
Eine grosse Uebereinstimmung des Siamesischen mit dem
Chinesischen fällt besonders bei den Namen der Hausthiere auf,
doch ist dabei zu bedenken, dass es meist Nachahmungen des eigentümlichen
Lautes der Thiere selbst sind. So
Rind siamesisch ngua, chinesisch niu, in Kanton ngau,
Katze » meo, » mau,
Hahn » ki, » ki,
Gans » han, » ngan, im Kantondialekt
wilde Gans, japanisch
gan,
Ente » pe, » im Kantondialekt ap,
aber auch
Pferd siamesisch ma, chinesisch ma,
Elephant » tshang, » siang oder tsiang.
Diese Uebereinstimmung kann freilich so erklärt werden, dass das
Pferd erst durch die Chinesen in Hinterindien, der Elephant durch
Hinterindien den Chinesen bekannt geworden und die betreffenden
Namen daher in dem einen und ändern Lande entlehnte Worte
sind. Aher eine ähnliche Uebereinstimmung finden wir auch bei
einzelnen Namen wilder Thiere, z. B.
Garnele siamesisch kong, chinesisch ha,
Vogel » nok, » niau, im Kantondialekt
niu,
Kröte » kang kok » tschen,
Schildkröte » tao, » (Schildpatt) tai,
Schlange » nuod. ngu, » nan.
Mehrere dieser Fälle lassen sich auch dadurch erklären, dass das
eine Volk die erste Kenntniss des betreffenden Thiers dem ändern
verdankt und damit auch seinen Namen aufnahm. Die meisten der
siamesischen Thiernamen sind aber, obgleich die Sprache auch
wesentlich monosyllabisch, ganz abweichend von dem chinesischen
z. B. pla Fisch, chinesich yü, und ebenso fremd dem malaiischen
(ikan). Dagegen scheint die Sprache von Cambodja mit der siamesischen
verwandt zu sein, nach einigen Thiernamen, die ich aus
Molihot’s Reisebeschreibung notirt:
Rind in Siam ngua, in Cambodja ku,
Schaf # » ke, » » chiem,
Geier » » reng, » » rat,
Adler » » insi, o » antri,
Frosch in Siam kop, in Cambodja ong-kep,
Grille » » tshangrit » » tshangret.
Das siamesische Volk nennt sich selbst das Volk der Freien,
aber ich habe nirgends anders einen so entschiedenen Despotismus gesehen
wie hier und damit ein solches Darniederliegen des Kunstfleisses;
wer etwas kann, muss für den König arbeiten, gegen willkürliche
und geringe Vergütung; so fehlt jeder Sporn zum Fortschritte und
die einzige Kunstübung besteht in einem barbarischen, von ferne glänzenden
Luxus der königlichen Bauten. Die einzigen Thierdarstellungen,
die ich in ganz Bangkok zu kaufen fand, waren elende
Thonfiguren, mit unnatürlichen Farben überstrichen, von Elephanten,
Hühnern, Mäusen u. dgl., so plump, steif und grob gearbeitet, wie
nur das geringste Kinderspielzeug bei uns, ohne alle Spur der liebevollen
Naturauffassung, die in den japanischen Thierfiguren erfreut.