
andere Diapriini, welche wie Tropidopria fuliginosa, longicornis, formicaria Wasm.'), gesetzmässig in
den Nestern von Lasius fuliginosus, brunnms und Formica rufa sich aufhalten, als Larven Diptero-
parasiten seien, indem bei den letztgenannten Ameisen Phoriden der Gattungen Scatopse und Phora
als mehr oder minder häufige Gäste nachgewiesen sind (38 S. 174).
Die A m e i s e n -M im i c r y von Tetramopria ist eine geringere als jene von Solenopsia. Immerhin
ist ein erheblicher Grad derselben auch in der Bildung der Fühler, der Beine und des Metanotums
von Tetramopria $ nachweisbar, wie die Abbildungen (Taf. III Fig. 4 u. 5) zeigen; namentlich die
Form der Yorderbeine gleicht so täuschend jener von Tetramorium, dass man dieselbe sicher einer
Ameisenarbeiterin zuschreiben würde, wenn man sie nicht an einer Proctotrupide fände. Der Kamm
an der Spitze der Vorderschiene der Ameise ist bei Tetramopria durch einen demselben Zwecke (zum
Putzen) dienenden, dünnen, gebogenen Sporn vertreten, der nur wenige feine Härchen besitzt. Dafür
ist die Basis des ebenso wie bei der Ameise stark verlängerten und gekrümmten ersten Fussgliedes
bei Tetramopria mit einer dichten Reihe von Borsten besetzt, welche den Kamm des Spornes der
Ameise ersetzt. Die perlschnurförmigen Fühler von Tetramopria mit ihren 4 oder 5 verdickten kugelförmigen
Endgliedern gleichen mehr jenen von Chennium als von Tetramorium.
Vielleicht erscheint Manchem die Digression, zu welcher die Mimicryerscheinungen bei den
Myrmekophilen uns veranlassten, etwas weit vom Thema der psychischen Fähigkeiten der Ameisen
abgelenkt zu haben. Immerhin dürften die in diesem Abschnitte angeführten Thatsachen aus der
vergleichenden Morphologie und Biologie der Ameisengäste einen zuverlässigeren Aufschluss über die
Existenz und die Beschaffenheit der Sinneswahrnehmungen der Ameisen geben als irgend welche
künstlich erdachten Experimente es vermöchten. Allerdings bieten auch die letzteren eine sehr
schätzenswerthe Wissensquelle für unseren Gegenstand; wo sie jedoch in Widerspruch mit den
biologischen Erscheinungen gerathen, ist der Fehler auf Seite des Experimentes oder vielmehr des
Experimentators zu suchen, der aus dem negativen Ergebnisse irgend eines Versuches allzu weitgehende
Schlüsse zog.
Auf das G e h ö r s v e rm ö g e n der Ameisen gehe ich hier nicht eigens ein, da die diesbezüglichen
Untersuchungen noch nicht zu einem völlig sicheren Ergebnisse geführt haben. Ueber einen
von mir beobachteten Fall, wo es sich bei Formica rufa wahrscheinlich, um eine w ir k lic h e G e h ö r s w
ah rn ehm u n g handelte, wurde bereits früher berichtet.2) Aehnliches habe ich später auch bei
F . sanguinea mehrmals beobachtet, dass dieselben nämlich auf hohe Zirplaute, die durch Kratzen mit
einer Nadelspitze auf Schellack etc. hervorgebracht wurden, in auffallender Weise reagirten durch
plötzliches Aufspringen und Erheben der Fühler; ungleich stärkere Erschütterungen des Nestes durch
Klopfen auf die Glaswand etc. hatten eine ganz verschiedene Wirkung von der ebengenannten, indem
die Ameisen flüchteten oder sich mit geöffneten Kiefern in Yertheidigungszustand setzten, aber nicht
mit geschlossenen Kiefern sämmtlich ihre Fühler erhoben.
Ferner ist bereits Manches über L a u t ä u s s e r u n g e n bekannt geworden, welche insbeson-
ders manche Myrmiciden und Poneriden durch Reibung bestimmter Körpertheile aneinander verursachen.8)
*) Diagnosen siehe im Anhang.
2) Zur Frage nach dem Gehörsvermögen der Ameisen (Biol. Centralbl. XI. 1891 Nr. 1. S. 26).
8) Swinton, A. H. Note on the stridulation of Myrmica ruginodis and other Hymenoptera (Entom. M. Mag.
XIV. 1877—78 p. 187); Wroughton, Our Ants, I. p. 15 (Journ. Bomb. Nat. Hist. Soc. 1892); Wasmann, Lautäusserungen
der Ameisen (Biol. Centralbl. XIII. 1893 Nr. 1. S. 39); Emery, Zirpende und springende Ameisen (Biol.
Centralbl. XIII. 1893. Nr. 6. S. 189); Sharp D., On stridulation in ants (Trans. Ent. Soc. Lond. 1893 P. II. p. 199—213);
Es handelt;.sich hiebei uni hohe, zirpende Geräusche, ähnlioh jenen obenerwähnten künstlich verursachten
Kratzlauten. Dass die Ameisen die von ihnen selber hervorgebrachten Zirplaute auch wirklich
zu h ö r e n vermögen, ist ziemlich wahrscheinlich, da sonst die betreffenden Eeibleisten an den Hinter-
leibsringen zwecklos wären.
Besitzen die Ameisen „Mittlieilungsvermögen“ ?
Schon seit den klassischen Beobachtungen Peter Hubers „Recherches sur les moeurs des four-
mis indigenes“ (1810) ist es bekannt, dass die Ameisen einer Kolonie sich gegenseitig durch F ü h le r s
ch lä g e zu manchen Thätigkeiten anregen, bei denen eine gemeinsame Mitwirkung mehrerer Individuen
erforderlich oder wenigstens erspriesslich ist. Forel’s ausgezeichnete Beobachtungen in seinen
„Fourmis de la Suisse“ (1874) haben dieses Mittheilungsvermögen bestätigt und überdies viele neue
Details über dasselbe geboten. Auch ich fand in den 15 Jahren meiner Ameisenbeobachtungen das
Mittheilungsvermögen der Ameisen bestätigt und habe in meinen bisherigen Publikationen (besonders
21, 58, 59) auch Manches darüber mitgetheilt, was hier als bekannt vorausgesetzt werden darf. Ich
erklärte jenes Mittheilungsvermögen nicht für eine intelligente, auf willkürlich gewählten Zeichen und
auf gegenseitiger Konvention beruhende „Verständigung“, sondern für eine, der sogenannten Lautsprache
mancher niederer und höherer Thiere analoge in s t in k t iv e Z e ich en sp ra ch e . Wie bei jener
einem bestimmten Gefühlszustande des Thieres ein bestimmter Laut, sei es nun ein Schrei oder ein
Zirplaut, entspricht, durch den es diesen Zustand instinktiv äussert und dadurch auch zur Gehörswahrnehmung
von anderen Thieren seinesgleichen bringt (Paarungslaut, Warnungslaut etc.), so dienen
bei den Ameisen bestimmte Fühlerschläge zur Unterstützung der socialen Instinkte, um den subjektiven
Gefühlszustand der betreffenden Individuen auf andere Ihresgleichen zu übertragen. An erster Stelle
dienen namentlich bei den Formica-Arten die Fühlerschläge dazu, um die Aufmerksamkeit der Gefährtinnen
zu erregen und auf den Gegenstand hinzulenken, auf welchen ihr eigenes sinnliches Streben
gerichtet ist. Durch Fühlerschläge wird die Aufforderung zur Fütterung eingeleitet ebenso wie die
Aufforderung zum Nestwechsel. Durch heftigere Fühlerschläge theilen die wachehaltenden Ameisen
am Nesteingang ihre eigene Aufregung den übrigen ihnen begegnenden Ameisen mit, wenn sie einen
eindringenden Feind wahrgenommen haben. Ich habe in dem auf Taf. I abgebildeten sanguinea-
Beobachtungsneste sogar wiederholt Folgendes beobachtet. Wenn ich an dem Oberneste eine der beiden
Glasröhren, die dasselbe mit dem Fütterungsrohr oder mit dem Abfallrohr verbinden, herausgezogen
und nun rasch mit einer Pincette eine der dort als Wachtposten sitzenden Ameisen herausgeholt hatte,
kam es vor, dass eine der am Loche befindlichen Ameisen auf eine andere, die soeben durch die entstandene
Oeffnung hinausstürzen wollte, zusprang, mit heftigen Fühlerschlägen ihren Kopf berührte und,
wenn dies nicht half, sie manchmal sogar an einem Beine erfasste und sie von der verdächtigen Oeffnung
zurückzog. Manchmal war es eine sanguinea, die gegenüber einer anderen sanguinea oder einer
der Sklavenarten des Nestes so verfuhr; manchmal war es auch eine fusca oder eine rußbarbis. Wer
derartige Vorkommnisse wiederholt gesehen hat, wird es in der That schwer begreiflich finden, wie
man das sinnliche Mittheilungsvermögen der Ameisen in Zweifel ziehen und dieselben zu blossen
Janet, Ch., Sur la production des sons chez les fourmis (Ann. Soc. Ent. Fr. LXII. 1893 p. 159—167); Adlerz, G.,
Stridulationsorgan och ljudfornimmelser hos myror (Ôfv. Ak. Forh. 1895 Nr. 10 p. 769—782); Weir, J., The ears of
worms, crustaceans and ants (Scientif. Americ., April 1898, p. 282).