
Material und Untersuchungsmethoden.
Das von mir benutzte Alkoliol-Material war, wenn aueh zum Teil schon 'älteren Datums,
im allgemeinen recht gu t erhalten. Von allen untersuchten Arten standen mir ganz beträchtliche
Mengen zur Verfügung, sodass überall die Quantität über etwaige Mängel in der Qualität
hinweghelfen konnte. Ich habe daher auch nicht die Mühe gescheut, möglichst viele Schnitte
von dem Auge jeder A r t anzufertigen, um über gewisse Einzelheiten durch den Vergleich einen
besseren Aufschluss zu erhalten.
Die Untersuchung der Augen von Bythotrephes longimanus nahm ich an Exemplaren desselben
Materials vor, das C h u n bereits für seine Arbeiten benutzte. Dasselbe is t von C h u n
am 12. September 1893 im Genfer See erbeutet und mit Sublimat konserviert.
Aus derselben Zeit und derselben Quelle stammten auch einige Exemplare von Lepto-
dora hyalina.
Weiteres Leptodora-Material erhielt ich in liebenswürdigster Weise von Herrn Dr.
0 . Z a c h a r i a s , Direktor der Biologischen Station in Plön, zugesandt, desgleichen in reichlicher
Menge Polyphenvus pediculus. Beide sind im Plöner See erbeutet, und zwar Lepiodora noch im
Herbst 1897. A ls Konservierungsmittel is t Chromosmiumessigsäure benutzt.
Herr Professor Dr. H o f e r in München stellte ebenfalls einige in Sublimat konservierte
Exemplare von Bythotrephes und Leptodora aus dem Jahre 1892 zur Verfügung.
Von der Zoologischen Station in Neapel wurde mir eine Sendung Evadne sp.3 wahrscheinlich
E . tergestina Claus, übermittelt.
Evadne Nordmanni und Podon intermedius bezog ich von der Königl. Biologischen Ansta
lt auf Helgoland; erstere waren mit Chromessigsäure, letztere mit Sublimat konserviert.
Schliesslich erhielt ich noch im Juni 1898 von Herrn Dr. Z a c h a r i a s eine Sendung
frisch gefangener, besonders schöner Exemplare von Leptodora, welche in einem nur 50 cm tiefen
Wallgraben in der Umgegend von Dresden erbeutet waren.
Da mir lebendes Material nicht zugänglich war, so konnte ich besondere Beobachtungen
über den Wer t der verschiedenen Fixierungsmittel für derartige Untersuchungen natürlich nicht
anstellen. Aus dem Vergleich des Erhaltungszustandes der einzelnen Proben schien mir jedoch hervorzugehen,
dass das Sublimat der Chromosmiumessigsäure und Chromessigsäure in seinen Erfolgen
nachsteht.
Unter allen Tinktionsmitteln, die ich versuchte, nämlich: Boraxkarmin, Alkoholisches
Karmin, Salzsaures Karmin nach G r e n a c h e r (P. Meyer), Pikrokarmin nach W e i g e r t und
nach C h u n , Hämatoxylin nach F r e y und nach K l e in e n b e r g , Jodgrün-Säurefuchsin, erwiesen
sich am geeignetsten immer noch Alkoholisches und Salzsaures Karmin, mit denen ich unter
Anwendung des bekannten Differenzierungsmittels (Alkohol + Salzsäure) verhältnismässig gute
Kernfärbungen erzielte.
Mit den ändern Farbstoffen erhielt ich nur diffuse Färbungen; wässrige Lösungen derselben
verfehlten zum Teil gänzlich ihre Wirkung.
Es is t überhaupt eine auffallende Erscheinung, dass die Kerne im Bereich des Auges
sich v ie l indifferenter gegen Farbstoffe verhalten, als diejenigen in den übrigen Geweben und
daher sich le icht dem Blicke entziehen. So konnte es immerhin Vorkommen, dass P a r k e r im
Auge von Evadne überhaupt keine Kerne zu Gesicht bekam.
D ie Färbung der Objekte in toto gab ich auf, trotzdem sie nachher bei der Orientierung
des Paraffinblockes sehr zu sta tten kommt, weil die Partikelchen des Farbstoffes, welche sich
stets innerhalb der Gewebe ausschieden, beim Schneiden einen störenden Einfluss ausübten.
Bei Überführung der Objekte aus Alkohol in Paraffin benutzte ich mit gutem Erfolge
sta tt Cedernholzöl das Toluol als Durchgangsmittel, wodurch sich die Manipulationen beim
Transport der winzigen Objekte wesentlich vereinfachen.
D ie Schnitte hatten durchgehends eine Dicke von 0,005 mm. Es wurden „Längsschnitte“
(sagittal, dorsoventral), „Horizontalschnitte“ (frontal, der Rücken und Bauchfläche parallel) und
„Querschnitte„ (transversal, senkrecht zu den beiden ersten Schnittrichtungen) den Untersuchungen
zu Grunde gelegt.
Zur Depigmentierung benutzte ich ein von R o s e n s t a d t (1896, pag. 749) empfohlenes
Gemisch von stark verdünnter Salz- und Salpetersäure, ebenso versuchte ich die von G r en a ch e r
(1879, pag. 24) erwähnten Methoden. Aber da mir eine vollständige Entfernung des Pigmentes
niemals gelang, so habe ich nur wenig Nutzen aus dem Verfahren ziehen können.
Eingebettet wurde in Glycerin und Kanadabalsam; dem letzteren gebe ich jedoch den Vorzug.
Sämtliche Arbeiten wurden im Zoologischen Institu te der Universität Breslau unter Anleitung
des Herrn Prof. C h u n ausgeführt und im Anfänge des Monats Juli 1898 zum Abschluss
gebracht. Eine sehr wesentliche Förderung erfuhren dieselben durch die freundlichen Bemühungen
der Herren Dr. F. B r a em und Dr. C. Z im m e r , welche mir in allen technischen Fragen jederze
it ihren erfahrenen R a t bereitwilligst zu te il werden liessen.
Es is t mir eine angenehme Pflicht, allen den genannten Herren, sowie den Vorstehern
der in Anspruch genommenen In stitu te , namentlich Herrn Prof. R h o d e in Breslau, meinen
ergebensten Dank für ihre gütige Unterstützung auch an dieser Stelle auszusprechen.