
Aus dieser Tabelle ersieht man unter anderem, dass die Facettenglieder des Frontauges
viermal so lang geworden sind, als die kleinsten des Ventralauges, die Länge ihrer Rhabdome
sich dabei aber nur um etwas mehr als das Dreifache vergrössert hat. Auch die Endkegel sind
nur 37-2 mal so lang und ungefähr doppelt so breit geworden, die Stiele aber haben sich um
das Siebenfache verlängert.
Eine ähnlich starke Differenz weisen auch bereits die Stiele im Ventralauge auf.
In dieser Beziehung kommt also das Frontauge von Bythotrephes dem Scheitelauge von
Phronima ziemlich nahe, worauf auch von den genannten Beobachtern mehrfach hingewiesen ist.
2. Polyphemus pediculus de Geer.
Ein Grössenunterschied zwischen den Krystallkegeln tr itt auch am Auge von Polyphemus
schon äusserlich hervor. C la u s hat auf denselben wohl zuerst mit grösserem Nachdruck, wenn
auch nur ganz allgemein hingewiesen (1877, pag. 144). Von C h u n wurde daraufhin die Vermutung
ausgesprochen, dass sich auch dieses Auge auf Schnitten als zweigeteilt erweisen dürfte.
Diese Vermutung bin ich in der Lage zu bestätigen. Es hat sich auch hier ein Teil der dorsalen
Facettenglieder zu einem kegelförmigen Büschel vereinigt und bildet eine A r t Frontauge, ähnlich
dem von Bythotrephes. Dennoch ist der Entwickelungsmodus hier ein ganz anderer als bei dem
vorigen Auge.
Auf Schnitten (Fig. 20) ze ig t sich nämlich, dass nicht alle dorsalen Facettenglieder wie
bei Bythotrephes an der Bildung des „Frontauges“ teilnehmen, sondern dass die dem Ganglion
zunächst liegenden beiden dorsalen Reihen von Facettengliedern ebenso kurz sind, wie die ventralen.
Sie sind völlig radiär zum Ganglion angeordnet und legen sich wie ein Kragen um die
Basis des Frontauges. E r st von der dritten oberen Kegelreihe an beginnt das Frontauge, dessen
ziemlich gleich lange Facettenglieder wie bei Bythotrephes tangential zum Ganglion g estellt sind,
aber nach einem Punkte konvergieren, der nicht am unteren Rande des Auges, sondern innerhalb
des Ventralauges liegt. Dieses umhüllt also nicht bloss die vordere Mantelfläche des Frontauges,
sondern auch die Spitze desselben.
Die Facettenglieder des Ventralauges sind an der Unterseite, also dicht am Ganglion,
am kürzesten und nehmen nach vorne und oben hin ganz beständig an Grösse zu, so dass die
mit ihren Kegeln dem Frontauge anliegenden vorderen Facettenglieder am längsten, fast so lang
wie die des Frontauges sind. Ihre Spitzen sind sämtlich nach dem Ganglion hin gewendet und
liegen in einer gekrümmten Fläche, welche sich in ziemlichem Abstande vom Frontauge um die
Spitze desselben herumwölbt.
Das kegelförmige Frontauge von Polyphemus is t mithin rings von kürzeren Facettengliedern
umgeben, dennoch liegen seine hinteren Rhabdome wie bei Bythotrephes unmittelbar am
Ganglion. Die beiden dorsalen Reihen von kurzen Facettengliedern füllen nui* den Raum zwischen
den Krystallkegeln des Frontauges und dem Ganglion aus. Eine Eigentümlichkeit des Auges
von Polyphemus ist, dass die Rhabdome fa st durchgängig schwach nach unten und vorne gekrümmt
sind, ebenso auch die kurzen S tiele im Frontauge. Die hintersten Glieder desselben sind infolgedessen
etwas länger als die vorderen.
A u f Horizontalschnitten erscheint das Ventralauge natürlich nicht so scharf vom F rontauge
abgegrenzt, wie bei Bythotrephes, da ein ganz allmählicher Uebergang aus dem einen in das
andere stattfindet, sowohl was die Länge, als auch was die Richtung der Facettenglieder betrifft.
• Ein Blick auf Fig . 20 lehrt, dass ein Schnitt, welcher die Facettenglieder des Ventralauges
längs, diejenigen des Frontauges quer tr ifft, entsprechend der Fig . 2, nicht möglich ist.
Immer werden beide zugleich schräg geschnitten, wodurch die Uebersicht über die das Frontauge
bildenden Facettenglieder sehr erschwert wird.
Diese zeigen im übrigen nach dem Ganglion zu genau dieselbe Anordnung wie bei B y thotrephes,
nur sind sie nicht ganz so zahlreich wie dort. Jeder zwischen zwei Nervenbündelschichten
gelegenen Reihe fehlt am vorderen Ende ein Facettenglied im Vergleich zu Bythotrephes,
und die mittelste Reihe besteht nur aus drei ziemlich w e it auseinander gerückten Gliedern (cf.
pag. 18). Ihre Gesamtzahl beträgt demnach 43. Interessant ist jedoch, dass die beiden dem Frontauge
hinten noch aufgesetzten beiden Reihen von kurzen Facettengliedern zusammen 14 zählen,
nämlich 8 in der hintersten, 6 in der vordersten Reihe. Durch Summierung beider Zahlen erhalten
wir auf diese A r t wieder 57 Facettenglieder welche nicht zum Ventralauge gehören,
gerade wie bei Bythotrephes. Die Zahl der Facettenglieder des Ventralauges is t nur gering, sie
beträgt circa 100. Trotz der Dicke der Krystallkegel füllen sie den zur Verfügung stehenden
Raum kaum aus und lassen zwischen denselben verhältnismässig grosse Zwischenräume, die dicht
mit Pigment erfüllt sind. Der Anblick erinnert sehr an das Auge der Daphniden.
Auch zwischen den Kegeln der 14 dorsalen Facettenglieder drängt sich das Pigment
fast bis zur distalen Kuppe derselben vor, v ie l weiter wenigstens als im Frontauge.
D ie Gestalt der Krystallkegel is t bei Polyphemus gedrungener als bei Bythotrephes, sie
geht o ft in die Eiform über. Der S tiel is t nur im Frontauge und bei den längsten Facettengliedern
des Ventralauges zur Ausbildung gekommen. Die Krystallkegel des letzteren sind durchgängig
ebenso dick, zum Teil noch dicker als die des Frontauges, und ebenso verhalten sich die
zu ihnen gehörenden Rhabdome. D ie kürzesten sind gerade die stärksten und zeigen unterhalb
der Kegelspitze eine kugelförmige Anschwellung (Fig. 21). Folgende Verhältniszahlen mögen
wieder die relativen Grössen der einzelnen Gebilde des näheren veranschaulichen.
R e l a t i v e L ä n g e : B r e i t e :
Facettenglieder
Rhabdome Krystallkegel
Stiele
ders.
Endkegel Kegel Rhabdome
Dorsale . . 15—20 6—10 9—^10 9—10 5 1— 1,5
Frontale . . . . 35—40 20 15—20 5—7 10—13 5—6 1
Ventrale . . . . 15—27 . 6 —14 9—13
CO . Ho 1
9 - 1 0 5—7 1,5—3