forscht und das Innere fast vollkommen unbekannt: die Ungunst des Klimas vereinigt sich mit
der der Bewohner.
Neu-Hannover, wohl ein abgelöstes Stück von Neu-Mecklenburg erhebt sich gleichfalls
im Innern zu einem Hochland: im Norden liegen gute Anpflanzungen. Auch diese Insel is t noch
unerforscht. A ls nordwestlichste Ausläufer des oben genannten Gebirgsbogens sind die Admiralitätsinseln
zu betrachten, welche ebenfalls von Gebirgen durchzogen sind, die von bewaldeten Ebenen
umgeben werden. D ie an der Nordküste von Neu-Pommern liegenden sogenannten französischen
Inseln sind hoch, vulkanischen Ursprungs und ebenfalls bewohnt.
Den grössten Theil des Bismarck-Archipels nimmt Neu-Pommern ein, bis auf die Küsten
der Gazellenhalbinsel ebenfalls noch wenig durchforscht. Nach Neu-Mecklenburg hin sind keine
Korallenriffe. Solche ze ig t das nördliche Neu-Pommern und der niedrige, sumpfige, am Strande
mit Kokospalmen und Mangroven bewachsene Archipel von Neu-Lauenburg, von dem die Insel
Mioko mit einer deutschen Handelsstation am bekanntesten ist. Der Westen von Neu-Pommern
besteht aus inselartigen Bergkomplexen, die durch niedrige Terrainschwellungen mit einander
verbunden sind.
A ls Kopf gewissermassen von Neu-Pommern springt die vulkanische Gazellenhalbinsel
vor. Ih r nördlicher Zipfel trä g t drei Berge „Nordtochter“, „Mutter“ und „Südtochter“. A uf
der Gazellenhalbinsel lieg t „Herbertshöhe“ eine Pflanzung der Neu-Guinea-Compagnie und „Ralum“
die ausgedehnteste Pflanzung des Archipels, wo Herr Prof. D a h l vornehmlich sammelte, sowie
die katholische Missionsstation „Kinigunang“, von wo ein grösser Theil der R ib b e ’sehen Sammlung
stammt. Der Nordwesten trä g t einen Gebirgszug, (Bainingebirge) der Küstenebenen Raum
lä s s t, zu welcher zahlreiche Wasserläufe herabkommen. Auf der Gazellenhalbinsel dehnt sich
eine wellige Hochebene aus, die mit Gras bewachsen und von bewaldeten Schluchten durchzogen
ist. Ein fruchtbarer Humusboden senkt sieh hier zum Meere herab. In der Blanchebai lieg t die
bekannte Insel Matupi. Diese Gegend is t einigermassen bekannt, nicht so das gebirgige, von Wald
bekleidete Innere. Die Küsten sind besser durchforscht, aber vor der West- und Südküste liegen
noch vielfach vulkanische Inseln, welche noch unbekannt sind, und welche die Fortsetzung der
von der Nordküste von Neu-Guinea liegenden Reihe von vulkanischen Inseln sind. —
Der Bismarck-Archipel gehört dem tropischen westlichen Monsungebiet an, zu dem auch
Neu-Guinea, die Salomons-Inseln und die Neuen Hebriden zu rechnen sind. In ihnen herrscht
der- Nordwestmonsun vor, indess mit lokalen Unterschieden. Es besteht ein gleichmässiges feuchttropisches
Seeklima mit grossem Regenreichthum. D ie niedrigste Temperatur auf Mioko wurde
1885 mit 23° C., die höchste mit 30' beobachtet, in-Matupi war das Maximum 34,4°, das Minimum
23° C. bei Ralum sinkt die Temperatur gegen Morgen nicht selten auf 19° C. D ie Temperaturen
sind im Allgemeinen niedriger, als im Kaiser-Wilhelmsland. Der Südostpassat tr itt im
Juni oder Ju li mit schönem Wetter ein und hört Ende September auf, worauf bis Dezember veränderliche
Winde folgen. Dann beginnt der Nordwestmonsun mit Regen. Ende März v erliert er
seine Kraft und es folgen im April bis Juni veränderliche Winde. Die Küste von Neu-Hannover
und Neu-Mecklenburg scheint stärkerem Regen ausgesetzt, als die Nordküste von Neu-Pommern.
Die ersten Vormittagsstunden sind nach P a r k i n s o n (Im Bismarck-Archipel) am heissesten, dann
fo lg t zwischen 10 und 11 Uhr eine Brise; die Abende sind angenehm, die Nacht ruhig und durch
Gebirgswind abgekühlt. Ein eigenthümlicher dichter Höhenrauch tr itt von Zeit zu Zeit mit
schwächeren und stärkeren Erderschütterungen e in.. Orkane fehlen und Stürme sind selten.
Der ganze Bismärck-Archipel gehört mit Neu-Guinea und den Salomons-Inseln derselben
Vegetationsregion an , welche D r u d e als papuanische Region zusammengefasst hat. Es sind
•Waldländer, lichter als im Kaiser-Wilhelmsland: an der Käste findet sieh sehr dichter Mangrove-
Wald, während der Hochwald selbst weniger dicht ist, wenig Kletter- und Schlingpflanzen, aber
starken Unterholzbestand ze ig t, Palmen und verschiedenartige Laubhölzer bilden die hervorragendsten
Bestandtheile.
D ie Höhen sind von dem von W a rb u r g geschilderten Bergwald eingenommen, in welchem
herrliche Rhododendron-Büsche sich finden, Coniferen und höher hinauf Stranchvegetation mit
Wiesen und Matten. Hier is t der Pflanzenwuohs grundverschieden, wie das Klima. (Vergl.
S ie v e r s , Australien und F i t z e r , Deutsches Kolonialhandb.uöh.)MH|
A u f dem im Vorstehenden geschilderten Boden mit seiner üppigen Vegetation hat sich
nun eine Lepidopterenfauna entwickelt, welche wir nach W a lla d « zur a u s t r a l i s c h e n R e g io n
und zwar zur a u s t r o m a la y i s c h e n (papuanischen); S u b r e g io n rechnen. Die australische Region
umfasst bekanntlich ausser dem Festland Australien nebst Tasmanien die grosse Insel Neu-
Guinea und die benachbarten Inseln bis Celebes westlich, sowie Nen-Seeland und die gesammten
polynesischeu, Inseln im Stillen Ocean. Neu-Guinea und die umgebenden Inseln liegen fast ganz
unter dem Aeijuator, und zeigen, wie oben bemerkt, eine ebenso üppige Fauna und Flora, wie
die benachbarte indomalayische Region, während nur der nördlichere Theil von Australien noch
einen verwandten Charakter hat, der südlich aber vielfach wüstenartig und arm an Thier- und
Pflanzenarten erscheint.
D ie austromalayische Subregion ste llt eine Fortsetzung der indomalayischen dar und ist
derselben nahe verwandt: zwei weitere Subregtönen ädsser der australischen als s ä h e n ergeben
sich m der armen neuseeländischen, und in der polynesischen, welche: durch ihre weit zerstreute
Inselnatur ebenwohl der malayischen Region gegenüber verarmt erscheint. Wir bemerken, dass
'1® weiter w ir nach Osten kommen, um so mehr die Lepidopterenfauna abnimiiit, und dass auf
den niedrigen Koralleninseln Polynesiens nur noch wenige Schmetterlingsarten sich finden. Selbst
das üppige Waldland Neu-Guinea und die vegetationsreichen Molukken zeigen trotz ihres bl?,
m e rk en sw erten Reichthums an schönen und farbenprächtigen Schmetterlingen bereits eine Abi
nähme gegenüber den g rossen. Sunda-Inseln. A u f den kleinen Sunda-Inseln macht sich eine
gleiche Aenderung und vielfach eine Hinneigung zu Australien bemerkbar, namentlich auf deh
östlichen Inseln.
Neu-Guinea ist als das Centrum der austromalayischen Subregion anzusehen, an welches
sieh nach Westen die Molukken, nach Osten der Bismarck-Archipel und die Salomons-Inseln besonders
angliedern. In ihrem Hauptcharakter stimmen diese Länder unter einander in der Lepidopterenfauna
überein, während die benachbarte In s e l Celebes zwar nahe verwandt ist, aber
doch eine eig en tüm lich e Sonderstellung einnimmt. W ir beobachten die Wahrheit der W a lla c e ’-
sohen Worte (Mal. Arch. I. p. 143): „dass ebenso wie die Vögel; die Insekten der Molukken eine
entschiedene V erwandtschaft mit jenen von Neu-Guinea, mehr als mit den Produkten der grösseren
westlichen Inseln des Archipels zeigen; aber der Unterschied in d er Form und Struktur zwischen
Produkten des Ostens und jenen des IVestens is t hier n ic h t s o ausgesprochen wie bei den
Vögeln. Es is t das wahrscheinlich der unmittelbaren Abhängigkeit der Insekten vom Klima und
vom Pflanzeiiwuchse und der grösseren Leichtigkeit ihrer Verbreitung in den verschiedenen Zuständen,
als E ie r, Larven und vollkominene Insekten, züzuschreiben. Es hat das zii einer all-
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