Ueber die Entstehung der Kry sta llk eg el und Rhabdome konnte ich Genaueres nicht feststellen.
Nur möchte ich auf die, auch von mir gemachte Beobachtung C h u n s (1896, pag. 254)
hinweisen, dass bei Embryonen von Bythoirephes die Kegelsegmente „wie Kelchblätter“ auseinander
weichen. Diese Erscheinung kann ich nur so erklären, dass die Krystallkörper nicht
am inneren Rande der einzelnen Kegelzellen, sondern in deren Inneren abgeschieden werden, da
keineswegs die Kegelzellen selbst derartig auseinander weichen, sondern dicht zusammenstossen.
Dies würde allerdings gegen die von W a t a s e (1890) aufgestellte Theorie von den Cu-
ticularbildungen sprechen.
D ie Kerne der Kegelzellen liegen überdies auch bei jugendlichen Entwickelungsstadien
nicht wie C h u n angieht oberhalb, sondern zur Seite der Kegelsegmente (Eig. 10—12).
Die Bildung des Pigmentes beginnt bei Polyphemus schon ziemlich frühe, immer schon
im Brutraum, während ich bei Embryonen von Bythoirephes niemals, auch bei vollendeter Ausbildung
des Auges, Pigment beobachtete. D ie Farbe des Pigmentes is t bei den Embryonen von
Polyphemus heller als bei erwachsenen Tieren, sie entspricht wohl der Beschreibung, welche
L e y d i g (1. c. pag. 240) von ihr giebt, indem er von einem schönen Grasgrün spricht, dem ein
wenig Braungelb beigemischt is t (Fig. 15, 16)1*?«
B e i den Gattungen Podon und Evadne wird die Entwickelung des Augenkörpers jedenfalls
einen ähnlichen Verlauf nehmen. Sie gestaltet sich freilich einfacher, da im ganzen eine geringere
Zahl von Facettengliedern zur Ausbildung kommt?- Die Entwickelung d e s „ F r ö n t a u g e s d a s ;
wie man sieht, vorzüglich durch die quer seine Retina durchsetzenden Nervenbündel ch arakterisiert'
ist, kann aber nur auf die geschilderte A r t vor sich gegangen sein, mögen sich auch noch so viele
von den vorhandenen Facettengliedern an seiner Bildung beteilig t haben.
Podon erinnert in der Anordnung der Facettenglieder ja noch sehr an Polyphemus: abgesonderte
dorsale Glieder und ein Ventralauge,‘-dessen Glieder ihre Spitzen nach dem Ganglion
hinwenden. Evadne besitzt eigentlich nur noch das Frontange. Hier haben sich also mit Ausnahme
der letzten ventralen Facettenglieder alle übrigen zusammengeschlossen und sind gemeinsam
ans der radiären in die tangentiale Stellung übergegangen, indem ihre Spitzen nach und nach
an der Oberfläche des Ganglions entlang wachsen.
D ie Trennung des Ganglions in einen dorsalen und ventralen Abschnitt kommt hei den
zuletzt beschriebenen drei Gattungen nicht mehr zur Ausführung.
B. Die Umhüllung des Auges.
A u f Seite 13 wurde bemerkt, dass der von der Cornea oder Sklera zusammengehaltene
Augenkörper frei beweglich unter einer festen durchsichtigen äusseren Hülle lieg t, welche, wie
die übrige Körperhaut, periodisch eine Cuticula abwirft und neubildet.
Ueber die Struktur und Entstehung dieser Augenhülle, die sich bei allen Crustaceen
mit rollenden Augen vorfindet, haben erst die Untersuchungen G r o b b e n s (1879) näheren Anschluss
gebracht. Da auf den ersten Blick kein Unterschied zwischen dieser Augenschale und
der übrigen Körperhaut wahrzunehmen ist, bei den Polyphemiden sich sogar eine sichtliche Uebereinstimmung
zwischen beiden geltend macht, so la g es nahe, die äussere Hülle als unmittelbare
Fortsetzung der Körperhaut d. h. als die äusserste aus der Augenanlage hervorgegangene
Zellschicht zu betrachten, von der sich der Augenkörper erst im Laufe der Entwickelung losgelöst
hat.
Diese Auffassung haben alle bisherigen Beobachter g eteilt, und in diesem Sinne sagt auch
C h u n (1. c. pag. 254) von Bythoirephes, dass „die mit ihren runden Kernen der Chitinlamelle dicht
anliegende Hypodermis vollständig ausser Verband mit den Facettengliedern getreten is t.“
L e y d i g , dessen Angaben über die Umhüllung des Daphnidenauges scheinbar von einer
genaueren Kenntnis derselben zeugen und daher geradezu Verwirrung angeriebtet haben, bat,
wie G r o b b e n richtig hervorhebt, diese Bildung noch keineswegs verstanden, sondern is t im
Prinzip der obigen Ansicht. Seine Bemerkung (1. c. pag. 37), „dass das von einer durchsichtigen
Hülle umgebene Auge der Daphniden nicht unmittelbar unter der gemeinsamen Haut oder Schale
des Kopfes liegt, sondern dass es seine besondere Kapsel bat,, von der es sich im Tode oder nach
Einwirkung von Reagentien gerne zurückzieht, wobei sich alsdann zwischen der Oberfläche des
Augenbulbus und der Innenseite der Kapsel einige bindegewebige unter sich verbundene Streifen
ausspannen“, is t nur dabin aufzufassen, dass die Cornea nach seiner Meinung einen komplizierten
Bau hat, nicht aber die äussere Schale. Uebrigens bat L e y d i g die erwähnte Augenkapsel neben
einer besonderen Cornea nur in z w e i Fällen (Sidci crystallina, Daphnia longispina) wirklich beobachtet.
Auch später is t eine „Augenkapsel“ im Sinne L e y d i g s nicht wieder gesehen worden.
C la u s (1862, pag. 242) bestreitet sogar lebhaft das Vorhandensein einer solchen. Nur W e i s m
a n n sucht in seiner Abhandung über Leptodora (1874, pag. 363) L e y d i g s Darstellung auf
alle Fälle gerecht zu werden. E r beschreibt im Texte zwar auch nur e in e „bindegewebige
Kapsel, an welche sich die Augenmuskeln ansetzen und welche die Fortsetzung der Hülle des
Sehganglions“ is t (also der Cornea der Autoren entspricht), unterscheidet in der Abbildung
(1. c. Taf. X XX IV, Fig . 9) aber ausser dieser „bindegewebigen Hülle“ (Bh.) plötzlich noch eine
Augenkapsel (Ank.), welche mit der Peripherie des Augenkörpers identisch ist.
G e r s t a e c k e r (I. e. 1876—79, pag. 911) zählt auf Grund der Angaben L e y d i g s gewissenhaft
drei Hüllen auf, welche das Auge d e r . Cladoceren, „stets“ umgehen: „der glasartig
durchsichtige Hautpanzer, eine zarthäutige Kapsel und eine glashelle-Hülle.“
Im grossen und ganzen war man aber dahin gekommen, die Beobachtung L e y d i g s
als irrtümlich zu betrachten und unter, seiner „Augenkapsel“ einfach den Corneaüberzug des
Auges zu v e r steh en , der sich ja auch nach Einwirkung von Reagentien vom Bulbus loslösen
kann. Man unterschied also ganz richtig zwischen e in e r inneren Hülle und e i n e r äusseren
Hülle, der Cornea oder Sklera und der Kopfschale.
Durch G r o b b e n (1. c. pag. 51—56) wurde nun aber nachgewiesen, dass die ä u s s e r e
Hülle nicht, w ie bisher stets angenommen war, aus einer Zellschicht, sondern aus zweien besteht,
und dass diese Zweiteiligkeit derselben,’ welche sich aus der A r t ihrer Entstehung unmittelbar
ergiebt, unter besonderen Umständen auch später in die Erscheinung treten kann, dass sich also,
wie es L e y d i g in zwei Fällen gelungen ist, im günstigsten Falle thatsächlich drei Membranen
um das Auge, freilich in anderer Anordnung als L e y d i g es angiebt, beobachten lassen.
Für gewöhnlich is t dies nicht der F a ll, das b estätigt auch G r o b b e n (1. c. pag. 51).;
selbst eine Untersuchung auf Schnitten giebt, wenigstens soweit die Polyphemiden in betracht
kommen, auf den ersten Blick keine Veranlassung, an der Einfachheit der Kopf schale zu zweifeln.