gewinnt dadurch auch hier ein facettiertes Aussehen, obgleich Cornealinsen, wie bei den meisten
Arthropoden, nicht zur Entwickelung kommen.
A ls d i o p t r i s c h e r A p p a r a t fungieren allein die K r y s t a l l k e g e l , welche mit ihren
sie umhüllenden Matrixzellen die äussere Hälfte der einzelnen Facettenglieder ausmachen und
im ganzen eine länglich birnförmige Gestalt aufweisen.
Sie sind krystallklar , stark lichtbrechend, biegsam, aber von fester Konsistenz. Sie erheben
sich, wie C la u s (1877, pag. 144) es darstellt, einem Perlenkranz vergleichbar aus dem
grossen dunklen Pigmentkörper, welcher die spitzen Enden der Facettenglieder, den p e r z i -
p i e r e n d e n A p p a r a t des Auges, in sich birgt.
Untersucht man nämlich den Pigmentballen genauer, so gewahrt man, dass jeder Krystall-
kegel an seinem zugespitzten Ende in einen geraden Stab mit noch grösserem Lichtbrechungsver-
mögen, das sog. R h ab d om , übergeht. Derselbe wird in seiner ganzen Länge von stark pigmentierten
Zellen umhüllt, als deren Differenzierungsprodukt er anzusehen ist. Das Rhabdom
und die dasselbe abscheidenden Zellen je eines Facettengliedes werden nach G - r e n a c h e r s Vorgang
als R e t i n u l a , die Retinulae aller Facettenglieder zusammen als R e t i n a bezeichnet.
In den Retinulazellen endigen die aus dem Ganglion durch die gefensterte Membran eintretenden
N e r v e n f a s e r n .
D i e F a r b e d e s P i g m e n t e s is t bei Leptodora, Evadne, Podon und Bythotrephes tie f
schwarz. Bei letzterem soll dasselbe nach L e y d i g freilich dunkelviolett, nach C la u s vornehmlich
rötlich braun sein, doch erscheinen mir diese Unterscheidungen etwas gezwungen. Bei Poly-
phemus dagegen is t eine merkliche Abweichung zu konstatieren. Während der Pigmentballen als
Ganzes auf den ersten Blick ebenfalls ganz dunkel v io lett erscheint, ze igt das Pigment in dünneren
Lagen deutlich eine schöne braune Farbe. L e y d i g (1. c. pag. 236) findet dieses „Augenschwarz"
bei Polyphemus sogar aus drei Pigmentarten zusammengesetzt, nämlich aus einem kaffeebraunen,
welches in seiner Menge überwiegt, einem flaschengrünen und einem dunkelvioletten.
Die Pigmentkörnchen sind ste ts in den Scheiden der Rhabdome und ausserdem an der
ganzen Oberfläche des Pigmentballens am dichtesten gehäuft. Merkwürdig schwach is t die Retina
bei Podon pigmentiert.
D i e G e s t a l t d e s A u g e n k ö r p e r s is t keineswegs abhängig von der Länge und der
Anordnung der ihn zusammensetzenden Facettenglieder. Noch weniger wird die Gestalt der ihn umhüllenden
äusseren Hautschale durch sie beeinflusst, sie bewahrt ste ts die Form einer Halbkugel.
Unter ihr verläuft aber konzentrisch die Cornea, die innere Hülle des Auges. Weicht
also der Facettenapparat von der Kugelgestalt ab, so entstehen Lücken nur zwischen ihm und
der Cornea, dort wo sich keine Basalflächen von Facettengliedern an sie anlegen, nicht aber
zwischen Cornea und äusserer Schale. Diese Lücken werden von einer hellen eiweisshaltigen
Flüssigkeit ausgefüllt, welche durch inneren, gegen die Cornea ausgeübten Druck dieselbe straff
gespannt erhält.
Genau dieselben Verhältnisse liegen nach C la u s (1879, pag. 74) im Scheitelauge von
Phronima vor. In diesen Fällen (Bythotrephes, Evadne, Podon) würde die innere Augenhülle sehr
passend mit der Sklera verglichen werden können.
Bei Leptodora (cf. Fig. 24) hat das Auge eine nahezu kugelige Gestalt, denn nach allen
Richtungen, selbst nach dem Ganglion zu, das ihm sehr dicht anliegt, strahlen die Facettenglieder
hin und lassen nur einen dorsoventralen Spalt zum Dur chtritt der eng zusammengedrängten
Nervenfasern nach dem Centrum hin offen. An dieser S telle erscheint der Augenkörper mitunter
auch etwas abgeplattet. Besonders tr itt diese Erscheinung nach W e i s m a n n (1874, pag.
363; Fig . 9 und 1 0 A) bei jugendlichen Exemplaren zu Tage. Der Pigmentkörper in der Mitte
des Auges is t immer ziemlich genau kugelig. Sein Radius erreicht nicht die halbe Länge desjenigen
der Augenkugel.
B ei Polyphemus (cf. Fig. 20) hat der Augenkörper die Gestalt einer Halbkugel, welche
mit ihrer schwach konkaven Grundfläche dem Ganglion anliegt und auf deren Wölbung in regelmässiger
Anordnung die Facetten der Krystallkegel sichtbar sind. Der Pigmentkörper dagegen
bildet keine vollständige Halbkugel, sondern s te llt in der Seitenansicht eine keilförmige Masse dar,
deren Spitze nach unten gewendet ist. Dies kommt daher, dass die Krystallkegel in der oberen
Hälfte der Augenkugel vom Ganglion fo rt allmählich länger werden, das Pigment also hier weiter
von der Oberfläche des Auges abrückt, während in der unteren Hälfte der Abstand zwischen
beiden, also die Länge der Krystallkegel, ziemlich konstant bleibt.
Das Pigment dringt übrigens bei Polyphemus, im Gegensatz zu den übrigen Gattungen,
auch in die Räume zwischen den Krystallkegeln ein, wenn es auch die distalen Enden derselben
immer noch frei lässt. Ich habe dieses Verhalten nur in der schönen farbigen Abbildung von
W e i s m a n n (1878, Taf. V II., Fig. 2) angedeutet gefunden.
Auch bei Bythotrephes (cf. Fig . 1) ze igt der Augenkörper die Gestalt einer Halbkugel, doch
bleibt hier innerhalb der Cornea am oberen hinteren Rande ein kleiner Raum frei, welcher keine
Kry sta llkeg el enthält, sondern mit Flüssigkeit angefüllt ist. Der kleine Pigmentballen is t ebenfalls
halbkugelig, erscheint jedoch so auffallend aus dem Centrum nach dem ventralen Rande hin verschoben,
dass auf den ersten Blick die ungleiche Länge der oberen und unteren Krystallkegel
bemerkbar wird.
Der Augenkörper von Evadne (cf. Fig . 28) wird von L o v ö n (1. c. pag. 148) als „kugelförmig,
nach hinten zwar etwas abgeplattet, nach vorn aber mit völlig zirkelförmigen Durchschnitten“ beschrieben.
Der Pigmentkörper dagegen s te llt „einen umgekehrt-konischen, glänzend schwarzen
Kegel dar, dessen vorwärts gerichtete, etwas gewölbte Basis beinahe bis zur Mitte des Auges
re icht.“ C la u s (1862, pag. 242) giebt an, dass der Augenbulbus nicht kugelförmig ist, sondern
in seiner hinteren Partie in einen fast kegelförmigen Pigmentkörper ausläuft. In Wirklichkeit
is t der Augenkörper auch hier wieder halbkugelig, wie die äussere Schale, die Facettenglieder
bilden jedoch in ihm einen Kegel, dessen gewölbte Basis der Cornea anliegt, und dessen Spitze
bis an den ventralen Rand reicht. Zwischen dem Mantel dieses Kegels und der halbkugeligen
Cornea oder Sklera bleibt ein mit Flüssigkeit erfüllter Raum. Zu berücksichtigen ist noch, dass
bei Evadne v ie l , mehr als bei Polyphemus und Bythotrephes, wo es äusserlich gar nicht auffällt,
die Achsen der Krystallkegel gegen diejenigen der geraden Rhabdome geneigt sind, so dass hier
deutlich die Facettenglieder und damit auch der von ihnen gebildete Kegel nach der Ventralseite
zu gebrochen erscheinen.
Dies is t von C la u s (1877, Fig . 21) in der Abbildung von Evadne spinifera sehr schön
dargestellt, welche eine richtige Seitenansicht des Auges giebt.
Eine solche bei Evadne zu erlangen, is t nach meinen Beobachtungen äusserst schwierig,
da die Medianebene des Körpers,, wie es scheint, in den meisten Fällen nicht mit derjenigen des
Auges zusammenfällt. Ob es sich dabei um eine noch kurz vor dem Tode erfolgte seitliche
Drehung des Auges handelt, oder ob der von der Rückenhaut gebildete Höcker dem Tiere seit