
ANMERKUNGEN.
1) Nur zwei Exemplare der fliegenden Fische kamen mir in die Hände, der
erste, in 15° Nordbreite, 28° Westlänge von Greenwich? hat ganz kurze farblose
Bauchflossen, welche vor der Mitte der Entfernung zwischen Schnauzenspitze und
Basis der Schwanzflosse liegen, also Exocoetus evolans L., Val.; bei dem zweiten,
in 8 ° Nordbreite und gleicher Länge erhalten, sind die Bauchflossen weit länger,
zeigen an ihrer Oberseite, nahe der Spitze, einen schwarzen Flecken und sitzen
hinter der Mitte des Fisches, so dass sie mit ihrem Ende dem Ende der langen
Brustflossen nahe kommen, also E. spilopus Val. Die Brustflossen des letztem
haben ein schiefes, weissliches Band auf dunklem Grund. Früher nannte man alle
mit langen Brustflossen E. exsiliens und die mit kurzen Brustflossen volitans; wahrscheinlich
in diesem Sinne ist e s , dass Burmeister (Reisebilder) exsiliens die gewöhnlichste
A rt in der nördlichen, volitans die gewöhnlichste in der südlichen Tropenzone
des atlantischen Oceans nennt. Nach Valenciennes kennt man in der That.
auch nur Eine Art von kurzflossigen, den genannten evolans, welcher im atlantischen
Ocean von der Bretagne bis Rio Janeiro verbreitet ist; dagegen unterscheidet derselbe
viele Arten mit langen Bauchflossen hauptsächlich nach deren Fa rb e , worunter
der genannte spilopus im* nördlichen und südlichen Theil des atlantischen Oceans,
sowie auch im Gebiet des indischen, gefangen worden ist. Dass pelagische Thiere
durch verschiedene Meere und Zonen verbreitet sind , davon gibt es manche Beispiele
unter den Cetaceen, Pteropoden und Cirripeden.
2) Ueber die Fische und Crustaceen, welche im schwimmenden Seetang des
atlantischen Oceans auf der Rückreise beobachtet wurden, wird in der Bearbeitung
der Tange von Georg von Martens berichtet werden.
m.
RIO JANEIRO.
VOM 19. MAI BIS 5. JUNI 1860.
D ie Schönheit dieser Bai ist schon so oft gerühmt und beschrieben
worden, dass ich es füglich unterlassen kann; nur der gewaltige
Gegensatz mag hier hervorgehoben werden zwischen der schroffen,
dunkeln, vegetationsleeren Aussenküste, einzig von Seevögeln (Fregattenvögeln
und Möven) belebt, über welcher die Gavia, »das Haupt
des liegenden Riesen«, hervorragt, und dem freundlichen Ansehen
des Innern der Bai sich zeigt, wo das Auge abwechselnd auf Palmen
und Palästen ruht und die tropischen Schmetterlinge uns entgegen
an Bord geflogen kommen.
Landthiere.
Bei der ungewissen Dauer und Kürze unseres Aufenthaltes
habe ich mich mehr der Vertheilung der Meerthiere in der Bai selbst
und in den nahen kleinen Wasserbecken zugewandt, als der brasilischen
Landfauna, welche ja schon so vielfach bearbeitet worden
ist, wie z. B. damals gerade von Prof. Burmeister, und für welche
ein längeres, mit den übrigen Zielen der Reise nicht übereinstimmendes
Vorstudium mir nöthig gewesen wäre; aber doch freute ich
mich, hier die Farbenpracht der Vögel und Schmetterlinge im Freien
zu sehen, die ich bis dahin nur aus den Museen kannte. Namentlich
fallen die Kolibri jedem Ankömmling durch ihr glänzendes
Gefieder und ihren raschen Flug auf; die Bälge mancher Arten,
selbstverständlich nicht der seltensten, findet man in vielen Läden
der Stadt feil, so wie auch solche von Tanagra, Euphone und
anderen bunten Singvögeln; bekannt sind auch die künstlichen
Blumen, welche liier aus Vogelfedern, namentlich von Papageien,
gemacht werden.