
Steinen des Dammes selbst sitzt Litorina balteata Rv. und ein
Brackwasser-Cerithium (C. zonale Brug., Lampania z. Gray) in
Menge, seltener Neritina crepidularia und eine kleine Assiminea,
letztere auch auf dem Schlammboden selbst. Einzelne Partinen des
Sumpfes, jenseits des Dammes, durch Rohrhecken vielfach ab-
getheilt, erinnern lebhaft an die venetianischenValle und sind, wie
diese, ein Sammelplatz der wilden Enten, müssen also auch viel
kleine Thiere zu deren Nahrung enthalten, es gelang aber nicht,
die Terrainhindernisse zu überwinden, welche mich davon trennten.
In der Nähe des Weges nach Kanagawa waren die Ränder des
Salzwassersumpfes mit Atriplex und Chenopodium besetzt, auf dem
Schlammboden selbst trieb sich eine eigentliümliche Krabbe, Helice
tridens Haan, umher, und auf dem Wasser selbst erschien als das
erste Insekt ein grösser Wassertreter, Hydrometra. Nach der See
zu werden die Litorinen häufiger, das Cerithium seltener, dagegen
begannen schon Einsiedlerkrebse (Pagurus) gauna, kamina, deren
leere Schalen in Besitz zu nehmen. An der Seeseite des Dammes,
zwischen den zwei Brücken auf dem Wege von Yokohama nach
Kanagawa, deren erste gerade die Verbindung des Sumpfes mit dem
Meer überspannt, sah ich, vom Lande her kommend, die ersten
Ligien und die ersten Meereicheln, Baianus. Das Aussehen der
letzteren war in auffallender Uebereinstimmung mit der Stelle, wo
sie sassen: schmutzig dunkelgrau an den Steinen, heller an den
Pfählen und besonders rein, weiss mit violetten Strahlen, an den
gehobelten hölzernen Brückenpfeilern. Patellen vermisste ich hier
und erhielt deren überhaupt nur wenige kleine in Japan.
Südlich von Yokohama enden die Hügel mit steilen, oft
senkrechten Wänden bröcklichen Lehmes und Thones gegen das
Meer; nur an den kleinen Rinnsalen süssen Wassers sind hier noch
Pflanzen zu sehen; an den feuchten, kahlen Wänden selbst begegnen
sich von oben eine schwarze Eorficula und von unten die so häufige
Ligia. Unten ist ein Streif groben Sandes und Kieses, bei Ebbe
über Wasser, aber von den mehr vorspringenden Ecken der Wände
unterbrochen, besät mit von oben herabgestürzten Gesteinsstücken,
so wie mit den von den Wellen ausgeworfenen und arg misshandelten
Conchylien, namentlich Vermetus imbricatus Dkr., Trochus
rusticus Gm., Dolium variegatum Lam., Purpura luteostoma Chemn.,
Cancellaria Spengleri Desh. u. a. Zosteren findet man hier in Menge
ausgeworfen, von eigentlichen Algen nur Ulven und wenige kleine
Plorideen, diese an ausgeworfenen Conchylien, namentlich dem
genannten Trochus, aufsitzend. Unter diesen Auswürflingen treiben
sich lebende Amphipoden herum; Strandkrabben vermisste ich.
Chthamalus sind nicht selten am anstehenden Gestein; weiter gegen
die Mississippibai zu, wo weichere, von den Wellen vielfach angenagte
Pelsen auftreten, werden die grobgekielten Litonnen wieder
häufig, und finden sich in den Vertiefungen kleine grasgrüne Actinien
bei Ebbe über Wasser.
Auch auf dem Steindamm des Landungsplatzes zu Yokohama
begegnen sich Eorficulen und Ligien, die letzteren sind den Einwohnern
wohlbekannt und erscheinen in der Encyclopädie als funemusi,
Schiffsinsekt.
An der Mississippibai kommen einzelne sandige Strecken des
Grundes mit Zostera bewachsen vor, und am Strande fand ich
mehrere interessante E c h in o d e rm e n , so die flache dunkelviolette
Scutella Japónica m. (Chaetodiscus scutella Lütken), von den Japanern
Kuchenmuschel, motsingai, genannt, einen neuen Seeigel, uni,
Temnopleurus Japonicus m., und stachlige Seesterne, Astropecten
scoparius Val.; einen der letzteren brachte mir das Schleppnetz m
der Nähe von Yokohama aus sieben Faden Tiefe herauf, die einzige
erfreuliche Ausbeute mehrerer Züge, da sonst der Inhalt nur aus
zähem, hellgrauem Thonschlamm und Fragmenten von Muscheln
(Tapes , Tellina etc.) bestand.
Nichtsdestoweniger muss die Bai reich an C o n c h y lie n sein,
denn diese bilden einen bedeutenden Bestandtheil der Volksnahrung:
Haufen leerer Muschelschalen traf ich hier, wie auf Madeira, häufig
neben den Bauemhütten an, und die Märkte in Yeddo und Yokohama
verschafften mir eine nicht ganz kleine Reihe interessanter
Conchylienarten in zahlreichen und frischen Exemplaren. Die
ansehnlichste darunter ist das Riesen-Seeohr, Haliotis gigantea
Chemnitz, japanisch awabi, innen schön perlmutterglänzend, aber
aussen neben der natürlichen glanzlosen Rindenschicht regelmässig
noch mit einem wahren Dickicht kurzer Corallinen (filicula) und
anderer kleiner Algen bewachsen. Die zahlreichste unter den
Marktmuscheln dagegen war Tapes sémidecussata Desh., ásari,
kaum zu unterscheiden von der in den italienischen Seestädten
eben so häufigen T. decussata L. sp., in vielerlei Farbenänderungen;
eine andere Art von Venusmusch ein, die grössere glänzende Cytherea
petechialis Lam., hamángori (famaguri bei Kämpfer), ist auf dem