
daher schon seit längerer Zeit zahlreich lebend nach Europa gebracht.
Die malaiisch redenden Bewohner der Molukkeu nennen
den rothen Eclectus uwo, den grünen wie die weissen llauben-
papageien kakatuwa, was in ihrer Sprache Beisszange bedeutet, und
unterscheiden genau davon die weit lebhafteren aber auch zärtlicheren
luri oder nuri, auch kasturi, in unseren Büchern meist
L o ri genannt, nämlich den scharlachrothen grünflügiigen Lorius
garrulus L. von Halmahera und den ähnlichen aber durch blauschwarze
Kappe gezierten L. domicella L. (Domicella atricapilla
Wag!.) von Ceram. Beide haben eine feine Stimme, die gerne in
pfeifendes Flöten übergeht; der erstere zeigt einen minder verträglichen,
streitsüchtigeren Charakter gegen Seinesgleichen sqwohl als
gegen Menschen, er hält durch unerschrockene Schnabelhiebe Katzen
und kleinere Hunde in Respekt, während das »Fräulein, (domicella)
anhänglicher und zutraulicher ist. Schon der alte Valentyn hat
diesen Unterschied bemerkt und ich habe denselben an mehreren
lebenden Exemplaren, auch solchen im gleichen Hause bei gleicher
Behandlung, bestätigt gefunden. Sie gehören zu den Pinselzünglern,
wie auch einige seltenere Arten der Molukken, Gruppe
Eos Wagl., karminroth mit mehr oder weniger Blau, aber ohne
Grün, beide auch in Neuguinea vertreten. Der zärtlichste unter allen
Papageien, die ich auf Amboina lebend sah, auch hier in Gefangenschaft
oft kränkelnd und kaum die Ueberfahrt nach Java aushaltend,
wie man mir sagte, ist der Königslori, kasturi-radja, Platycercus
Amboinensis L., einfach scharlachroth mit lebhaft grünem Rücken,
Flügel und Schwanz, ein naher Verwandter zäherer neuholländischer
Arten, die wir öfters in den Thiergärten Europas finden.
Erwähnung verdient noch eine weitere für die Molukken charakteristische
Form, der Maskenpapagei, Pionias (Geofi'royus) cyanicollis
Müll., grün mit rothern nach dem Nacken zu blauem Kopf; diesen
sah ich nie in Gefangenschaft, sondern nur im Freien erlegte
Exemplare, sowohl auf Batjan als auf Amboina, Recht charakteristisch
für die Molukken sind endlich die weissen K a k a d u ’s; es
war mir ein besonderes Vergnügen, diese eigenthümlichen Vögel,
die ich früher so oft in Menagerieen und zoologischen Gärten gesehen,
im Freien zu finden, bald in kleinen Schaaren auf den Zweigen
einzelnstehender Bäuine oder kleinerer Gebüsche, bald einzeln
in bedeutender Höhe vorüberfliegend. Sie sind Art für Art auf die
verschiedenen Inselgruppen vertheilt, der weisshaubige, C. leucolophos
Less. (cristatu auct.), auf den eigentlichen Molukken von Ter-
nate bis Batjan und auf der gegenüberliegenden grösseren Insel
Halipahera, der rothhaubige, Moluccensis Gmel,, auf Ceram, der
kleine mit schwefelgelber Haube und gelblichen Wangen, C. sulfurea
Gmel., auf Timor und Flores. Man hat alle diese häufig in Gefangenschaft,
wo sie aber oft durch unerträglich lautes und anhaltendes
Schreien bei drohendem oder vorhandenem Regenwetter lästig
werden. Sonst sind es angenehme spielerische Hausgenossen; es
scheint, wenn man sie mit den nahe verwandten, aber mehr einzeln
lebenden apathischen Eclectus vergleicht, auch hier, wie bei den Affen,
sich zu bestätigen, dass Thiere, die in der Freiheit gesellig leben, in
der Gefangenschaft sich leichter an den Menschen anschliessen und
in ihm einen Kameraden sehen, als die von Natur einsam lebenden.
Zu Wahai sah ich unter anderen von Neuguinea herübergebrachten
Thieren auch einen schwarzen Kakadu, Microglossus
aterrimus Gmel., ein drolliges Thier, durch das ernsthafte rothe
Gesicht, den mächtigen Schnabel und den stets sichtbaren Federbusch
komisch itnponirend, übrigens ruhig und phlegmatisch gegen
die Sitte der weissen Kakadu’s, mit unschöner knarrender Stimme.
Die Einheimischer! behaupteten, die Speiseröhre sitze bei ihm in
der Zunge und die ansässigen Europäer sprechen es nach; die Zunge
ist nämlich fleischig, nicht breiter als hoch, oben ausgehöhlt, roth,
an der Spitze abgeflacht und schwarz; der Vogel schlürft damit die
vom Schnabel zerkleinerten Nahrungsmittel (hauptsächlich die Nuss
des Kanarienbaumes) auf, und während er sie nach hinten gegen
die Zungenwurzel zu gleiten lässt, wölben sich die Seitenränder
darüber und schliessen fest aneinander, eine bedeckte Rinne bildend,
in welcher die Speise fortgeschoben wird. Weiter hinten wird dieselbe
wieder sichtbar und gleitet schliesslich wie bei anderen Thieren
über Zungenwurzel und Kehlkopf in die Speiseröhre hinab.
Auf der Insel Timor kreuzen sich auch unter den Papageien
wieder molukkische, respective australische und javanische, eigentlich
indische Formen, so finden wir daselbst den Loriculus vernalis,
aber auch einen Kakadu, einen Geoffroyus, Platycercus und Tricho-
glossus,I8)
Eine grosse Rolle in der Vogelfauna des indischen Archipels
spielen ferner die T au b en ; Alfr. Wallace, welcher eine treffliche
Abhandlung über dieselben veröffentlicht h a t,19) zählt einschliesslich
Neuguineas 118 Arten, reichlich ein Drittel aller überhaupt bekann