
D ie Querschnitte der erwähnten drei ungewöhnlich stark pigmentierten Retinulä fallen
auch kier wieder besonders in die Augen. D ie am stärksten entwickelte is t in der mittleren
unpaaren Reihe die vierte vom Ganglion, die beiden ändern liegen seitlich von ih r in den benachbarten
Reihen (Fig. 31, 32).
A u f den Horizontalschnitten lä sst sich auch die Ausdehnung des Ventralauges übersehen,
welches von den drei vorderen Reihen gebildet wird. Nach meiner Zählung besteht es nur aus
24 Facettengliedern. Es ze igt eine auffallende seitliche Symmetrie, indem die Facettenglieder
rechts und links von der Medianebene gleichmässig v e r te ilt sind. Die obere, dem Frontauge
anliegende Reihe enthält 14 Glieder, sie umfasst dasselbe also nicht ganz. Die mittlere Reihe
besteht aus sechs, die unterste aus nur vier Facettengliedern; diese sind sämtlich nach vorne
gerichtet.
Bei Podon se tz t sich also das ganze Auge aus noch nicht 100 Facettengliedern zusammen.
Die Grössenverhältnisse der einzelnen Bestandteile sind folgende:
R e la t iv e Länge: B r e i t e :
Facettenglieder
Rhabdome Krystallkegel
Stiele
ders. Endkegel
1
Rhabdome Kegel
Frontauge . . . 35 15 20 1 10 10 0,5 4
Mittlere Reihe . . 12 5 7 3 4 3,5
Ventrale Reihen . 8—9 5 4—5 1—2 3 1 , 3
4. Evadne Nordmanni Loven und E. tergestina Claus.
Die Gattung Evadne ze ig t im Bau des Auges grosse Übereinstimmung mit Podon, C la u s
(1877, pag. 144) giebt an, „dass sich bei E . tergestina und wahrscheinlich auch bei E . Nordmanni
nur die oberen und vorderen lichtbrechenden Kegel erhalten haben, die unteren dagegen bis
auf winzige im Pigmentkörper noch nachweisbare Einlagerungen hinweggefallen sind,“ und dass
„bei E . spimfera auch noch von der mittleren Gruppe (Podon) zwei schräg nach unten stehende
Kegel erhalten sind.“ Das letztere geht auch aus der von P. E. M ü l l e r (1. c. Taf. VI, Fig. 11)
gegebenen Abbildung hervor, welche drei Reihen von ventralen Facettengliedern, wie bei Podon,
erkennen lässt. Die beiden unteren sind allerdings mit sehr kleinen Kegeln ausgestattet.
Bei den von mir untersuchten Arten fand ich das Ventralauge auf nur eine Reihe kurzer
Glieder reduziert, welche sich dicht-an das Frontauge um dessen Spitze herum anlegen und
deren kleine Krystallkegel kaum aus dem Pigment hervorragen; diese Reihe entspricht meiner
Meinung nach der obersten Reihe des Ventralauges von Podon, so dass also die beiden untersten
Reihen hier in Wegfall gekommen sind (Fig. 28).
Das kegelförmige Frontauge ze ig t einen fa st kreisförmigen Querschnitt. Seine Facettenglieder
sind in der üblichen Weise in Reihen angeordnet, zwischen denen die Nervenbündel verstreichen.
Ihre Zahl beläuft sich nach meiner Zählung wieder auf 57, wenn ich zwei am hintern
Rande der Retina gelegene Glieder mit ganz kleinen Krystallkegeln, wie sie sich im Ventralauge
finden, hinzurechne. Dieselben scheinen mir nämlich nicht dem letzteren zuzugehören, da
sie höher inseriert sind und jenes kaum so weit um das Frontauge herumreicht. Sie füllen die
seitlichen Lücken zwischen dem stark gewölbten Kegelmantel des Frontauges und dem flacheren
Ganglion aus und würden den bei Podon vorhandenen „Nebenaugen“ entsprechen. Da sie nicht
über den Pigmentballen emporragen, so fallen sie äusserlich wenig in die Augen.
Die Zahl aller Facettenglieder beträgt hiernach bei Evadne ungefähr 80.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Augen von Podon und Evadne besteht in der
A r t der Pigmentierung. Bei Evadne is t nämlich das Pigment noch dichter gehäuft, als bei By-
thotrephes, so dass die Retina mit Ausnahme der Rhabdome auf Schnitten gleichmässig tie f
schwarz erscheint (Fig. 29).
Ueber die Grössenverhältnisse der einzelnen Bestandteile des Auges mögen schliesslich
wieder nachfolgende Zahlen Auskunft geben:
R e la t iv e L än g e: B r e i t e :
Facettenglieder
Rbabdome Kry stall- Stiele
kegel 1 ders. Endkegel Rhabdome Kegel
Frontauge . . . 21 10 11 6 5 1 3
Ventralauge . . 7 5 2 — — bis 1 :
5. Leptodora hyalina Lilljeborg.
W ie Leptodora bezüglich ihres ganzen Körperbaues eine Sonderstellung innerhalb der
Gruppe der Cladoceren einnimmt, so ze ig t auch ihr Auge eine ganz eigenartige Ausbildung. Wir
haben hier die Kugelgestalt des Daphnidenauges in höchster Vollendung und gleichzeitig den
Bau der verlängerten Facettenglieder des Frontauges der Polyphemiden. Das Pigment is t durchaus
auf die Retina beschränkt, und die S tiele der Krystallkegel sind wohl entwickelt, ja noch schärfer
von den Endkegeln abgesetzt, als bei den ändern Gattungen (vergl. pag. 27).
Durch die Abbildung und Beschreibung, welche C a r r i è r e (1. c. pag. 173—175, Fig. 136)
vom Auge der Leptodora gegeben hat, is t der Bau desselben bereits allgemeiner bekannt geworden.
Einige Ergänzungen dieser Darstellung sind aber noch notwendig, namentlich auch bezüglich der
Anordnung und Grösse der Facettenglieder.
Zo o lo g ic a. H e ft 28. 4