
von wo sie der zugreifenden Hand nur die kräftigen sehwarzfingrigeu
Scheeren drohend darbieten. Hier dehnt sich in einer kleinen Lache
eine dunkle Holothurie so lang aus, dass man sie für eine Schlange
halten möchte, zieht sich aber bei Berührung zu einer runzligen
lederartig anzufühlenden Gurkengestalt zusammen und treibt, wenn
man sie aus dem Wasser nimmt, durch anhaltende Contraction
langsam ihre eigenen Eingeweide aus. Eine andere grau-gebänderte
von wurmartiger Form (Synapta vittata) haftet klettenartig durch
zahlreiche mikroskopische Ankerchen an jeder Stelle der Hand, die
sie streift, an und ist so nicht mehr von den Fingern wegzubringen.
Dort starrt ein grösser See-Igel (Diadema, Ecliinothrix) uns ent-
eeeen, die langen schwarzen oder auch weissbunten Stacheln nach o o ’ o
allen Richtungen ausstreckend, so dass man nicht weiss, wie ihn
anfassen, um so mehr wenn man erfahren, wie leicht die Spitzen
seiner feineren Stacheln in der Flaut der berührenden Hand abbrechen
und noch mehrere Tage lang empfindlichen Schmerz verursachen.
Dort schleicht ein unschuldiger himmelblauer laugarmiger
Seestern (Linckia miliaris), kaki-ayam, Hühnerfuss, von den Ein-
gebornen genannt, oder ein anderer grösserer, der auf dem gewölbten
Rücken stumpfe dicke Dornen trägt (Oreaster), mit seinen hundert
weichen Füsschen so langsam daher, dass man seine Ortsbewegung
nur erschliessen, nicht sehen kann.88) Von Würmern
sind ein blassgelber, schwarzliniirter Strudelwurm, Borlasia quadri-
lineata Q. G., die stattliche Amphinome (Eurythoe) Pacifica Kin-
berg, ein grösser Zangen wurm, Eunice gigantea Cuv., und die durch
ihre langen gelben Borsten ausgezeichnete schöne Chloeia capillata
Sav. mir wiederholt auf den Korallenriffen des indischen Archipels
vorgekommen. Die Bewegungen dieser niederen Meerthiere sind im
Allgemeinen langsamer, als die der höheren; wir müssen schon zu
den langschwänzigen Krebsen (Alpheus, Gonodaetylus) und den
Cephalopoden aufsteigen, um rasche, energische Ortsbewegung unter
den Bewohnern des Korallenriffs zu finden. Andere haben auf dieselbe
ganz verzichtet und ihre Sicherheit in der Verborgenheit gesucht,
durch aktives Einbohren in die Korallenmasse selbst, wie
die Meerdattel (Lithodomus) und andere Bohrmuscheln, oder indem
sie passiv sich von der Koralle umwachsen lassen, wie einzelne
Cirripeden (Pyrgoma), Schnecken (Magilus) und Würmer (Sipuncu-
lus in Heteropsammia), wobei sie nur ein kleines Loch für Nahrung
und Athrnen offen zu halten bestrebt sind. Bemerkenswerth ist auch,
wie der reiche Kalkgeh'alt, der eben die Bildung des Korallenriffs
bedingt, auch in den anderen Thierklassen und selbst in den Pflanzen
hervortritt: so finden wir auf den Riffen gerade die Echinoder-
men so reich entwickelt, also Thiere, deren Körperliaut in hohem
Grade durch Kälkeinlagerung ausgezeichnet ist, wir finden Muscheln
und Seeschnecken mit besonders dicken Kälkschalen, wie Tridacna,
Strombus, Cypraea, Terebra und Mitra, wir finden unter den Fischen
die gepanzerten Kofferfische, ikan totombo oderauch (auf Amboina)
ikan kabila; wir finden endlich auch Meerpflanzen aus verschiedenen
F'amilien der Tange, welche durch massenhafte Kalkeinlagerung das
Ansehen von Korallen erhalten und daher von früheren Naturforschern
für solche gehalten wurden, so Halimeda mit scheibenförmigen,
an manche Cactus erinnernden Gliedern, Amphiroa mit
keilförmigen Gliedern, Galaxaura mit cylindrisch-elliptischen, die
fadenartig feine Jania und die krustenartigen Melobesien.89)
Im Verhältniss zur grossen Anzahl ihrer Thiere geben Felsengrund
und Korallengrund nur einen sehr massigen Beitrag zu den
Nahrungsmitteln des Menschen. Wohl sieht man öfters einzelne
Eingeborene an solchen Stellen Mollusken und andere Thiere für
den eigenen Bedarf sammeln, aber auf den Märkten findet man fast
keine Thiere, welche auf diesen Bodenarten heimisch sind, und mit
mehr oder weniger Recht gelten die Meerschnecken mit glänzenden
schön gefärbten Schalen, wie die auf den Riffen häufigen Cypraea,
Mitra u. a., sowie manche dort lebende Krabben, namentlich die
mit schwarzen Scheeren (katam gigi itam), bei den Eingebornen als
untauglich zur Nahrung oder gar schädlich. Nur die Holothurien
(Trepang) bilden einen nicht unbedeutenden Handelsartikel, da sie
bekanntlich bei den Chinesen als Delikatesse gelten, vielleicht weniger
ihrer wirklichen stofflichen Eigenschaften, als ihrer besonderen
Form wegen. Ausserdem werden seit dem Einheimischwerden
der Europäer Korallen und Conchylien vielfach, namentlich im
Osten, auf den einzelnen Inseln der Molukken gesammelt und von
Händlern nach Amboina und Singapore gebracht, um sie den Europäern
als Raritäten und Kuriositäten zu verkaufen, daher viele derselben
schon seit lange in den europäischen Naturaliensammlungen
bekannt sind, aber auch das Vorkommen bei solchen gekauften
Stücken oft gar nicht oder falsch angegeben ist.
Unter den fre isc hw im m e n d e n wirbellosen Thieren des
indischen Oceans haben einige Cephalopeden schon seit lange das
Ost-Asien. Zoologisch. I.