
vortreten lassen und andere Autoren haben sich beeilt, diesem Vorgehen in einer vielfach etwas
zu weitgehenden Weise zu folgen, welche unbedeutenden und nebensächlichen Erscheinungen eine
übermässige Wichtigkeit beilegt und nicht immer zur Klarheit der Nomenclatur beiträgt. Gerne
gebe ich zu, dass der subjektiven Anschauung in der Fixirung der schwierigen Begriffe Rechnung
getragen werden kann und muss. Aber andrerseits dürfte auch festgehalten werden, dass nur
die Durchmusterung eines grösseren Materials aus einem und demselben Bezirke, wie aus den
diesem benachbarten, ein einigermassen gesichertes Urtheil ermöglicht.
W ie ich weiter oben ebenfalls bereits bemerkte, ist wohl Neu-Guinea als ein Centrum
für die Lepidopterenfauna der austromalayischen Subregion anzusehen, welches einen Einfluss
sowohl auf die westlichen Molukken, als auf den östlich gelegenen Bismarck-Archipel ausgeübt
hat. Dieser selbst ze igt daher die nächste Verwandtschaft mit der grossen Nachbarinsel im
Westen, wie mit den weiter östlich gelegenen Salomons-Inseln andrerseits. Aber eine jede der
Inselgruppen, ja fast jede der grössern Inseln selbst ze igt bemerkenswerthe Eigentümlichke iten,
weniger in den Familien und Gattungen, als in der Zahl und Besonderheit der Arten. Die in
der Anlage gegebene Tabelle über die geographische Verbreitung der im Bismarck-Archipel gefundenen
Arten der Tagfalter ze ig t, wenn sie auch begreiflicherweise im Einzelnen noch in
manchen Punkten lückenhaft bleiben musste, doch bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten, die ich
des Näheren erörtern möchte.
Von den vierzehn Familien, in welche die Tagfalter (nach Schatz) zerfallen, sind im B ismarck
Archipel die drei für die Neue W e lt charakteristischen : Heliconiden, Brassoliden und Eryci-
miden nicht vertreten. Von den von S c h a t z aufgestellten sogenannten Neotropiden finden wir
eine einzige Gattung als Vertreterin: Hamadryas, welche zudem von manchen Autoren, freilich
mit geringerer Berechtigung, zu den Danaiden g estellt wurde.
Somit bleiben uns übrig als im Bismarck-Archipel beobachtet: die Papilioniden, Pieriden,
Danaiden, Acraeiden, Nymphaliden, Morphiden, Satyr iden, Libythaeiden, Lycaeniden und Hesperiden. Entsprechend
den allgemeinen Gesetzen der Verbreitung der Tagfalter sowie der Zahl der Arten dieser
Familien sind es besonders die Papilioniden, Danaiden, Nymphaliden und Lycaeniden, welche uns im
Bismarck-Archipel als bedeutsam für die Fauna entgegentreten, während die Pieriden, Satyriden
und Hesperiden nur in wenigen Gattungen und Arten, die Acraeiden, Morphiden und Libythaeiden
nur in ganz beschränkter Artenzahl (1) Vorkommen.
Wenn die Papilioniden überall einen sehr bedeutenden Faktor in der F a lterw elt darstellen,
der in indoaustralischem Gebiet in besonderer Weise in die Erscheinung tr itt, so ze ig t sich dies
auch im Bismarck-Archipel. A u f den Molukken treffen sich die mehr schwarzgelben westlichen
Formen der Ornithoptera mit den schwarzgrünen östlichen, und von diesen hat sich der bekannte
„F ü r st“ der Schmetterlinge, der schon dem A ltv a ter L in n é bekannte Ornithoptera Priamus in
einer der von Neu-Guinea als pegasus Felder (poseidon) bekannten Form verwandten, einen Ueber-
gang zu der blauen Ornith. urvilliana Guérin bildenden interessanten Form Ornith. bornemanni
Pagenst. in Neu-Pommem entwickelt. Bereits in Mioko (Neu-Lauenburg) t r it t dann eine besondere
blaue Form, miolcensis, auf, um in Neu-Mecklenburg und den Salomons-Inseln als die
dunkelblaue urvilliana die Verbreitungsgrenze der Priamus-Formen zu finden, die sie mit der
sonderbar gestalteten 0. Victoriae theilt. Eine gelbe Ornithoptera, die noch in Neu-Guinea angetroffen
wird, ze igt sich im BismarckArchipel nicht mehr. Die Arten der Pnamws-Gruppe fand R ib b e
am häufigsten in den Strand- und Flussuferwaldungen, wo die Futterpflanze (Piperacee) wächst.
Die Gattung Papilio zeigt im Bismarck-Archipel eine immerhin noch stattliche Zahl von
Vertretern. Doch'kommt nur eine beschränkte Zahl der Gruppen, in welche wir diese Gattung
zerlegen, vor und meist nur in einem oder mehreren Repräsentanten, von denen einige allerdings
für den Bismarck-Archipel charakteristisch und eigenthümlich sind. Beobachtet wurden von den
im indoaustralischen Gebiet vorkommenden Gruppen Vertreter der Polydorus-Gruppe, ferner der
Nephelus, Oritas, Euchenor, Polytes, Ulysses, Aristeus, Godrus, Eurypylus, Agamemnon und WaUacei-
Gruppe. Spezifisch für den Bismarck-Archipel sind hier 1) aus der Nephelus-Gruppe: Pap. cilix
von Neu-Pommern, Neu-Lauenburg und Neu-Mecklenburg; welcher nach R ib b e an Bächen und
im Urwald fliegt; 2) aus der Onias-Gruppe: wehsten von Neu-Pommern und oritas von Neu-
Mecklenburg und Neu-Hannover; deren Raupen auf Limonen-Bäumen leben und deren Falter
in den Ansiedlungen und im Walde (99) zu finden sind. 3) Aus der Polytes-Gruppe: Pap.
phestus, welcher auf Neu-Pommern, Neu-Lauenburg, Neu-Mecklenburg und den Shortlandsinseln
beobachtet ist; 4) aus der AräiaiS-Gruppe: P. paron von Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg
bekannt; 5) aus der Codms-Gruppe: P. segonax, auf Neu-Pommern, Neu-Lauenburg, Neu-Mecklenburg
und den Salomons-Inseln beobachtet und 6) Pap. broumi (Neu-Pommern, Neu-Lauenburg,
Neu-Mecklenburg) aus der TFaWam-Gruppe,
Aus der Pofo/dorws-Gruppe wird P. polydorus in wechselnder Gestalt von den Molukken
bis Salomons-Inseln angetroffen. Aus der Euchenor-Gruppe verbreitet sich P. euchenor, welcher
nach R ib b e das Wasser lieb t, von den Molukken und Aru-Inseln über Neu-Guinea nach dem
Bismarck-Archipel; Ulysses welcher nach R ib b e während des sonnigen Tages die Höhen des
Waldes liebt und erst gegen Abend die Sohlen der Bäche und Thäler aufsucht, t r it t in wechselnden
Gestalten von den Molukken bis Australien und Neu-Caledonien auf und macfarlanei der
A^amemwon-Gruppe wird von den Molukken bis Neu-Pommern gefunden. Eine ungleich weitere
Verbreitung haben die übrig bleibenden drei Arten: Eurypylus, welcher Bachbette aufsucht,
kommt in wechselnder Tracht von Indien bis Australien über den ganzen malayischen Archipel,
Celebes, Philippinen, China, Japan vor, ebenso sarpedon und agamemnon, welcher lichte Stellen
in Wäldern bevorzugt.
Die Veränderungen, welche die genannten Papilioniden innerhalb der Grenzen ihrer Verbreitung
auf den Inseln, bezw. dem Kontinent, erleiden, hat v. R o t h s c h i l d in sehr genauer
Weise in seiner obengenannten Arbeit ausführlich erörtert, und ich verweise auf diese. Innerhalb
des Bismarck-Archipels bemerken wir als eigenartige Erscheinung die bei agamemnon (neo-
pommeranus) und macfarlanei (seminiger), auch bei browni (im Gegensatz zu wallacei), besonders
deutlich aber auch bei polydorus (novobrittanicus, utuanensis) und ulysses beobachtete Verdunklung
der Färbung. Bei ändern treten die in den Einzelbeschreibungen hervorgehobenen
Veränderungen ein.
Von den 16 Papilio-Arten des Gebietes haben also nur 3 eine mehr universelle Verbreitung
über das ganze indoaustralische Gebiet, 2 sind zuerst westlich auf den Molukken vorkommend
(polydorus, macfarlanei), 6 Papilio-Arten werden auch von den Salomons-Inseln, aufgeführt: Poly-
daemon (der Vertreter von polydorus) ( pheslus, orsippus (ulysses), segonax tenebrionis, sarpedon im-
parilis und agamemnon salomonis.
In Australien kommen vor die nachfolgenden: ulysses (joesa), eurypylus (lycaon), sarpedon
(choredon) und agamemnon (ligatus).
Von der Familie der Pieriden sind im ganzen bis jetzt 20 (19) Arten im Bismarck-Archipel
Zoologioa. H e ft 27. 1 8