Umbiegen nach unten im Innern desselben nichts zu sehen i s t , so. .blpibf nur übrig, dass sie
an der vom Ventralauge begrenzten vorderen Mantelfläche des Erontauges ihre ursprüngliche
Richtung aufgeben und an ihr entlang, vielleicht in feine Eibrillen aufgelöst, nach der
Spitze abwärts verstreichen. Hier würde es natürlich zu einer. Kreuzung mit den aus der ventralen
Hälfte des Ganglions entspringenden Easern kommen '
Ob nun S a m a s s a ebenfalls diese Möglichkeit erwogen hat und bei genauer Untersuchung,
wie es auch mir erging, den Gedanken an sie hat aufgeben müssen, oder, ob er direkt
zu seiner ändern Erklärungsweise gelangt is t , lasse ich dahin g estellt sein. Ich vermute jedoch
eher das letztere, da man aus seinen Worten und seiner Abbildung (1. c. Tafel ¥ 1 , Fig. 86)
schliessen kann, dass er infolge der ungünstigen Beschaffenheit seiner Schnitte nur aus dem
untersten Teile des ventralen Ganglions Nervenfasern hat austreten sehen und dadurch bewogen
wurde, diese weniger zahlreichen Bündel als dem einfacheren Frontauge zugehörig zu deuten.
Man darf auch nicht vergessen, dass nach dieser Auffassung die Nervenfasern, wie in
ändern Eaeettenaugen, direkt auf dem kürzesten Wege vom Ganglion nach den Spitzen der entsprechenden
Retinulä gelangen, was sehr für dieselbe einnhmnt.
Eine Kreuzung der Nerven lieg t jedoch auch nach dieser Erklärung immer noch vor.
Darauf weist auch S a m a s s a selbst mit folgenden Worten hin (1. c. pag. 121): „Denken wir
uns nämlich, dass die langen Einzelaugen des keilförmigen Abschnittes auf die normale Grösse
reducirt, hierbei aber nach w ie vor vom vorderen Theile des Sehgangliöns innervirt würden,
so würden diese Fasern mit den Easern des hinteren O p ticu s.e in Chiasma bilden, ähn-
lieh demjenigen der höheren Arthropoden. Ja es müsste dieses Chiasma auch in der Entwickelung
von Bythotrepkes in jenem Stadium auftreten, wo alle Einzelaugen noch gleichmässig entwickelt
sind. In demselben lieg t jedoch das Sehganglion dem Auge , so dicht an, dass es mir
nicht gelang, zu entscheiden, ob Easern schon vorhanden sind oder nicht.
Man sieht, S a m a s s a hat sich ziemlich gründlich mit der Sache beschäftigt und vor
allem anoh die Entwickelung des Auges berücksichtigt. Diese aber spricht, wie ich meine, am
meisten gegen seine Erklärung, insofern das Frontauge, aus dem dorsalen Teile der Augenanlage
hervorgegangen, ursprünglich auch mit dem dorsalen Teile des Ganglions in Verbindung
stand, das Ventralauge aber mit der ventralen Partie.
S a m a s s a sucht um diese Klippe mit folgenden bedenklichen Reflexionen herumzukommen:
„Es is t höchst wahrscheinlich, dass bloss die aus dem dorsalen Abschnitte des Ganglions entspringenden
Fasern dem Opticus von Sida und Daphnia homolog sind, der ja auch in dieser Region
seinen Ursprung nimmt. D ie aus dem vorderen Theüe entspringenden Fasern müssen wir
als etwas Neues betrachten, das durch den eigenthümlichen Bau des Auges bedingt ist. Denn
dass diese Verhältnisse etwa dadurch entstanden sein könnten, dass die im Embryo paarig angelegten
Augen im Laufe der Entwickelung eine Drehung erfahren hätten, so dass
das eine Ange nach vorne, das andere nach rückwärts gelangt, wäre und der vordere und hintere
Sehnerv somit den beiden symmetrischen Sehnerven in der ersten Embryonalanlage entsprächen,
la sst sich desshalb nicht annehmen, w e il wir in der Entwickelung eirie Andeutung einer derartigen
Drehung nicht: finden und die beiden Sehcommissuren, welche dieselbe doch mitgemacht
haben müssten, ihre normale symmetrische Stellung ganz ebenso wie bei Sida- bewahrt haben.“
Nach dem, was über die Entstehung des Auges bereits gesagt ist, kann allerdings von
einer Drehung desselben, während der ontogenetischen Entwickelung-keine Rede sein. Ebensowenig
rechtfertigt sich aber auch die Vorstellung, dass die aus dem unteren Ganglion entspringenden
Nervenfasern etwas Neues .sind.
Nach allen Beobachtungen, die ich an Embryonen machte, bin ich der Meinung, dass
die Teilung des ursprünglich einheitlichen Ganglions Hand in Hand geht mit der allmählichen
Trennung des Frontauges vom Ventralauge.
Ich konnte feststellen, dass die Verbindung der Retinulazellen mit den Ganglionzellen
durch die Nervenfasern thatsächlich schon in dem Stadium zu Stande kommt, wo noch alle
Facettenglieder eine zur Oberfläche des Ganglions senkrechte Stellung haben, und dass, wie es
allgemein der F a ll ist, jedes Facettenglied an die zunächst gelegenen Ganglienzellen angegliedert
wird. Der obere Teil des dem Auge zuerst dicht anliegenden Ganglions innerviert demnach
also auch die oberen, später das Frontauge bildenden Facettenglieder, und die unteren Glieder
treten mit dem unteren Rande des Ganglions in Zusammenhang.
Wie sich dann das Frontauge in allen seinen Teilen kräftiger entwickelt, als die unteren,
später das Ventralauge bildenden Facettenglieder und zu einem von dem letzteren völlig unabhängigen
Organ auswächst, so werden mit der Zeit auch die ihm zugehörenden Nervenfasern
stärker, rücken mehr auseinander und verleihen dadurch dem Teile des Ganglions, welchem sie
angehören, eine ganz andere Struktur. Sie sondern sich mehr und mehr von den übrigen weniger
schnell wachsenden Fasern ab und bewirken ganz mechanisch eine Spaltung der ursprünglich einheitlichen
Ganglienmasse (Fig. 10, 11), welche genau derjenigen des Augenkörpers entspricht.
A uf diesen Ursprung der beiden Ganglionhälften weist auch im Alter noch ihre verschiedene
Struktur hin.
Betrachtet man einen Querschnitt durch das Ganglion (Fig. 9), wie ihn auch S am a s s a
(1. c. Fig. 35) abbildet, so sieht man, dass den oberen Teil desselben nur wenige starke, in beträchtlicher
Entfernung von einander bleibende Stränge durchsetzen, während in dem unteren Teil
sehr zahlreiche, zarte Nervenbündel dicht zusammengedrängt sind. Eine ungefähre Schätzung
der Zahl der Nervenbündel in den beiden Ganglien liefert ein Verhältnis, wie es ungefähr
zwischen der Anzahl der Facettenglieder in den beiden Teilaugen besteht.
E in e A u s z ä h lu n g d e r im o b e r e n G a n g l i o n s i c h t b a r e n B ü n d e l e r g i e b t
a b e r g e n a u d i e Z ä h l d e r F a c e t t e n g l i e d e r d e s F r o n t a u g e s .
Beachtet man noch die Anordnung derselben auf dem Querschnitte, so wird man unwillkürlich
an das Bild des Rhabdomfeldes in Fig . 2 erinnert; ganz ähnliche Kurvensysteme, wie
dort, treten auch hier in die Erscheinung. Man muss allerdings dabei berücksichtigen, dass,
dem Entwickelungsgange gemäss, der untere flache Rand des oberen Ganglions dem vorderen
gewölbten Rande des Rhabdomfeldes entspricht.
Es lieg t meiner Meinung nach hierin ein direkter Beweis für die Ansicht C h u n s , da
es ja als feststehend wohl gelten kann, dass die Gesamtzahl der aus dem Ganglion opticum austretenden
Nervenbündel mit der Zahl der Facettenglieder übereinstimmt (cf. Claus 1877, pag. 372
und Parker 1895, pag. 50—52).
Offen blieb nun aber noch die Frage nach der Endigung der Fasern. Ueber diese kam
ich lange nicht hinaus.
Dass die aus dem unteren Teile des ventralen Ganglions austretenden Bündel nicht,
wie S a m a s s a es w ill, in das Frontauge eintreten, sondern, wie C h u n es angiebt, die Spitze
desselben umkreisen und nach dem Ventralauge.hin verlaufen, konnte ich deutlich sehen.