
Rossi, und das (wie in Süddeutschland) mehr unregelmässige Erscheinen
der südeuropäischen Gottesanbeterin, Mantis religiosa,
hervor. Von Schmetterlingen sah ich unsern bekannten Kohl-
weissling, Pieris hrassicae L. Die Hymenopteren spielen, wie in
allen wärmeren Gegenden, keine geringe Rolle, so unter anderen
die Gattung Ophion; Ameisen findet man viele im Freien, und
berühmt durch Heer’s Schilderung ist die Hausameise von M a d e i r a .
Culex longiareolatus macht sich als Muskito lästig. Das europäische
Heimchen, Gryllus domesticus L., ist auch hier vorhanden. Läuse
und Flöhe sind so häufig, wie anderwärts, und man sieht auf den
Strassen Funchals nicht selten die Mutter der Tochter, die Schwester
der Schwester nach derartigen Thierchen den Kopf absuchen, wie
man es in civilisirten Gegenden nur von Affen in Menagerieen zu
sehen gewohnt ist. Eine Schildlaus aus der Abtheilung Lecanium
fand ich auf einer verwilderten Acacia melanoxylon.7)
S p in n en verschiedener Eaxben sind nicht selten; Johnson
führt namentlich eine »Lycosa tarentuloides maderensis« auf, also
eine Verwandte der apuhschen Tarantel. Von Scorpionen habe ie.li
nichts gesehen, noch erfahren; nur den sogenannten Bücherscorpion,
Chelifer, wie auch hei uns, im Freien.
T a u s e n d fü s s e . Noch nirgends habe ich die Gattung Julus
so häufig gesehen, als in M a d e i r a , namentlich in der unteren
Region, fast unter jedem Steine. Der gemeinste ist ein ziemlich
grösser, honiggelber, daher einem Mehlwurm (Larve von Tenebrio
molitor) auf den ersten Anblick gleichend, mit dunkelm Rückenstreif;
in Europa habe ich nie einen solchen gesehen; dann ein
schwarzer mit einer Reihe hellerer Puncte; endlich kleine,, mehr
graue Seolopendem in mehrfachen Arten, theils unseren Lithobius,
theils unseren Geophilus gleichend. Ein verwandtes, mehr breites,
langfüssiges Thier, die Galera der Venetianer, Cermatia coleoptrata,
lebt in Häusern.
O n isc id e n , Armadille und Porcellionen ebenfalls nicht
selten und, wie es scheint, europäische Arten darunter, so P. scaber.
S ü s sw a s s e rk re b s e . Der Flusskrebs selbst fehlt; nur die
kleinen Wasserasseln (Asellus aquaticus) und Geizen (Gammarus)
finden sich in den Bächen, letztere oft nur im Feuchten, am Ufer
der Bäche über Wasser.
A n n e lid en , Regenwürmer, sind nicht selten, darunter auf
der Nordseite der Insel bei Santa Anna eine wahrscheinlich neue
Art mit grossem gelbem Gürtel. Kleine Blutegel (Nephelis) in
Bächen.
2. Strandbewohner.
Die Ufer des Meeres sind entweder von anstehenden Felsen
oder von mässig grossen Rollsteinen und einzelnen Felsblöcken
gebildet. Einen Sandstrand oder Schlammküste habe ich nicht zu
sehen bekommen. Zwischen den Steinen und an den Felsblöcken
des Strandes bei S. Vincente fand ich noch Eidechsen und einzelne
Schnecken (H. undata, nitidiuscula), von phanerogamen Pflanzen
Chrysanthemum pinnatifidum, eine Fumaria (Vaillanti?), ein Solanum
und Plantago coronopus, nebst einem Farnkraut, Asplenium marinum,
und einer gelbgrauen Steinflechte aus der Abtheilung der Parmelien;
die gelbe P. parietina dagegen bekleidet die steilen Felsabhänge der
Schlucht von S. Vincente in Menge, hört aber sogleich auf, sobald
sich die Schlucht gegen die See hin öflhet. Eine kurze Strecke,
etwa ein Dutzend Schritte, sind die Steine ganz leer von lebenden
Wesen, alsdann beginnen in einer Höhe, die nur kurze Zeit und
vielleicht nicht bei jeder Fluth vom Wasser erreicht wird, die
L ito rin e n (L. striata King), anfangs nur kleine (junge?) Exemplare,
und sehr vereinzelt die kleinen flachen Meereicheln (Chthamalus);
von Vegetation noch keine Spur. Etwas tiefer, wo die Litorinen
schon häufig sind, beginnt eine kleine konische P a te lle , P. guttata
Orb. Noch tiefer, bei mittlerem Wasserstand etwa gerade im Niveau
des Wassers, wo die Litorinen schon weniger zahlreich sind, beginnt
ein grüner Ueberzug (kurze Enteromorpheh) die Felsen schlüpfrig
zu machen, und hier werden die genannten zwei Schnecken bereits
durch andere ersetzt, deren schöneres glatteres Aussehen, namentlich
der mehr oder weniger perlmutterartige Glanz der Innenfläche, andeutet
, dass sie des Wassers weniger entbehren können. Es sind
Trochus colubrinus Gould, die sternförmige, flache, innen blaue
Patella scutellaris und die mehr längliche, aussen rauhgerippte, meist
von Algen überzogene Patella aspera.8) Noch tiefer, nur bei
niedrigem Wasserstand entblösst, kommt ein rothgefärhter Gürtel;
diese Farbe rührt von einem kurzen Dickicht von Corallinen
(Calvadosii) auf den Steinen her, deren Rauhigkeit dem nackten
Fuss wieder einen sicheren Anhalt giebt, und in welchem kleine,
noch lebhafter roth gefärbte Mollusken (Hydrobia sp. und Kellia