wissenschaftlichen Apparat zur
Kenntnissnahme der Naturgeschichte des Landes böte, nämlich
Buchläden und eine Naturaliensammlung. In ersteren fand ich neben
einer Flora der Philippinen, vom Augustiner Blanco, 1845 zu Manila
gedruckt, zwei geographisch-statistische Beschreibungen, welche
auch einiges naturhistorische Detail, namentlich über die höheren
Thiere, geben, und ein Vocabular der tagalischen Sprache, einer
Schwester der malaiischen, welche von den Eingeborenen dieses
Theiles von Luzon gesprochen wird, woraus ich die bekannteren
Thiemamen und damit, welche Thiere hier den Menschen besonders
interessiren, entnehmen konnte.') Die N a tu ra lie n sam m lu n g ,
in der 1847 gegründeten Biblioteca militar aufgestellt, enthielt neben
Exemplaren aus anderen Thierclassen namentlich eine schöne Reihe
ausgestopfter Vögel. Ich hielt es der Mühe werth, sie mit Hülfe
von Bonaparte’s Conspeetus und Schlegel’s Handleiding zu bestimmen
und über die mir zweifelhaft bleibenden Notizen zu machen,
die mir deren Bestimmung in Europa ermöglichten, um so mehr,
als ich während der Arbeit immer deutlicher erkannte, dass keine
fremde, von aussen gebrachte Art darunter sei. Ich nehme um so
weniger Anstand, dieses Verzeichniss hier einzureihen, da ich nicht
weiss, ob bei der Verwüstung Manila's durch das Erdbeben von 1863
jene interessante Sammlung verschont geblieben sei. Auch zur
Wiedererkennung der im Freien gesehenen Vögel diente mir jene
Liste als Anhaltspunet, und indem ich ihretwegen auch die früheren
Angaben über philippinische Vögel von Pater Camel, Sonncrat und
Meyen ') durchgesehen, entlehnte ich auch hieraus Einzelnes füi
das folgende Verzeichniss, doch stets mit Angabe der Quelle, weshalb
alle in der Sammlung der Biblioteca militar zu Manila gesehene
Arten noch besonders mit B. bezeichnet sind.
Die tagalischen Thiemamen, welche mit den allgemein
malaiischen übereinstimmen oder nur unwesentlich, hauptsächlich
in den Vocalen, abweichen, sind im Folgenden cwrsiv gedruckt.
2. Philippinische Vögel.
Haliaëtos leucogaster Gmel. sp., ein weisser Seeadler mit schwarzen
Flügeln. B.
Haliastur Pondicerianus Gmel. sp., banog, der häufigste Raubvogel
auf Luzon; ich sah ihn wiederholt auf dem Pasig-
fluss und der Lagune, nach Fischen stossend und von
Raben verfolgt. B.
Nisus Manilensis Meyen Taf. 49.
Falco sericeus Kittlitz, Zwergfalke, verwandt dem bekannteren
hinterindischen F. coerulescens L. B.
Geier scheinen auf den Philippinen, wie im ganzen indischen
Archipel, zu fehlen.
Eulen fand ich auch keine in der genannten Sammlung, doch
kennt schon Camel vier verschiedene mit eigenen einheimischen
Namen, und im britischen Museum befinden sich
dreierlei philippinische Arten.
Caprimulgus macrourus Horsf. B. Eine Art dieser Gattung hörte
ich sehr oft am Strand von Cavité des Abends schreien.
Collocalia troglodytes Gray. Die Nester dieser Schwalbe werden
an den steilen Küsten der südlicheren Inseln nicht selten
gesammelt und als Delicatesse an die Chinesen verkauft
(Buzeta I. 219), so auf den Calamianes, an einigen Stellen
von Mindanao und auf den Soloinseln.