
Zu Nangasaki ist ebenfalls der unschädliche Tropidonotus
tigrinus häufig, diese Schlange wurde vom Missionär Schmidt im
eigenen Hause gefangen; ich erhielt daselbst aber durch die Güte
des Arztes Dr. Pompe van Meerdervoort noch einige japanische
Reptilien, welche ich vorher in Yokohama vermisst hatte, wahrscheinlich
alle aus der Umgegend von Nangasaki stammend, nämlich
Elaphis quadrivirgata, Coluber conspicillatus, Platydactylus
jamori und Eumeces quinquelineatus.
Eine lebende Schildkröte, Emys Japonica, fand Herr Wichura
bei einer seiner Excursionen in einem Reisfelde; sie mag im grössten
Theile des Landes nicht selten sein, nur wegen ihrer Scheuheit,
wie die europäische Art, schwer zu finden, da sie dem Volke
wohl bekannt ist und so häufig, auf alle mögliche Weise, von der
Bronzefigur bis zum papiernen Kinderspielzeug, nachgebildet wird;
auch ihre Schale fand ich in den Läden Yokohama’s queer-
durcli auseinandergesägt und die Lücken mit Lack geschlossen
zu einer taschenförmigen Schachtel mit Schnüren verarbeitet. Ich
kaufte lebende Exemplare zu Yokohama, und zwar sowohl von
Emys Japonica, als Trionyx Schlegelii, letzterer war oben dunkelbraungrau,
von der Farbe moorartigen Schlammes, unten schmutzig
weiss; auf der Schnauze in der Mittellinie ein schmaler schwarzer
Längsstreifen, nach hinten durch einen ähnlichen Queerstreifen
zwischen den Augen abgeschnitten; von j edem Auge nach vom und
unten zur Lippe ein eben so schmaler schwarzer Streif; die Lippen
mit gelblichweissen schwarzpunktirten Flecken; ähnliche, aber
grössere Flecke an der Kehle und an den Seiten des Halses, scharf
begrenzt, nach hinten und oben aufsteigend.
Die e in h e im is c h e n Namen der Reptilien sind zwar schon
in der Fauna Japonica angegeben (Reptil. Einleitung Seite V), doch
erlaube ich mir auch hier eine neue Zusammenstellung derselben
nach dem, was ich in Yokohama selbst gehört und in den dort
gekauften Büchern gefunden habe.
S c h i l d k r ö t e n .
Game, .^zuweilen auch mit Weglassung des Erweichungszeichens
käme geschrieben, ist der allgemeine Name der Schildkröten,
und gilt daher auch x a r e£o%rjv speciell für die am häufigsten
zur Anschauung kommende Emys Japonica (Schleg.) Gray,
welche in Büchern öfters näher bezeichnet wird als isingame,
Steinschildkröte, misu-game, Wasserschildkröte, oder nach Hoffmann
bei Schlegel auch yama-game, Bergschildkröte. In der Eneyclopädie
finde ich übrigens die Wasser- und die Steinschildkröte' in zwei
verschiedenen Artikeln hinter einander, kann aber keinen anderen
Unterschied in den betreffenden Abbildungen finden, als dass die
Wasserschildkröte am steinigen Ufer eines grossen Gewässers; die
Steinschildkröte auf unebenem Boden neben einem Bergbache abgebildet
ist. Mino-ngame ist der Name des fabelhaften, oft in Bild
und Sculptur dargestellten Schildkrötenkönigs mit äusseren Ohren
und reichem Haarschweif; letzteren wollten Manche, um die Treue
der japanischen Darstellungen zu verfechten, als auf der Schale
gewachsene Wasserpflanzen, Conferven, deuten, aber die Vergleichung
mit anderen fabelhaften Thieren (vergl. oben) spricht entschieden
dagegen. In der Eneyclopädie finde ich noch eine ko-ngame oder
hebi-kui-game, schlangenfressende Schildkröte, ebenfalls mit äusseren
Ohren abgebildet und deshalb, wie ihrer angeblichen Nahrung
wegen, wohl nicht minder fabelhaft, als die vorige. Als umi-game,
Meerschildkröte, und tai-mai erscheinen in der Eneyclopädie zwei
recht kenntlich dargestellte Meerschildkröten der Gattung Chelonia,
erstere mit einfarbiger, letztere mit gefleckter Schale. Tama-game,
Juwelenschildkröte, soll ohne Zweifel die das Schildpatt liefernde
Karettschildkröte, Chelonia caretta L. sp. = Ch. imbricata auct.,
darstellen, aber die Schuppen ihrer Schale sind in der betreffenden
Figur etwas gar zu flügelförmig ausgefallen, und die Zahl der Füsse
ist auf sechs gestiegen; es ist also für die Japaner ein fremdes,
halb fabelhaftes Thier, wie z. B. das Moschusthier oder der Löwe. Andere
Entstellungen, wie eine Schildkröte mit Menschenkopf, welche
in der Eneyclopädie neben den anderen wirklich existirenden Arten
sich findet, sind offenbar rein erfunden. Nur für die eigenthümliche
Schnappschildkröte, Trionyx (stellatus var. Schlegel = Schlegelii
Brandt), hat der Japaner auch ein eigenes Wort, gesprochen spon,
geschrieben so -u-po-n; die Abbildung in der Eneyclopädie ist im
Allgemeinen gut, nur in der Zahl der Zehen nicht genau; ihr schliesst
sich eine ähnliche mit noch längerer gavialähnlicher Schnauze an,
vielleicht eine eigene Art, vielleicht nur abweichende Darstellung
derselben aus anderer Quelle, und endlich ein dreibeiniger spon,
offenbar nur auf einer Monstrosität oder geheilten Verstümmelung
beruhend.
Ost-Asien. Zoologisch. I,