
Interesse der Liebhaber und Naturforscher erregt, der weisse dünne
sogenannte Papiernautilus (Argonauta), der perlmutterartige gekammerte
ächte Nautilus und das kleine lose gewundene, ebenfalls gekammerte
Posthörnchen (Spirula). Von der ersten Gattung kommen
im indischen Ocean alle drei bekannten Hauptarten vor, die schmale
einfach gestreifte A. Argo, die gekörnte A. tuberculosa und die
kleinere breite bräunliche A. hians. Da sie nur bei ruhigem'"Wetter
an der Oberfläche des Meeres sich sehen lassen, gelten sie als
Glückszeichen und werden als solche auf den Molukken bei Festlichkeiten
zur Schau getragen und auch zu Geschenken benutzt, so
habe ich zwei kleine Exemplare von A. hians von einem eingebornen
»Prinzen« auf Batjan erhalten. Sie werden öfters schwimmend an-
getroflen und es ist längst ausgemacht, dass ihnen die zwei breiten
Arme zum Umfassen der Schale dienen, nicht als Segel, wie man
früher dichtete. Nautilus pompilius L. oder das Perlmutterboot ist
der Schale nach häufig und wird bekanntlich seines schönen Perl-
mutters wegen- häufig ausgeschnitten oder bemalt als Zierstück verwandt;
die vollständigen Thiere sind auch wiederholt nach Europa
gekommen und dort anatomisch untersucht worden, dennoch wissen
wir über ihr Vorkommen und Leben nicht mehr, als was schon der
alte Rumph berichtet hat, dass sie meist auf dem Grunde leben
und hier die zahlreichen Fühler sowohl zum Kriechen als Greifen
benutzen, aber auch zuweilen schwimmen, angeblich durch Stürme
aufgetrieben, aber nicht auf lange Zeit. Auf Amboina erhielt ich
zwei lebende Exemplare, die einige Tage in einem grossen Gefäss
mit Meerwasser lebend blieben, sie hielten sich aber ruhig am
Grunde desselben und ich konnte keine andere Bewegung an ihnen
wahrnehmen, als dass die sogenannte Kappe bald etwas mehr, bald
etwas weniger weit einwärts vom Schalenrande sich befand. Diese
Kappe, welche die ganze Mündung verscbliesst, war im Leben fast
so dunkel rothbraun gefärbt, wie die Flammenzeichnung der Schale,
mit grösseren und kleineren runden weissen Flecken, welche in
Reihen von innen nach aussen geordnet sind. Noch weniger wissen
wir von der kleinen Spirula Peronii, deren Schalen an allen Küsten,
nicht nur des indischen Archipels, sondern auch sonst in der wärmeren
Zone, nicht selten an denJStrand getrieben werden, während
das vollständige Thier noch jetzt zu den grössten Seltenheiten gehört;
die Angabe desselben Rumph, dass es mittelst eines dünnen
Dorns an Klippen festsitze, ist von Niemand seitdem bestätigt worden.
80) Von ändern schwimmenden Mollusken sind die veilchenblauen
Janthinen im indischen Ocean häufig und auch die ähnlichen
aber unscheinbar graubraunen Recluzien kommen ebenso freischwimmend
vor. Zuweilen findet man auch schwimmende Nacktschnecken;
so fischte ich unweit Singapore im offenen Meer im Oktober Scyl-
laea pelagica auf, freischwimmend durch bogenförmige Krümmungen
des ganzen Körpers; es ist dieselbe Schnecke, welche für das
schwimmende Sargasso im atlantischen Ocean charakteristisch ist,
und dieses Vorkommen spricht demnach auch dafür, dass das Sargasso
aus dem indischen Ocean durch Meeresströmungen in den
atlantischen gelangt.91) Von etwas grösseren wirbellosen Thieren
des offenen Meeres sind hauptsächlich noch die ihres Generationswechsels
wegen berühmten S a lp e n und die Q u allen als augenfällige
Erscheinungen hervorzuheben; Salpen traf ich z. B. am Eingang
des Golfes von Siam,-16. November 1861, grössere Quallen in
Mehrzahl Ende August 1862 auf den Molukken, so bei Batjan ein
der,Seelunge des Mittelmeeres ähnliches Rhizostoma von etwa ein
Fuss jm Durchmesser, violett - rosenfarbig mit acht gabelförmigen
Armen, deren jeder einen blaugefärbten Nahrungskanal enthielt, und
bei Kajoa eine der gewöhnlichen Qualle unserer Ostsee ähnliche
Medusa (Aurelia) mit 16 Randlappen, kurzen vierspaltigen Armen
und vier röthlichvioletten Kreisen um die Mitte der Scheibe.
Von mikroskopisch kleinen lebenden Wesen an der Oberfläche
des Meeres beobachtete ich z. B. in der Celebessee unter 4°
N. Br. und 120° O. L. v. Greenw. den 26. Juni 1862 Arten der
Gattungen Eucyrtidium, die von dreizackigen Kieselnadeln umgebenen
Gallertkügelchen von Sphaerozoum und die starren Schraubenzieherformen
von Spirillum. Rumph berichtet, dass das Meerwasser
um die Inselgruppe Banda jährlich in den Sommermonaten zur Zeit
des Ostmonsuns des Nachts weisslich leuchte, so dass man Luft
und Wasser nicht gut unterscheiden könne; er gibt an, dass er
viele nesselnde Quallen (bezaantje’s, wahrscheinlich Physalia) darin
gefunden und dass zuweilen am Ende dieser Zeit grosse Mengen
faulen stinkenden Schleimes ausgeworfen würden, auch dass Viele
der Meinung seien, diese Erscheinung rühre von einer grossen Anzahl
kleiner Thierchen her. Nähere Untersuchungen hierüber sind
mir nicht bekannt, und ich selbst kam in einer anderen Jahreszeit,
Anfangs Dezember, nach den Banda-Inseln, so dass ich keine Gelegenheit
hatte, es zu untersuchen. Doch kann ich nicht umhin,