
Man nimmt nur e i n e deutliche Zellschicht, die Hypodermis, wahr, ausserhalb derselben die Chitin-
lamelle, welche den ganzen Körper überzieht, und an der Innenseite eine zarte Membran, die
als „Basalmembran“ sehr gut gedeutet werden kann. Ich verhielt mich daher auch, wie ich
gestehen muss, zunächst ziemlich skeptisch gegenüber den Ausführungen G r o b b e n s , bis ich
an Embryonen von Polyphemiden dieselbe Entstehungsart der Kopfschale wie bei Moina nach-
weisen konnte (Fig. 17).
Einen untrüglichen Beweis für die Richtigkeit der Darstellung G r o b b e n s lieferten mir
aber nocb nach Abschluss meiner Untersuchungen, die mir von Herrn Dr. Z a c h a r i a s zuletzt
übersandten Exemplare von Leptodora, an denen ich die im nachfolgenden geschilderten Verhältnisse
in ausgezeichneter Weise zu erkennen vermochte (Fig. 24). Ich kann also auf Grund
dieser beiden Beobachtungen, denen keine direkt entgegengesetzten gegenüberstehen, die Darstellung
G r o b b e n s , au f die ich nochmals hinweisen möchte, mit geringen Abänderungen auch
auf die Polyphemiden übertragen..,
Wie wir gesehen haben, bildet sich die Augenanlage aus dem Epithel des Kopfes; die
äusserste Zelllage, welche aus ihr hervorgeht, is t die Cornea. Sie lieg t zunächst, wie in jedem
ändern Auge, an der Oberfläche des Körpers (Fig. 17 c). Schon in einem ziemlich frühen Entwickelungsstadium
beginnt aber eine Falte des Ektoderms am hinteren dorsalen Rande der Angenanlage
sich hervor zu stülpen und überwächst nach und nach das ganze Ange (Fig. 17 ect.).
An der Ventralseite kommt ihr eine kürzere gleichartige F a lte entgegen und vereinigt
sich mit ihr. Dadurch is t die Cornea von der Aussenwelt abgeschlossen. Zwischen ihr und der
neugebildeten Hülle bleibt ein „Vorraum,“ der er st im Tode einen grösseren Umfang anzunehmen
pflegt.
Die beiden Wände der Ektodermfalten liefern die beiden Schichten der äusseren Hülle.
Jede von ihnen besteht ihrer Entstehung nach ans einer Matrixschicht (Hypodermis) und einer
Cuticula. Die beiden Matrices sind einander zugekehrt, die Cuticulä nach aussen bezw. nach
dem Vorraum zu gelegen.
Die äussere Schicht (Fig. 24) bildet die unmittelbare Fortsetzung der Körperhaut und
hat sich in ihrem Aussehen-wenig verändert.
Sie sondert wie jene eine derbe Chitinlamelle ab, und deren Matrixzellen haben, w ie am
ganzen Körper, eine regelmässige sechseckige Gestalt. Nur die Kerne sind etwas reduziert und
gegen Tinktionsmittel ziemlich unempfindlich geworden. D ie innere Schicht steht in direktem
Zusammenhänge mit der Cornea (vergl. pag. 13) und bildet mit dieser die Umgrenzung des Vorraumes.
Sie hat mit der Verlegung ins Innere des Körpers auch ihre organische Beschaffenheit
geändert. Sie lä sst eine zusammenhängende Matrixschicht nicht mehr erkennen, die Kerne der
anseinandergerückten Zellen sind verschwindend klein geworden und die der Cuticula entsprechende
Membran is t von ausserordentlich zarter Beschaffenheit.
Da unter normalen Verhältnissen diese beiden Schichten dicht aneinanderliegen, so „scheint
sich nur eine einzige Membran über das Auge zu ziehen (Grobben 1. c.). Erst unter dem Einfluss
gewisser Reagentien (Grobben erwähnt verdünnte Essigsäure) trennen sich die beiden
Schichten von einander und zwischen ihnen werden die „sich überall bei den Arthropoden
zwischen den Wänden der Körperhaut und deren Derivaten bildenden, als Connectivfasern bez
e ich n ten Stützfäden“ sichtbar.
Diese letzteren stellen sich bei Leptodora als spitze pfriemenförmige Fortsätze der kleinen
kegelförmigen Zellen der inneren Schicht dar, welche nach ihrer Ablösung ganz wie mit einem
Stachelkleide überzogen erscheint (Fig. 24). Der Anblick is t bei der Betrachtung in toto ein
ganz überraschender, man hat den Eindruck, als ob alle diese kleinen, der äusseren Schiebt zugewendeten
Zapfen die Funktion von Puffern zwischen den beiden Lamellen zu erfüllen hätten.
In einem Punkte kann ich die Anschauungen G r o b b e n s allerdings nicht teilen.
G r o b b e n hat den Vorraum des Auges bei Moina mit einer Menge von Häutchen erfüllt gefunden,
die parallel mit der Wölbung desselben liegen. Er konstatiert sogar über der Cornea,
mehr gegen vorne, einen förmlichen W u lst von zusammengerollten Häutchen (1. c. pag. 52) und
erblickt in denselben, die mit jeder Häutung der Moina auch von diesem Teile der Matrix ab-
gestossenen Cuticulä, welche jedoch bei der Abgeschlossenheit des Augenvorraumes im Innern
desselben liegen bleiben.
Abgesehen davon, dass ich bei den Polyphemiden den Vorraum des Auges stets leer gefunden
habe, meine ich, dass die innere Schicht nicht mehr in der angedeuteten Weise funktionieren
k ann , da sie nicht mehr an der Körperoberfläche lieg t und bereits andere Strukturverhältnisse
aufweist. In derselben Weise müsste dann auch noch die Cornea hei der Häutung
b eteiligt sein, die ursprünglich ja auch die Bedeutung einer Cuticula besass. Zudem wäre auch
eine derartige Einrichtung aus physiologischen Gründen ganz unverständlich, da, wie G r o b b e n
selbst zugiebt, „durch diese mit dem Alter sich immer mehr anhäufenden Cuticulä das Sehen
gewiss nicht verbessert wird“, ja man muss in einer derartigen Anhäufung chitinisierter Membranen,
deren beträchtlicher Härtegrad sich bei aller Zartheit beim Schneiden nur zu sehr be-
merklich macht, geradezu eine Gefahr für das in beständig zitternder Bewegung befindliche Auge
erblicken. Sonst is t man gewohnt, überall im tierischen Organismus Vorkehrungen anzutreffen,
welche die Reibung bei Bewegungsvorgängen auf das niedrigste Mass herabsetzen.