
42 Thiere des Schlammgrundes.
zogen, ferner Arten der Gattungen Ostrea, Murex, Natica (limbata
Orb.?) u. a. Stundenlanges Durchsuchen eines Haufens solcher
Steine an Bord ergab mir noch eine niedliche Caprella, die ihren
aufgerichteten Vorderleib hin und her bewegte, wie ein Wurm, der
halb aus seiner Röhre hervorsieht, einige Turbellarien (Leptoplana),
eine aggregirte Ascidie, kleine Schlangensterne und eine blassrothe
Actinie (Rhodactis?).7)
Schlammgrund.
In derselben Bucht, so wie in der gegenüberliegenden, an
deren Ufer das Gelbfieber-Hospital liegt, besteht der Grund in
einiger Entfernung vom Ufer aus zähem, festem, hellgrauem
Thon, in dem ich bei fünf Faden Tiefe fast nur todte Conchy-
lienschalen fand, so ein Dentalium und die schon erwähnte Venus
flexuosa L. (macrodon Desh.), Amphidesma reticulatuifi Sw.,
Cardium muricatum L., Artemis affinis Desh., Corbula und dergl.,
von lebenden nur die hübsche Tellina punicea Born, blässer als
gewöhnlich, nur rosenroth zu nennen, dagegen verschiedene grössere
und kleinere Ringelwürmer, meist blutroth gefärbt; ferner einmal in
der zweiten Bucht einen schönen Seestern, violett mit orangegelbem
Saume: Astropecten Brasiliensis M. Tr., mehrere röthliehe kleine
Krabben und einen Schlangenstern, Ophiothrix, von der grauen
Farhe des Schlammes selbst. Bei nur zwei Faden Tiefe kamen
Trümmer einer schwarzen Comatula herauf. Aus, einer Tiefe von
18 Faden dagegen, ebenfalls zähem Schlamm, kam das Netz reich
beladen mit Schlangensternen, Ophiuriden, herauf, welche zwischen
den Maschen steckten, von verschiedenen Gattungen, namentlich
Ophioderma und Ophiolepis, einige einfarbig braun, andere weisslich
und schwärzlich gebändert. Aus noch grösserer Tiefe, 27 Faden,
brachte der Anker denselben Schlamm mit einem röthlichbraunen
Schlangenstern und mehreren todten, aber vollständigen Schalen
einer Corbula (Otaheitensis Lam.?).
Im Allgemeinen ist demnach auch hier die Färbung der Thiere
in der Tiefe entweder eine unscheinbare, dem Grunde mehr oder
weniger ähnliche oder, wo sie lebhaft wird, eine rothe.
Schwimmende Meerthiere.
An einzelnen Tagen war in der Mitte der Bai eine Menge
von Quallen sichtbar, den Gattungen Aurelia 8) und Cephea angehörig;
mit denselben wurden einzelne kleine Fischchen, ein junger
Vergleichung mit der europäischen Fauna.
Caranx (wahrscheinlich chrysos Mitchill), herausgeschöpft, welche
wohl unter ihnen ein Versteck suchen. Es war dieses Ende Mai,
also im Spätherbst der südlichen Halbkugel, und erinnerte mich
deshalb an die Schwärme der Medusa (Aurelia) aurita L., welche
sich in der Ostsee auch im Herbst zu zeigen pflegen. Ein anderes
schwimmendes Geschöpf der Bai ist der Stachelbauch, Diodon, der
zuweilen noch mit Luft aufgeblasen von den Wellen an den Strand
geworfen wird.
Es braucht nicht erst hervorgehoben zu werden, wie sehr
das Vorkommen der einzelnen Gattungen hier mit dem derselben
an den europäischen Küsten übereinstimmt, wohl aber kann ich die
Bemerkung nicht unterdrücken, dass ich eine grössere Unähnlichkeit
in der^Fauna vorausgesetzt hatte, und dass eigentlich nur Angesichts
der grossen blauen Uca una in der kleinen Lache bei Praya formosa
mir das Bewusstsein, in der Tropenwelt zu sein, zum Gefühl und zur
Anschauung wurde. Freilich ist dabei zu bedenken, dass Rio selbst
am Rande der Tropenzone Hegt, dass die vielbeschiifte Bai der
grössten Handelsstadt Südamerika^ nicht der geeignetste Ort und
der Spätherbst nicht die geeignetste Zeit zu solchen Forschungen
ist, für die überhaupt eine Dauer von 14 Tagen kaum einen Anfang
gestattet.
Unter den Bryozoen und Hydroidpolypen, welche theils an
den Steinen, theils an der Schiffstreppe gefunden wurden, waren
sogar einige, die ieli nicht von den europäischen Arten unterscheiden
konnte, so von ersteren Aeamarchis neritina L. sp., von letzteren
Plumularia pluma L. sp. und eine Tubularia. Auch sind mit dem
Schleppnetze zwei Exemplare eines Amphioxus gefangen worden,
der nicht verschieden vom europäischen scheint.