
136 Schädliche Insekten; Seidenraupe.
Schiffen in Fülle hatten, Blatta ofientalis L., ist in Japan bekannt
unter dem bezeichnenden Namen abra-mushi (abura-musi), Fettinsekt,
Oelinsekt. Ob beide in Japan eingeführt oder seit Menschengedenken
vorhanden, darüber ist in der Encyclopädie keine Andeutung
zu finden, nur die Bemerkung, dass das erstere mit Büchern
verbreitet werde, lässt sich darauf beziehen; es ist auf einem Briefe,
den es durchlöchert, dargestellt. Skorpione habe ich in Japan nicht'
gesehen; weder Kämpfer noch Thunberg erwähnen solcher, und
auch in den Bilderbüchern ist von dieser doch auffälligen Thierform
nichts zu sehen, ausser einem etwas räthselhaften Bilde der Ency-
clopädie, Band 52. Fol. 20. verso, des senkats’, das nur in China
Vorkommen soll und damit die Abwesenheit derselben in Japan bestätigt.
Ferner sind mir weder Wanzen noch Termiten vorgekommen
, doch erwähnt Kämpfer der letzteren sehr bestimmt, mit der
japanischen Benennung do-toos, Bohrer.10)
Die nützlichsten Insekten Japan’s sind die S e id en rau p en .
Es war mir vor der Abreise noch besonders aufgetragen'worden,
die Naturgeschichte der Noctua serici zu ermitteln, welche Thunberg
nach Angabe der Tolken (Dolmetscher) als die Seidenraupe
Japan’s beschrieben hat, und unterdessen hatte ein anderer japanischer
Seidenschmetterling, derYama-mai, durch seine bescheidene
Nahrung von Eichenblättem die Begierde der europäischen Accli-
matisationsvereine erregt. Jene Aufgabe wurde nicht gelöst, da in
den uns zugänglichen Gegenden von Japan keine Seidenzucht getrieben
wird und mir auch im Freien der betreffende Schmetterling
nie vor Augen kam. Ein japanisches Buch über Seidenbau in drei
Heften bildet nur Eine Art von Seidenraupen und deren Schmetterling
ab, die in der sehr verkleinerten Zeichnung unseren europäischen
Bombyx mori zeigt. Was ich sonst erfuhr, durch mündliche Erkundigung
hei Leuten, deren Interesse oder Studium ihnen diese
Gegenstände näher legte, ist Folgendes:
Herr Kaufmann M e rten s in Yokohama theilte mir im
September 1860 mit, es gebe zweierlei Seidenraupen in Japan, die
eine sei dieselbe mit der europäischen und fresse ebenfalls Maul-
beerblätter, die andere sei eine verschiedene Art und fresse die
Blätter einer Eichenart, welche Eiche auch bei Yokohama wachse.
Die Districte, aus denen Seide nach Yokohama zum Verkauf gebracht
wird, hegen in .einem weiten Bogen nördlich und westlich
von Yeddo, bis Miako hin. Die Jahreszeit, in der die Raupen leben
Zweierlei Seidenraupen in Japan.
und spinnen, ist der Monat Mai; oh eine zweite Zucht und Ernte
im Herbst stattfinde, konnte er nicht sagen. Die Seide dieser Art
sei übrigens viel gröber, als die der Maulbeerraupe, die der letzteren,
in Japan gezogen, feiner und mehr gleichmässig, als die der in
China gezogenen, fast so gut wie die italienische.
Herr B u r r e tt in Yokohama, Seideninspector für Remis,
Schmidt und Comp, in Shangai, bestätigte (Januar 1861) ebenfalls,
dass zweierlei Seidenraupen in Japan gezogen würden, die eine,
welche Maulbeerblätter frisst, und eine grössere, deren Nahrung die
Blätter einer schmalblätterigen immergrünen Eiche seien; die Seide
der letzteren sei gröber und doch theurer, man bereite daraus rothe,
violette und andere Crepetücher. Herr Burrett hat Eier derselben
über Californien nach Paris an Guerin-Meneville geschickt, sie
kamen lebend an, und die Raupen würden dort erzogen. Die beste
Zeit zur Versendung der Eier sei der Monat September. Derselbe
gab mir auch einen Cocon, zeigte mir die Eichenblätter und ein
ausgespanntes Exemplar des Schmetterlings; dieser ist in der That
ein Bombyx aus der Verwandtschaft des Atlas, den ich hier nicht
näher zu beschreiben brauche, da er seitdem in Europa, unter
Anderem auch durch die London illustrated news, hinlänglich bekannt
geworden ist.
Diese beiden Berichte stimmen darin vollkommen mit einander
überein, dass sie als japanische Seidensckmetterlinge nur die zwei
Spinner, Bombyx mori und yama-mai, nicht aber Thunbergs Eule
kennen.
Die japanische Benennung der Seidenraupe ist kaiko, die des
Cocons mayu. Yama-mai bedeutet also Bergcocon, wilder Cocon,
und deutet darauf hin, dass diese Art wild auf den japanischen
Inseln lebe, während die Maulbeerseidenraupe ohne Zweifel aus
China eingeführt ist.11)
7. Wirbellose Seethiere der Yeddobai.
Im Rücken von Yokohama befindet sich ein weiter B ra c k w
a s s e rsum p f, von der Einbuchtung am Nordende der Stadt
ausgehend, grossentheils eingedämmt ünd durch einen gegrabenen
Canal an deren Südende wieder mit dem Meere verbunden. Auf
dem Damme hingehend, sieht man einen Fisch oder auch eine
Garneele (Palaemon) aus dem Wasser springen oder einen schnee-
weissen Reiher bedächtig im ärgsten Schlamme stehen. An den