gemeinen Gleichförmigkeit in dem Insektenleben des ganzen Archipels, in Uebereinstimmung mit
der allgemeinen Gleichförmigkeit seines Klimas und seiner Vegetation geführt, während auf der
ändern Seite die grosse Empfänglichkeit der Insekten-Organisation für den Einfluss äusserer Bedingungen
zu unendlich ins Einzelne gehenden Modifikationen der Formen und Farben Anlass
g a b , welche in vielen Fällen den Produkten nahe zusammenliegender Inseln eine beträchtliche
Verschiedenheit aufgeprägt haben.“
Neuere Forschungen und Sammelresultate haben die Wahrheit des letzten W a l l a c e ’-
schen Satzes mehr und mehr erhärtet. Die im Wesentlichen nahe verwandte Fauna nahe bei
einander liegender Inseln des malayischen Archipels ze igt auf geringe Entfernungen hin schon
bemerkenswerthe bleibende Veränderungen in der Erscheinungsweise, in Zeichnung und Farbe
der Vertreter einzelner Schmetterlingsarten. Die, zudem besser studirten, Tagfalter zeigen diese
Verhältnisse schon auf wenige Seemeilen Entfernung hin; ja es tr itt in den verschiedenen Gebieten
einer und derselben In se l, wie z. B. J a v a , bereits je nach den differenten Faktoren des
Heimathbezirkes der A r t bleibende Differenzirung in der Erscheinungsweise derselben auf. Auch
bei Nachtfaltern tr it t das Gleiche, wenn auch vielfach nicht in derselben augenfälligen Weise
auf. Leider sind wir bis je tz t noch nicht im Stande, die ursächlichen Momente in anders als
hypothetischer W eise anzugeben. Auch ist nicht zu verkennen, dass die subjektiven Anschauungen
der verschiedenen Forscher zuweilen über das Ziel hinauszugehen scheinen. —
Einigermassen übersichtliche Darstellungen der Lepidopterenfaunen der einzelnen Bezirke
des austromalayischen Gebietes finden sich in der entomologischen Literatur der Neuzeit, wenn
auch vielfach in lückenhafter Form. Wir sind mit der Tagfalterfauna der grossen und kleinen
Sundainseln, Celebes, Philippinen, wie der Molukken ziemlich vertraut geworden; zum Theil erstreckt
sich unsere genauere Kenntniss auch über die meisten Familien der Nachtfalter, so dass
ein einigermassen übersichtliches Bild geschaffen werden kann. lieber Neu-Guinea, das ja noch
nicht so lange der Forschung eröffnet ist, haben w ir ebenfalls in der Neuzeit einige übersichtliche
Darstellungen wenigstens über die Tagfalter von K i r s c h , H a g e n , G r o s e S m i t h , H e b e l u. A.
erhalten. Bei der innigen Verwandtschaft, in der die grosse Nachbarinsel mit denen des Bismarck-
Archipels steht, geben uns diese Arbeiten bereits willkommene Fingerzeige bei einem Vergleiche
zwischen den Faunen, den wir später aufzustellen haben werden. Für das Gebiet, dessen Lepi-
dopterenfauna die folgenden Zeilen erörtern sollen, geben die Darstellungen C. R ib b e ’s, welche
er seiner jüngsten, oben citirten Arbeit hatte vorausgehen lassen, eine einigermassen orientirende
Uebersicht der zunächst ins Auge fallenden Erscheinungen. Ich will mir zu diesem Zwecke erlauben,
bevor ich in die Erörterung der einzelnen Arten eintrete, aus den Mittheilungen, welche
R ib b e an verschiedenen, oben erwähnten Orten gegeben hat, so in der Insektenbörse 1897, wie
in der Ir is 1898, das Nachfolgende zur vorläufigen Orientirung zu entnehmen.
C. R ib b e kam in dreitägiger Fahrt von Neu-Guinea nach Herbertshöhe in Neu-Pommern
(Gazellenhalbinsel). In Kinigunang fand er willkommene Unterkunft und ein zum Fangen von
Insekten geeignetes Gelände. D ie Uferebene ging km hinter Kinigunang in welliges Gelände
über. Ein keiner Bach ergoss sich in das Meer und jenseits desselben breitete sich Urwald,
mehrere Kilometer der Küste folgend, aus, der, von Eingeborenenpfaden durchzogen, an lichteren
Stellen, an Grasflächen und an einem b reitem Bache wie dem niederen Gebüschwald vortreffliche
Fanggelegenheit bot. Auch der Meeresstrand bei Kinigunang, welcher frei von Mangrovesümpfen
ist, bot auf dem feuchten Sande zahlreichen Schmetterlingen willkommenen Tummelplatz. Alcides
aurora flog am Tage mit Vorliebe am Strande, ebenso wie verschiedene Euploea-Arten, welche es
lieben, dort auf den niedern Büschen zu sitzen und während des Fluges ihre Duftbüschel aus der
am A fte r befindlichen Tasche auszustrecken, so Euploea obscura Pag. und doretta Pag., wie auch
die grosse weissliche Euploea browni. Besonders belebt wird die Gegend durch die auf der ganzen
Gazellenhalbinsel und wohl auch im übrigen Neupommern fliegende Ornithoptera bornemanni Pag.
An den Wasserläufen sammelt sich Papilio ulysses var. ambiguus mit Pap. euchenor var. depilis, auch
Papilio cilix, websteri und das von R o t h s c h i l d als bismarcJciawus bezeichnete o desselben. Stets
sind die Weibchen dieser Arten selten anzutreffen. Calliduliden fliegen am Tage und setzen sich,
an Lycaeniden in ihrem Wesen erinnernd, auf Sträucher am Wasser, besonders Tyndaris laetifica Feld.
und Gleis postiealis Guerin. Neben Lycaena cleotas Guerin trieben sich an den W aldesrändern schnell-
flügelige blaue Amblypodien umher; an blühenden Sträuchern fanden sich Pap. segonax untermischt
mit Pieriden und Eu/rema-A r ten , so insbesondere Pieris quadricolor und Elodina primularis. Im
dunklen W alde selbst fliegt Elymnias holofernes, an faulenden Früchten findet sich Tenaris uranus
ein, schwerfällig im Unterholz fliegend, während auf sonnigen Grasplätzen Precis- und Junonia-
Arten, PLypolimnas und Neptis- Species sich auf halten. Von Heteroceren wurden im Walde neben
Calliduliden besonders Uraniden, Nyctemeriden und Nyctipao-Arten aufgescheucht. Köder hatte beim
Abendfang keinen Erfolg. (Herr Prof. D a h l hatte besonders am Licht Resultate.)
In siebenstündiger Bootfahrt gelangte R ib b e , welcher das Innere mit seinen 1000 m
hohen Bergen nicht durchforschen konnte, nach Mioko (Neu-Lauenburg). Die Inseln dieser Gruppe
sind mit dichtem Urwald bestanden, der in Mangrove-Sümpfe am Ufer übergeht. Die Korallini-
schen Felsen erheben sich 30 m hoch. Hier h a tte , wie schon früher bemerkt, hauptsächlich
B r o w n gesammelt. R ib b e macht darauf aufmerksam, wie eigenthümlich es ist, dass während
die Entfernung der kleinen Insel Mioko von der Gazellenhalbinsel nur etwa 10 Seemeilen beträgt,
doch die dort vorkommenden Formen von Ornithoptera in so verschiedenem Gewände erscheinen.
Neu-Pommern hat nur die grüne Varietät bornemanni Pag. von urvilliana Gner., während auf
Neu-Lauenburg bereits eine blaue, allerdings etwas besondere Varietät von urvilliana fliegt. Die
Natur des Bodens g ibt hier tro tz der wesentlichen Verschiedenheit keine durchgreifende Erklärung,
denn die Gazellenhalbinsel ist,, ebenso wie Neu-Mecklenburg und die Salomons-Inseln,
auf denen die blaue Ornith. urvilliana fliegt, vulkanisch; Mioko is t korallinisch und erzeugt trotzdem
eine blaugrüne Form, deren Flügel gedrungener, die Fa lter kleiner und die $ 9 heller gefärbt
sind, als die der Salomons-Inseln.
A u f Neu-Lauenburg zeigte sich für R ib b e ein kleiner, mit Wald bedeckter Höhenzug,
ebenso wie die Strandgegenden, besonders ergiebig. Hier war die auf Neu-Pommern ebenfalls
vorkommende schöne Lycaenide Eyppchrysops mirdbilis Pag. an einigen Stellen zwischen 11 und
2 Uhr nicht selten auf den Blättern der Bäume anzutreffen. Abgesehen von dem einzelnen Falle
der Ornithoptera ist übrigens die Lepidopterenfauna Neu-Lauenburgs gleich der von Neu-Pommern.
Neu-Mecklenburg wurde von R ib b e ebenfalls vorübergehend besucht. Es is t eine lang-
gezogene, durch verschiedene Grade von Südost nach Nordwest (151—153° östl. Länge) sich ausdehnende,
von einer centralen (1500 m) hohen Gebirgskette durchzogene mit schmaler Strandebene,
von dichtem Wald bestandene und nur am Nordwestende ausgedehnte Strecken flachen Gebiets
zeigende Insel, die von Malariafieber heimgesucht wird und sich zu Pflanzungen wenig zu eignen
scheint. R ib b e fand bei dem Orte Kapsu und bei Nauvan einige Sammelgelegenheit, ebenso
wie auf der letzterem Orte gegenüberliegenden Insel Nussa. Von Neu-Hannover, westlich von