
Eine weitere Eigentümlichkeit des nördlichen Theils von
Celebes ist ein massig grösser Wiederkäuer von Ochsengestalt mit
Antilopenhörnern, Anoa depressioornis H. Smith, wilde Kuh von
den Holländern genannt, wilder Büffel bei Yalentyn. Ferner finden
wir, während der gemeine Javaneraffe, Macacus cynamolgos, noch
auf Timor und Celebes sich findet, als dritte Eigenthümlichkeit für
letztgenannte Insel einen eigentümlichen schwarzen kurzgeschwänzten
P a v ia n , Cynopithecus niger Quoy,18) und zwar auf der südlichen,
wie aul der nördlichen Halbinsel; Quoy und Gaimard erhielten ihn
in Manado, ich sah ihn bei Maros unweit Makassar. Derselbe lebt
auch auf der Molukkeninsel Batjan, wo ich ein altes frischgetöd-
tetes und ein junges lebendes Exemplar erhielt. Man nennt sie dort
yakis. Dr. Bernstein versicherte mir, dieser Affe finde sich innerhalb
dieser grossen Insel nur in der Nähe der gleichnamigen Hauptniederlassung,
sonst nirgends, und auch nicht auf dem benachbarten
noch grösseren Halmahera, es sei daher anzunehmen, dass er hier
nicht ursprünglich einheimisch sei, sondern von Celebes Äffen dieser
Art in Gefangenschaft von Menschen herübergebracht, dann entkommen
und verwildert seien.
F le d e rh u n d e , Pteropus, und F le d e rm ä u s e , Rhinolophus
und Vespertilio, erstrecken sich ziemlich gleichmässig von den
Sunda-Inseln über die Molukken bis Polynesien; nur finden wir
auf den Molukken einen neuen Namen für erstere, faniki oder auch
paniki,. denselben, mit welchem man sie auch auf den Philippinen
und Marianen kennt; eine übereinstimmende Benennung, fany, kehrt
auf Madagaskar wieder, wo ja auch eine malaiische Sprache herrscht;
&uf den Sunda Inseln habe ich aber einen solchen Namen nie gehört.
Neu treten auf den Molukken und Timor zwei mit Pteropus verwandte
Gattungen Cephalotes Geoff. (Harpyia 111.) und Hypoderma Geoff. auf.
Dagegen schwinden im östlichen Theil des Archipels, sobald
das Gebiet der Beutelthiere beginnt, plötzlich die Insektenfresser,
Raubthiere und Nagethiere, also die den Beutelthieren ähnlichsten
placentaren Ordnungen der Säugethiere, auf ein Minimum. Yon
ersteren bleibt nur die auch in Häusern vorkommende, daher wohl
durch den Menschen verbreitete R a tte n s p itzm a u s , Crocidura
inyosuros Pall., allgemein auf den Molukken verbreitet; von Raub-
thieren scheinen noch Zibetkatzen und eine Paradoxurusart, hier
tusa-utan genannt, vorzukommen. Von Nagethieren besitzt zwar
Celebes noch einige Eichhörnchen, sie fehlen aber schon den
Molukken.18) Nur die durch Schiffe verbreitete Ratte hat sich
überall, wo Europäer wohnen, angesiedelt. Timor aber, das auch
durch seine Affen sich wieder näher an die Sunda - Inseln anschliesst,
hat auch noch eine eigene Spitzmaus, Sorex tenuis S. Müll., und
eine eigene wilde Katze, Felis megalotis Tem.
Dagegen reichen von Neuholland her die B e u te lth ie r e bis O Ö
in den östlichen Theil des Archipels. Der Kusu der Molukken,
dessen Namen im modernen naturwissenschaftlichen Latein zu Cuscus
geworden, Cuscus (oder Phalangista) Orientalis Pallas sp. auf Batjan,
Amboina, Banda und Timor, ist ein träges Thier, bald roth, bald weiss
gefärbt, das einzige mit Greifschwanz in Ostasien; die Eingebornen
fabeln von ihm, man könne es durch unverwandtes Anblicken vom
Baume »heruntersehen«. Auf Batjan erhielt ich auch noch ein den
fliegenden Eichhörnchen analoges kleines fliegendes Beutelthier,
Petaurus ariel, tikus-kalapa, Cocusnuss-Maus mir von den Eingebornen
genannt, schon beim alten Valentyn als »fliegende Katze« von
Halmahera erwähnt (Amboina S. 270). Celebes endlich besitzt in
Phalangista ursina die westlichste Art dieser Thierordnung in der
auf der östlichen Hemisphäre gegenwärtigen Ordnung der Dinge.
Gegen Neuholland hin nehmen die Beutelthiere rasch an
Arten zu: auf den Aru-Inseln lebt die Känguru-artige Dorcopsis
Brunii Gmel. sp., auf welche die Malaien ihren Namen des Moschus-
thierchens von Borneo, pelandok, übertrugen, woraus europäische
Schriftsteller das scheinbar griechische Wort philander gemacht
(r statt c ursprünglich wohl nur verschrieben). In Neuguinea leben
die Baumkänguru’s, Dendrolagus, deren eines ich auf den Molukken
lebend gehalten gesehen, ein blödes, bedächtiges, aber kräftiges
Thier, das beunruhigt seine Arme in langsamer aber unzweideutiger
Weise zum Umschlagen und Erdrücken des Feindes nach Art der
Känguru’s in Bewegung setzte. Obgleich von Natur pflanzenfressend,
hatte es doch in der Gefangenschaft ein besonderes Wohlgefallen
an gebratenen Hühnerkeulen, die es ganz ordentlich abnagte, ein
einzelner Beweis mehr dafür, dass Pflanzenkost und Fleischkost bei
den Thieren, namentlich den höhern, nicht so streng geschieden sind.
2. Vögel.
Die Vogelwelt des indischen Archipels ist in neuerer Zeit der
Gegenstand so eingehender Untersuchungen und anziehender Schil