
ceen (Copepoden) und einen Bandwurm (Botlirioceplialus). Auch
ein Teufelsfisch wurde während der Stille unter der Linie eines
Morgens von dem wachthabenden Cadetten und den Matrosen gesehen;
bis aber der Naturforscher auf Deck kam, war er verschwunden;
der Beschreibung nach — ein breites schwarzes Un-
gethtim mit deutlichen Hörnern — scheint es ein Riesenrochen,
Cephaloptera, gewesen zu sein (vergl. Oken, allgemeine Naturgeschichte
VI., S. 49).
Von pelagischen Mollusken zeigten sich die veilchenblauen
I a n th in e n schon nördlich vom Wendekreis, in* Sicht: von Madeira,
bei Windstille; mehrmals fischte ich den blasigen Schwimmapparat
allein auf, was vielleicht eine freiwillige Abstossung desselben andeutet
; zugleich mit ihnen erschienen massenweise die indigoblauen
Velellenund die grosse S e e b la s e , Physalia caravella Eschscholtz;
diese letztere war himmelblau mit rothem Kamm, die Blase kaum
zu einem Drittel ihrer Länge mit Anhängseln besetzt, an dem freien
Ende zugespitzt und dunkler blau, von der Farbe der Kornblume,
Ceritaurea cyanus L., nahe dem Ende ein kleiner gelblicher kreisrunder
Fleck, von rothen Strahlen umgeben. Die Anhänge (oder
Individuen) waren dreierlei: 1. wurmförmige, kürzere, konische in
Büscheln zusammen, Saugröhren nach Eschscholtz; 2. wurstförmige,
grünliche, geräumige Cylinder, an der Wurzel der folgenden entspringend
und ganz an sie angeschmiegt, Flüssigkeitsbehälter von
Eschscholtz genannt, Fühler nach Kölliker; 3. endlich schnuxförmige,
bis mehrere Fuss lange, mehr oder weniger lose spiralgedrehte,
verkürzbare Fäden, die kleineren violett, die grösseren blau, Fangfäden
von Eschscholtz; sie enthalten eine Anzahl Zellen mit Spiralfäden
im Innern (Nesselzellen) in queer und etwas schief hegende
Häufchen geordnet, und sie sind es auch, welche der berührenden
Hand eine schmerzhafte Empfindung verursachen, die nicht sogleich,
sondern erst nach ungefähr einer Minute eintritt und erst noch
etwas zunimmt. Die jüngeren derselben sind noch wasserhell und
erscheinen dem blossen Auge als feine rosenkranzförmige Fäden,
ganz verschieden von den ausgebildeten; dieses Aussehen ist namentlich
in der Abbildung von Olfers kenntlich wiedergegeben. Die
mikroskopische Untersuchung weist aber ihre Uebereinstimmung mit
den Fangfäden nach.
Der Kamm ist bald prall mit Luft gefüllt und steif aufgerichtet,
wobei an seinem Grunde röthliche septumartige Einschnürungen,
ähnlich denen am menschlichen Colon, hervortreten, bald
mehr zusammengefallen. Er befindet sich mit dem grösseren Theil
der Blase meist über Wasser, zuweilen hegt er auf dem Wasser
auf und alsdann kann das ganze Geschöpf willkürlich, wie es mir
schien, sich wieder aufrichten durch wurmartige Bewegungen, die
am freien Ende der Blase beginnen, dieses in verschiedener Richtung
hin und her drehen, und schliesslich die ganze Blase umwenden.
Die langen Fangfäden werden zuweilen plötzlich bedeutend
verkürzt und dann allmälich wieder ausgestreckt. Sonstige Schwimmbewegungen
waren nicht zu bemerken. Ein leichter Luftzug treibt
das Geschöpf vor sich her. Luft war aus der Blase auf keine Art
auszudrücken, namentlich auch nicht aus jenem gelblichen Fleck;
schneidet man die Wandung der Blase ein, so fällt der grösste
Theil derselben plötzlich zusammen, ihre Wand-zeigt sich dann
selbst blau gefärbt, ziemlich dick und rollt sich nach innen ein;
nur der dunklere blaue Endtheil bleibt gefüllt und aus diesem lässt
sich eine zweite kleinere röthlich- weisse Blase herausziehen, welche
viele kleine verzweigte, selbst wieder Bläschen tragende Anhänge
hat. Der obenerwähnte gelbliche Fleck ist die Stelle, an der diese
innere Blase an die sie einschliessende äussere angeheftet ist.
Wenn in der That die Luft nicht willkührlich entleert werden
kann, so ist das Geschöpf für die ganze Dauer seiner Existenz
zum Treiben auf der Meeresfläche angewiesen, und der Gedanke
hegt nahe, dass es nur Ein Stadium aus einer längeren, uns freilich
noch unbekannten Entwicklungsgeschichte darstellt, eine Wanderperiode
zum Aussäen der Art.
Unsere Matrosen nannten die Physalia »Bei - de -Winder«,
als ob sie bei dem Winde (Seemannsausdruck) segelte; die Seeleute
anderer Nationen nennen sie Galeere und Linienschiff, man of war,
alle ihren Kamm als Segel deutend, und der systematische Name
der Art, caravella, ist eine weitere, schon von Sloane 1707 erwähnte
Variation dieser Vergleichung. Die ersten Physalien wurden gesehen
und gefangen in der Windstille, als Madeira noch in Sicht war,
und sie blieben um uns, bis in der Nähe des Wendekreises mehr
Wind eintrat; dann kehrten sie wieder während der Windstille in
der Nähe des Aequators. Kleine Fischchen, so viel ich urtheilen
konnte, ganz junge Exemplare von Nomeus Mauritii Cuv., fanden
sich zwischen den langen Fangfäden der Physalia verwickelt; ob