
ten, aus diesem Gebiete auf und macht darauf aufmerksam, dass
sie hier nach Osten um so mehr an Zahl und Mannichfaltigkeit zunehmen,
jemehr die Affen und kleinen Raubsäugethiere abnehmen,
welche ihre offenen Nester, wenig versteckten Eier und lange un-
behülfhch bleibende Brut bedrohen; ebenso fanden sich von den an
sich weniger zahlreichen amerikanischen Tauben die meisten in
Gegenden, wo keine Affen sind, so in den Gebirgen von Chile und
Mexiko, den offenen Ebenen des Orinoko und La Plata, während
in den Urwäldern des Amazonenstromes sehr viele Affen und fast
keine Tauben sich finden — ein auffallendes Beispiel, wie das Vorkommen
einer Thierart von dem gleichortigen einer ganz verschiedenen
negativ so gut wie positiv beeinflusst sein kann. Die malaiische
Sprache besitzt daher auch eine ganze Reihe verschiedener Namen
für Tauben, mehr noch als die griechische, abgesehen von verschiedenen
Beiwörtern und Zusammensetzungen für einzelne Arten.
Am meisten charakteristisch für den Archipel, und daselbst am
reichsten, 54 Arten, etwa die Hälfte aller bekannten, ist die Abtheilung
der grünen von Baumfrüchten lebenden und nie zum Boden
herabkommenden Fruelittauben, Treronidae, welche sich um drei
Hauptformen gruppiren: die glanzlosen, hellgrünen, dickschnabligen
P a p a g e ita u b e n , T re ro n , malaiisch pune, öfter verdoppelt pune-
pune, die kleinen satter grün gefärbten F e d e r fu s s ta u b e n , P ti-
lo p u s , und die grossen, oben dunkel metallgrünen, unten blassgrauen
B ro n z e ta u b e n , C a rp o p h a g a , pergam der Malaien, kuin-
kum auf den Molukken, worunter mehrere (C. aenea und perspicil-
lata) auf den Banda-Inseln die eben geöffneten Muskatnüsse der
anhängenden sogenannten Blüthe (Macis) wegen ganz verschlingen
und ohne letztere wieder von sich geben, daher daselbst von den
Holländern unpassend nooteneeters oder nootenkrakers, Nussknacker,
genannt; noch unpassender aber haben die systematischen Ornithologen
den ihnen zuständigen Namen Myristicivora, Muskatfresser,
der Küstentaube des indischen Oceans, C. litoralis Tem. = bicolor
Scopoli, gegeben, welche nichts mit Muskatnüssen zu thun hat.
Ptilopus und Carpophaga nehmen im westlichen, Treron im östlichen
Theil des Archipels merklich an Artenzahl ab, in Vorderindien ist
Treron noch häufig, Carpophaga schwach und Ptilopus gar nicht
vertreten; auf den kleinen Inseln der Südsee sind die Federfusstauben
häufig und fehlen die eigentlichen Papageitauben. Näher
unseren europäischen Tauben stehen die dunkelbraunen grossschwänzigen
F a s a n e n ta u b e n , Macropygia, mehr am Boden lebend und
durch den ganzen Archipel nicht häufig, die metallglänzenden J a n -
th o e n a s von den Molukken, Neuguinea und Timor, und einige
nahe Verwandte unserer T u r te lta u b e und Lachtaube, Turtur tigri-
nus und bitorquatus Tem., perkutut, terkuku oder kukur, tukor
nach der Stimme von den Malaien genannt, beide im Osten bis
Timor.verbreitet, aber in Neuguinea fehlend. Die E rd ta u b e n gehören
mehr dem Osten an, doch zeigen einzelne Arten eine bemerkens-
werthe Verbreitung; so ist das ganz kleine langschwänzige, niedlich
gewellte Sperbertäubchen, Geopelia striata, auf Java, Sumbawa,
Lombock und den Inseln östlich davon häufig, fehlt aber weiter
westlich und schliesst sich zunächst an eine zweite timoresische und
einige australische Arten an. Die goldglänzende, in der Befiederung
des Halses hahnenartige M ä h n e n ta u b e , Caloenas Nicobarica, unter
dem Namen burong inas, Goldvogel, als grosse Merkwürdigkeit mir
von einem eingeborenen Prinzen auf Batjan vorgestellt, findet sich
hauptsächlich auf kleinen unbewohnten Inseln von Neuguinea
über die Molukken und Celebes bis zu Malakka, den Nikobaren
und Andamanen, sie ist ein kräftiger Flieger, wurde nach Wallace
schon mitten auf der See getroffen und er glaubt, dass sie fortwährend
noöh hinüber- und herüberwandere, da sie bei ihrer weiten
Verbreitung nirgends Lokalverschiedenheiten zeigt. Anders die dunkel
bronzegrüne, weissstirnige Chalcophaps javanica, welche von
Neuguinea über die Molukken, Timor, Celebes und die drei grossen
Sun da-Inseln bis Vorderindien je durch eine nur ein klein wenig
verschiedene Race repräsentirt ist und welche Wallace daher, durch
menschliches Eingreifen früher verbreitet, in jedem Bezirk isolirt
sich weiter entwickelnd annimmt. Ihren Höhenpunkt erreichen endlich
die Erdtauben in den gekrönten Riesentauben von Neuguinea
und den nächstliegenden Inseln, Goura coronata und Victoriae,
welche öfters ihrer Schönheit wegen lebend nach Banda und auch
Java gebracht werden, daher von früheren Schriftstellern fälschlich
als dort zu Hause angegeben wurden und von den Europäern daselbst
Pfauen oder Kronvögel genannt werden.
Wir nennen im Deutschen einen Vogel E isv o g e l, weil er
am Wasser lebt und auch im Winter bei uns bleibt; es ist das aber
kein nordischer Vogel, denn er fehlt in dem grössten Theil von
Skandinavien; schon seine schöne Azurfarbe bezeichnet ihn als einen
Vorposten der Tropenwelt, und in der Tliat spielt die Familie dieser