
16 Fischmarkt.
Augen, Polyprion cernium, selten im Mittelmeer, hier häufig, und
der schön rothe, stark zusammengedrückte Alfons in (Beryx deca-
dactylus und splendens), aus einer nicht artenreichen Familie, deren
mehr charakteristische Formen an den Küsten von Neuholland
(Trachichthys) und Japan (Monocentris) Vorkommen, und längst
bekannt waren, ehe man einen Repräsentanten derselben auch im
Mittelmeer entdeckte (Hoplostethus). Beide genannten imponiren
durch die Grösse ihrer Augen und deuten dadurch an, dass sie in
der Tiefe leben; bei Polyprion sind dieselben stark hervorgetrieben
und der Fisch sieht deshalb, da die Bindehaut den vortretenden
Bulbus in Form eines kurzen Cylinders umhüllt, wie mit einem
Opernglas versehen aus. Bekanntlich gilt dieser Fisch, nach den
Angaben von Risso und de la Roche, auch im Mittelmeer für einen
Bewohner grösserer Tiefen, und der Gedanke hegt nahe, dass erst
heim Heraufgezogenwerden, indem der Druck des umgebenden
Wassers sich rasch vermindert, die Augen dergestalt hervorgepresst
werden, wie bei ändern Fischen unter ähnlichen Umständen der
Magen durch den Mund heraustritt.
Fast eben so roth, wie der Alfonsin, "Iber durch bräunliche
Wolken gemildert, ist die Farbe des »Schwarzmaules«, Sebastes
imperialis Cuv.; seinen Namen verdankt er der schwarzen Farbe
der Mundschleimhaut, die er mit manchen ändern sonst sehr unähnlichen
Fischen, z. B. Gadus carbonarius u. a., theilt. Eine
grosse Häringsart, Clupea maderensis, ist im Beginn und soll im
folgenden Monat häufig werden. Ferner sah ich sehr grosse Meer-
Aale (Conger) und kleine Haifische, dagegen keine Rochen und
keine Schollen, doch soll ein kleiner Butt (Rhombus) zuweilen Vorkommen10).
Ausgezeichnet ist dagegen der Fischmarkt von Funchal
dadurch, dass er fast täglich frische Seeschildkröten (Chelonia ca-
retta L. = caouana Schweigger, dieselbe Art wie im Mittelmeer)
aufzuweisen hat und zu billigen Preisen; fünf Schillinge für ein
Stück zu verlangen, ist schon eine nur Fremden gegenüber mögliche
Ueberforderung.
Krebse, Cephalopoden, Muscheln oder sonstige wirbellose
Thiere waren auf dem Fischmarkte an den wenigen Tagen, an
denen ich ihn besuchen konnte, nicht zu sehen, doch erfuhr ich
von solchen, die längere Zeit auf M a d e i r a zubrachten, dass Tintenfische
nicht selten gefangen werden und ausserhalb der Stadt
sieht man fast vor jedem Bauernhause einen grossen Haufen leerer
Schnecken als Nahrungsmittel. Echlnodermen. 17
Schalen von lapes (Patella scutellaris, aspera und guttata) und ca-
ramuchos11) (Trochus colubrinus), als Zeugniss, eine wie wichtige
Rolle diese Schalthiere als Nahrungsmittel des Volkes spielen; der
Naturforscher freut sich, hier an einer grossen Anzahl von Exemplaren
das Wandelbare einzelner Kennzeichen und das Gleichbleiben
des Totalcharakters, namentlich in Bezug auf die drei Arten von
Patella, zu beobachten, und wird dabei zuweilen noch durch eine
einzelne zwischen den Tausenden von Patellen versteckte Haliotis
überrascht. Dass Muscheln dem Menschen zur Speise dienen, sah
ich auf M a d e i r a nicht, während sie doch sonst viel häufiger als
Schnecken dazu verwandt werden, man denke, ausser der Auster,
nur an die Miesmuscheln der holländischen Matrosenküchen und
die Vongole (Venus edulis, aurea u. a.) der neapolitanischen Restaurationen;
dieser Umstand,, dass einschalige, nicht zweischalige
Conchylien das Haupt-Contingent zur Volksnahrung stellen, bezeichnet
mehr als jeder andere M a d e i r a als reine Felsenküste, ohne
Sand- oder Schlammflächen.
4. Meerthiere des Grundes.
Durch Tauchen brachte mein Fischer in der Nähe von Loo-
rock mir ein paar E c h in o d e rm e n in die Hände, welche er vom
Boote aus gesehen, die aber nie über Wasser kommen, so einen
dunkelblutrothen Seestem, Ophidiaster ophidianus Ag., zweierlei
Seeigel, Echinus brevispinosus Risso, mit kurzen violetten, an der
Spitze dunkelrothen Stacheln, und ein Diadema mit langen schwarzen
rauhen Stacheln, endlich eine Holothurie, H. tubulosa?, welche
sofort einen zähen, rasch zu Fäden erstarrenden Schleim von sich
gab und in Spiritus gebracht nicht ermangelte, auch ihre Eingeweide
von sich zu geben.12)
. Von Bewohnern grösserer Tiefen bekam ich mehrere bei den
schon erwähnten Naturforschern und Naturfreunden zu sehen,
welchen mehr Müsse für solche Forschungen vergönnt war. Herr
Johnson erhielt als häufigere Ausbeute des Schleppnetzes namentlich
den kleinen hübschen Pecten corallinoides Orb.13), nächsten
Verwandten des westindischen Pecten nodosus L. sp., aber weit
verschieden von allen Arten des Mittelmeers. Hauptsächlich wird
diese Region charakterisirt durch grössere S te rn - und H o rn -
lco ra llen , welche hier verhältnissmässig reicher als im Mittelmeer
vertreten sind, aber noch nicht in dem Grade, wie in dem
Ost-Asien. Zoologisch. I. “