
zungen beschäftigten allein befindlichen Arbeiter, von dessen Rückseite
naht, namentlich wenn der Mensch stille sitzt, und ihn mit
einem Schlage der Tatze auf den Nacken tödtet; die Köpfe solcher
Leichen sollen so schlaff und haltlos herabhängen, als ob kein
Knochen im Hals ganz wäre (Verrenkung der obern Halswirbel?
und dadurch plötzlicher Tod); oft konnte man konstatiren, dass
der Mensch auf der Stelle todt gewesen. Nach geschehener That
pflegt der Tiger, wenn er nicht gestört wird, die Leiche eine Strecke
weit fortzuschleppen, frisst dann davon, entfernt sich darauf und
kehrt in der Regel innerhalb 24 Stunden, wenn er unterdessen keine
neue Beute gemacht, wieder zu der früheren zurück. Hierauf baut
der Mensch* die Vergeltung: Die Leiche wird an demselben Ort
gelassen, wo sie gefunden wurde, auf dem nächsten hohen Baum
ein Sitz eingerichtet und von einem Schützen eingenommen, um das
zurückkehrende Raubthier zu erschiessen. Diese Methode versagt
fast nie. Eine andere Art, sich des. Tigers zu bemächtigen, sind
die Tigergruben, bis 20 Fuss tief und 8 Fuss breit, mit Baumzweigen
urnl Laub lose zugedeckt, welche man da anlegt, wo man das Pas-
siren des Tigers vermuthet. Tritt dieser darauf, so stürzt er mit
der Decke hinab und ist gefangen, denn die senkrechten Wände
und die Weite der Grube verbieten das Etinauf klettern, die Tiefe
das Hinausspringen. Bemerkt man den Tiger in der Grube, so
sucht man zunächst eine seiner Tatzen nach der ändern in hinabgelassenen
Schlingen aus Rotang (Spanischrohr) zu fesseln, worauf
man ihn lebendig heraufzieht, um ihn nach Belieben gleich zu
tödten oder lebend zu erhalten. Trotzdem nun beide Methoden-oft
mit Glück angewendet werden, erscheinen immer wieder Tiger auf
der Insel; man muss annehmen, dass sie vom festen Lande herüberschwimmen,
was bei der Schmalheft des Meeresarmes keine Schwierigkeit
hat, aber was bewegt die dortigen Tiger so zahlreich dazu
herüberzustreben? ich weiss darauf keine andere Antwort, als dass
sie, wie Raubthiere überhaupt, ein umherstreichendes Leben führen,
also gewissermaassen zufällig herüberkommen, aber wenn einmal da,
der guten Beute wegen bleiben, bis sie getödtet werden.
Auch einen lebenden S c h a b r a c k e n -T a p ir , Tapir indicus
Desm. = Malayanus Raffl., bekamen wir auf Singapore zu sehen,
und er wurde von einem Mitgliede der Expedition für einen der
zoologischen Gärten in Europa angekauft; er war aber nicht auf der
Insel selbst, sondern drüben auf dem Festlande von Djohore gefangen.
V ö g e l sah ich nur wenige zu Singapore: auf den Landstrassen
und bis in die Strassen der Stadt hinein den indischen
Sperling mit graurothbraunem Scheitel, mit dem deutschen Feldsperling
(Passer montanus L. sp.) übereinstimmend und einen bedeutend
kleineren dunkelbraun gefärbten Dickschnabel (wahrscheinlich
Munia Malacca L. sp.); am Bukit-tima beobachtete ich im März
die hübsche Nectarinia pectoralis Horsf. mit stahlblauer Kehle; auf
den kleinen Eilanden an der Südwestseite der Insel begegneten mir im
September ein kleiner Sperber, Asturvirgatus, ein grösserer, oben hellblauer,
unten weisser Eisvogel (Halcyon chloris Gray), die kleine
schwärzliche Nectarinia lepida, ein Pycnonotus und^^b Strandläufer,
welcher nicht vom europäischen Totanus glareola ^verschieden ist.
Von R e p tilie n fand ich während unseres ersten Aufenthalts
kleine Kröten, junge Bufo melanostictus, nach Regen häufig selbst
in der Stadt, in den Häusern kleine Gecko’s (Hemidactylus frenatus)
und an den Lehmwänden kleiner Wassergräben eine bronzefarbene
Eidechse mit orangerothen Seitenstreifen (Euprepes carinatus Schneid,
sp.). Unter den Schlangen erwähne ich Typhlina lineata Reinw.
(Pilidion D. B.).
Unter den In s e k te n machten sich besonders auffällig die
Baumcicaden durch ihren lauten Gesang und einige Ritterschmetterlinge
durch Grösse und Farbenpracht. Kleine Muskito’s sind in
den Häusern häufig. Grosse schwarze Skorpione im Freien auch
nicht selten, doch hörte ich nie, dass ein Mensch durch sie verletzt
worden. Von Landschnecken ist für die Insel charakteristisch
Nanina striata Gray (Helix naninoides Bens.), häufig an den rasigen
Abhängen des Governors-hill nach einem Regen umherkriechend;
ferner fand ich in der Umgegend der Stadt noch Helix similaris
und Stenogyra gracilis; in den feuchten Waldungen von Bukit-tima
kamen hinzu zwei grosse Naninen, Humphreysiana und Macken -
siana, ein schwarzer Helicarion, Trochomorpha lychnia, Cyclophorus
Borneensis und ein kleiner Gyclotus. Endlich ist von niederen
Thieren zu erwähnen eine Landplanarie, wurmförmig lang, aber platt,
schwefelgelb mit drei schwarzen Längsbinden, welche mir in dem
feuchten Buschwerk von Bukit-tima vorgekommen.
2. Süsswasserthiere.
Neben dem Singapore-river selbst münden in der Nähe der
Stadt mehrere kleine Bäche ins Meer; verfolgt man dieselben land