
mehrfach frisch im Fleisch zu billigen Preisen. Der ja p a n is c h e
F u c h s , ki-tsu-ne genannt, scheint in Nichts von der europäischen
Art verschieden1); er fehlt in fast keinem Bilderbuch, seine Beschreibung
in der Encyclopädie nimmt mehrere Seiten ein, und
man sieht ihn öfters in Holz geschnitzt in den Läden, auf den
Hinterfüssen sitzend, mit eichhörnchenartig erhobenem Schwanz, als
Nachbildung der zwei kolossalen Fuchs-Statuen vor einem Tempel
in Yeddo, den wir deshalb kurzweg den Fuchstempel nannten. Dass
er im Aberglauben der Japaner eine nicht unbedeutende Rolle spiele
und als höheres Wesen, wohl auch als böser die Menschen behexender
Geist betrachtet werde, wie schon Kämpfer und Siebold
angeben, hörte ich in Yeddo mehrfach bestätigen, aber meine Sprach-
kenntniss reichte nicht aus, Bestimmteres darüber zu erfahren. Im
indischen Archipel sind es Tiger und Krokodil, welche als dem
Menschen todbringend zugleich gemieden und in gewisser Weise
verehrt (namentlich als Vorfahren einzelner Menschen betrachtet)
werden; in Kamtschatka ist es der Bär. Sollte in den Kulturge-
genden Japan’s der Fuchs als grösstes der vorhandenen Raubthiere
diesem Bedürfniss des Aberglaubens genügen? wie J. Kohl von der
irischen Insel Rathlin erzählt, dass dort die Mütter in ErmaneÖe lunaO:
des Wolfes mit dem Namen des Fuchses ihre Kinder fürchten
machen.F
ür Japan und China eigenthümlich ist dagegen die Gruppe
der O b s tfü c h s e (Nyctereutes Temm.), ziemlich unpassend auch
Viverrenhunde oder Marderhunde genannt, denn ihre äussere Erscheinung
ist vielmehr die des nordamerikanischen Waschbären.
Leider bekam ich nie einen lebenden zu sehen, die frisch getödteten
aber bestätigten mir, dass die japanischen Bilder nicht unrecht
haben, ihn als dickbäuchiges, kugelrundes Thier mit ziemlich kurzem,
buschigem Schwanz und fuchsartiger Schnauze darzustellen;
auch die Färbung ähnelt der des Waschbären, während Schädelform
und Gebiss ihn in die Gattung Canis L. verweisen. Die
erhaltenen Exemplare zeigten einen gelbbraunen Pelz mit schwarzen
Haarspitzen, welch letztere besonders auf dem Rücken, an der
Schulter und am Schwanz eine schwärzliche Schattirung bedingen;
alle vier Extremitäten schwarzbraun; zwei grosse dunkelbraune
Flecken im Gesicht, einer hinter und unter jedem Auge, erinnern
auffallend an die Gesichtszeichnung des Waschbären, hängen aber
nicht wie bei diesem in der Mitte zusammen. Die japanischen Diener
waren sehr begierig nach dem Fleische dieses Thieres, sie nannten
ihn übereinstimmend als ihnen wohlbekanntes Thier tánuki, und
unter diesem Namen ist er auch in der Encyclopädie ziemlich undeutlich,
besser in ändern Lehr- und Bilderbüchern abgebildet,
genauer, aber wahrscheinlich zu dünnleibig, in der Fauna Japónica,
Taf. 8., als Canis (N.) viverrinus Tem. Nach den japanischen
Quellen frisst er sowohl Obst als Geflügel, wie unser Fuchs. Figuren
des Tanuki in aufgerichteter Stellung (ein Männchen machend),
mit vorstehendem Schmeerbauch, findet man sowohl auf Bildern
wie als Kinderspielzeug, wie bei uns Katzenfiguren. Neben ihm
figuriren in den japanischen Büchern noch ein paar ähnliche Thiere,
wie es scheint mit Minder ausgesprochener Zeichnung, theils unter
dem Namen mushina (mu-si-na), theils unter Bezeichnungen, die
mit tanuki zusammengesetzt sind, sp namentlich mi-tanuki. Ein
solcher soll auf dem von Yeddo aus sichtbaren Fusi-yama leben;
Siebold gibt auch mami-danuki an; die Bezeichnung hatsimonsi
aber verstanden die Leute, welche ich sprach, nicht. Es ist noch
nicht ausgemacht, ob damit verschiedene Arten oder verschiedene
Pelzzustände nach den Jahreszeiten gemeint sind, wie auch, ob dieselben
Arten dieser Thiere (procyonoides und viverrinus) zugleich in
Japan und China leben, oder ob vielleicht nur aus japanischenThieren
gemachte Pelze nach China kommen und umgekehrt.
Die F is c h o tte r , káwasu (eigentlich kawa-uso oder kawa-oso,
von kawa, Bach), scheint wiederum von der europäischen nicht
verschieden zu sein, und ist sowohl um Yeddo als Nangasaki keine
Seltenheit. Von den europäischen verschieden dagegen sind der
japanische M a rd e r, Mustela melampus Tem., ten, gelbbraun mit
gelber Kehle und schwärzlichen Extremitäten, von Schnauzenspitze
zu Schwanzspitze 0 ,7 1 4 M. lang, wovon 0 ,2 7 0 auf den Schwanz kommen,
und der kleinere unserem Iltis ähnliche itatsi, Mustela itatsi
Tem., braun mit weissen Lippen, bis 0,6 1 0 M. lang, wovon 0 ,1 9 5
auf den Schwanz, beides den Japanern wohlbekannte Thiere.
Vom Dachs, Meies anakuma Tem. (ana-kuma, Höhlenbär),
habe ich dagegen weder etwas gehört, noch in den japanischen
Bilderbüchern gesehen; der Name war meinem Diener ganz unbekannt
und er scheint daher nicht zu den häufigeren, durch alle
japanische Inseln verbreiteten Thieren zu gehören.
Der japanische M a u lw u rf ist bei grösser äusserlicher Aehn-
lichkeit auffallend heller gefärbt als der europäische, fast erdfarbig;