
G-ebirgsland der Lampongs), Auf die gelinde Morgenbrise war
gegen Mittag wieder Windstille gefolgt; vom Lande kamen mehrere
schmale, spitzige Boote mit lateinischen Segeln zu uns heran, von
kupferbraunen Malaien bemannt; frische Esswaaren und lebende
Thiere, Reis und spanischen Pfeffer und auch ein paar grosse
Conchylien (Pterocera, Hippopus, Cypraea tigris) zum Verkaufe
bringend. Sofort ging nun ein lebhafter Handel an, der zur Folge
hatte, dass Ananas, Bananen und Cocosnüsse auf unserem Mittagostische
prangten und Käfige zur Unterbringung der gekauften Thiere
ein allgemein gesuchter Artikel wurden. Die Anzahl der Arten
von Unterhaltungsthieren, die an Bord gekommen, betrug in der
That ein volles Dutzend. Die interessantesten davon für den Naturforscher
waren drei schwarze S c h la n k a ff en, Semnopithecus Maurus
L. sp., von den Malaien lutung genannt, mit aufstehendem Kopfhaar
und tiefem Haarscheitel längs des Rückens, ernst und schwer
zu halten, wie die meisten ihrer Gattung. Fast immer sassen sie unbeweglich
bei einander auf dem ihnen angewiesenen Platz im vorderen
Theil des Decks, sie frassen wenig, litten bald an Diarrhöe, und in
14 Tagen war keiner mehr am Leben. Vielleicht dass unpassende
Nahrung daran schuld war: sie erhielten, wie fast alle zahmen
Thiere, von den Malaien Reis in Hülsen (Paddi), von uns daneben
Alles, was sie von den Bestandteilen unserer Mahlzeiten annehmen
wollten. Besser zu halten, aber auch in der Folge noch viel Aerger
durch ihre Streiche verursachend, waren zwei sogenannte Makako’s,
die gewöhnlichsten Affen der europäischen Menagerieen, Macacus
cynamolgos L. sp., der eigentliche Monjet der Malaien, woraus die
Spanier und Portugiesen mono, die Engländer monkey gemacht
haben, passend von den Holländern Javaner-Affe genannt, und der
aus Sumatra stammende Macacus (oder Inuus) nemestrinus L. sp.,
kurzschwänzig, mit nackten Ohren und dunkelbraunem Scheitelstreifen,
bruh der Malaien. Mein Liebling wurde ein E ic h h ö rn c h e n ,
Sciurus bicolor Sparrm., oben schwarz mit einzelnen helleren
Haaren, unten gelblichweiss, beide Farben von der Kehle bis an
den Schwanz scharf von einander getrennt. Seine Bewegungen
waren langsamer und ruhiger, als diejenigen der europäischen Art;
es hatte verhältnissmässig grosse Augen, aber doch ein schwaches
Gesicht, und schlief bei Tage viel, was Alles auf ein mehr nächtliches
Leben zu deuten scheint. Das Thierchen war noch jung,
gewöhnte sich bald an mich und versuchte nie, mich zu beissen;
den Schweif trug es nie hoch, wie unsere Eichhörnchen so oft;
wenn es schlief, lag es bogenförmig eingerollt auf der Seite und
hatte den Kopf durch den Sehweif bedeckt; eines Tages fand ich
es in dieser Lage in seiner gewöhnlichen Schlafstelle erstarrt und
kalt, nachdem es über zwei Monate scheinbar gesund am Bord
gewesen war; der gekochte Reis, den es Tages zuvor erhalten, war
schon einen Tag alt, also nicht mehr frisch gewesen, und diesem
Umstande musste ich den Tod zuschreiben, da keine andere Ursache
äusserlich und innerlich zu finden war.
Unter den an Bord gebrachten Vögeln spielten die T a u b e n
die erste, P a p a g e ie n erst die zweite Rolle, charakteristisch für die
westliche Hälfte des indischen Archipels; denn es waren nur Arten,
die auf Java oder Sumatra selbst einheimisch sind, daher von
Papageien nur eine kleinere grüne, der Iangschwänzige Psittacus
(Palaeornis) longicauda Boddaert (= barbatulatus Bechst., Kuhl.),
mit schwarzen Bartflecken, betet der Malaien, und der kurz-
schwänzige (Loriculus) galgulus L. sp., mit einheimischem Namen
serindit; beide von Sumatra; letzterer pflegte sich zum Schlafen
verkehrt an Einem Fusse aufzuhängen. Unter den Tauben waren
ebenfalls die Haüptformen dieser Hälfte des Archipels vertreten
durch die papageigrüne Taube, Columba (Treron) aromatica L., die
bronzegrüne C. (Chalcophaps) Javanica Gmel., die unserer ächten
Turteltaube so ähnliche C. (Turtur) tigrina Tem. = Chinensis Scopoli,
und die kleine Iangschwänzige C. (Geopelia) striata L., eifrige
Reisfresser, wie der bekannte Reisvogel, Loxia (Munia) oryzivora L.,
der einzige sperlingsartige Vogel, der uns gebracht wurde.
Des Abends wurde vor dem Leuchthurm von Anyer geankert
und am nächsten Tage, 25. Juni,- da die Windstille glücklicherweise
anhielt, eine Excursion an Land gemacht. Der Strand der javanischen
Küste ist hier flach und besteht hauptsächlich aus Korallen-
Trümmem, unter denen namentlich die Gattungen Mussa und Astraea
durch ihre Zahl, Maeandrina durch ihre Form und kleine Stückchen
von Tubipora durch ihre rothe Farbe sich sehr bemerklich machen;
stellenweise sind auch Algen in Mehrzahl ausgeworfen, namentlich
die plivengelben (getrocknet schwarzen) Sargassen und die hellgrünen
(verbleicht weissen) Halimeden. Belebt ist der Strand fast
nur von Einsiedlerkrebsen, welche Schalen der verschiedensten
Schneckengattungen mit sich herumschleppen. Zunächst hinter dem
Strand folgt ein Wäldchen von Cocospalmen, das erste, das wir