
Zeit mit dem ersten Orientiren und Einrichten hin, die Ungewissheit
über die Länge des Aufenthaltes erschwert einen rationellen
Plan für die Vertheilung der einzelnen Arbeiten, man rafft zusammen,
was sich darbietet, und ha t öfters gerade die richtigen
Stellen, Gelegenheiten und Helfer aufgefunden, wenn man sie
nicht mehr benutzen kann.-
Die Naturforscher der preussischen Expedition nach Ostasien
haben allerdings dankbar anzuerkennen, dass für sie
eigene Kammern in der Batterie der »Thetis«, je eine für zwei
Personen, mit Aufopferung je eines, Geschützes aufgeschlagen
worden waren, wodurch sie bei gewöhnlichem Seegang hinreichend
helle und verhältnissmässig bequeme, von den Seeoffizieren
viel beneidete Wohnräume erhielten; es war ihnen mehrmals
möglich, mit Schiffsbooten kleinere Exkursionen zu machen, und
während jedes Aufenthaltes waren ihnen reichlich die nöthigen
Mittel geboten, um am Lande zu wohnen. Besonders verpflichtet
für mannichfache Förderung meiner Bestrebungen bin
ich dem Geschwaderbefehlshaber Commodore S u n de wal l ,
Bruder des bekannten schwedischen Zoologen, dem Lieutenant
zur See und Observationsoffizier 0. Kr a u s n ic k , dem Stabsarzt
Dr. Jo h swich und dem Gärtner Ot to S c h o t tmü l l e r (diese
beiden unterdessen verstorben).
Dennoch ist während der ganzen Reisezeit uns nur ein
vielfach unterbrochenes Nippen an dem reichen Tische der Natur
möglich gewesen und der beste Gewinn für mich eben die eigene
Anschauung der lebenden Thiere in ihrer natürlichen Umgebung,
ein Gewinn, der sich nicht vollständig mittheilen lässt.
Feinere, die Wissenschaft direkt fördernde Einzel-Untersuchungen
an irischen Thieren ferner Gegenden noch so nothwendig,
sind nur bei längerem Aufenthalt an einigermaassen dazu eingerichteten
Orten', nöglich.
Als im Frühling 1861 dem Gros der Expedition ein ziemlich
unerquickliches Zuwarten an der flachen Küste des Golfes
von Petsheli bevorstand, wurde die »Thetis« mit den Naturforschern
zu einer sechsmonatlichen Rundfahrt nach Südchina,
den Philippinen, Celebes, Java und Singapore ausgesandt (vgl.
den amtlichen Reisebericht Band HI. S. 376 und Band IV. S. 230),
einer der genussreichsten Abschnitte der Reise, wodurch wir
erst mit der reichen Tropenwelt des indischen Archipels und dem
eigenthümlichen Leben in den älteren Kolonien desselben in
nähere Berührung kamen. Wir fanden hier die freundlichste
Aufnahme sowohl von amtlicher als rein persönlicher Seite und
wesentliche Erleichterung unserer Bestrebungen, welche sich
unter Anderem*aueh darin zeigte, dass durch Verfügung der
Königlich niederländischen Regierung wir deren eigenen Beamten
betreffs der Reisegelegenheiten und Reiseausgaben ganz gleichgestellt
wurden, wodurch dort das Reisen auf eigene Hand uns
allein möglich wurde. Dieses bewog mich beim Schluss der Expedition
(amtl. Bericht Band IV. S. 350), bevor ich auf dem Ueber-
landweg nach Europa zurückkehrte, erst noch einmal Niederländisch
Indien zu besuchen; die nöthigen Geldmittel dazu
wurden mir theils durch die Ersparnisse aus dem bisherigen
Gehalte, theils durch eine besondere von Prof. W. P e t e r s ausgewirkte
Bewilligung der Königlich preussischen Regierung im
Betrage von 1000 Thlrn. geliefert. Das gastfreie, liebenswürdige,
mit Rath und That hülfreiche Entgegenkommen, das ich hier
überall und in besonderem Grade auf den entlegeneren Stationen
bei den holländischen Civilbeamten, Offizieren und vor Allem
bei den Militärärzten, den nächsten Berufsverwandten, fand, ermöglichte
mir diese Reise auf die hauptsächlichsten Inseln des
holländischen Gebiets auszudehnen (s. diesen Band S. 244), und
trug sehr wesentlich dazu bei, diese anderthalb Jahre von Reisen
nach eigenem Ermessen mir zu unvergesslich schönen und befriedigenden
zu machen. So ist es gekommen, dass neben Japan,
China und Siam der indische (malaiische) Archipel eine hervorragende
Stelle in dem vorliegenden zoologischen Theile einnimmt.
' Das gesammte Thierreich bildet ein so grosses Arbeitsfeld,
dass gegenwärtig der einzelne Forscher sich vorzugsweise