
Zu dieser Auffassung is t aucli S a m a s s a nicht gekommen, trotzdem er das Auge ebenfalls
„frontal“ geschnitten hat. Er spricht, wie C h u n , einfach von einem kegelförmigen und
einem kugelförmigen Abschnitte des Auges. Die Erklärung hierfür scheint mir darin zu finden
zu sein, dass er nicht eigentliche Horizontalschnitte erzielt hat. Der von ihm abgebildete Schnitt
wenigstens (1. c. Taf. VI, Fig. 37) ist, wie der Augenschein lehrt, unter ziemlich spitzem Winkel
zur Medianebene geführt und trifft nur auf der rechten Seite das Ventralauge, während er auf
der ändern gänzlich im Frontauge verläuft. Unter diesen Umständen ist aber eine Täuschung
sehr leicht möglich.
Zu bemerken wäre übrigens noch, dass auch die Ebenen der einzelnen Fächer nicht nach
einer gemeinsamen Axe konvergieren. Dies g ilt vielmehr nur von den der Medianebene zunächst
gelegenen. Nach den Seiten zu wird die Divergenz zwischen ihnen immer grösser, so dass sich
die Ebenen der seitlichen Fächer stets in neuen Kanten mit der Medianebene schneiden.
Durch den Horizontalschnitt (Fig. 2) erhält man ferner auch eine völlig klare Anschauung
von der Anordnung der Facettenglieder im Frontauge.
Dasselbe stellt, wie man sieht, in der That einen Kegel dar, dessen Mantel nach hinten
abgeplattet ist. In der Figur sind die Rhabdome seiner Facettenglieder sämtlich im Querschnitt
sichtbar. Sie sind ganz regelmässig in Reihen angeordnet, zwischen denen die vom Ganglion herkommenden
Nervenstränge verlaufen. Die Anzahl der Facettenglieder is t durchaus konstant, sie beträ
g t 57. Immer enthalten die beiden äussersten Reihen nur zwei Facettenglieder. Dann folgen nach
der Mitte zu je eine Reihe mit drei, vier und fünf und zwei Reihen mit sechs Gliedern, in der Mitte
aber schiebt sich noch eine unpaare Reihe von fünf Grliedern ein. Man hat auch hier die hexagonale
Anordnung der Facettenglieder, welche, w ie P a r k e r ausführt (1891, pag. 60—66), als
phylogenetisch älter zu betrachten ist, als die tetragonale. Die verschiedenen bei einer derartigen
Anordnung auftretenden Kurvensysteme lassen sich in Fig . 2 deutlich nachweisen.
Was die Zahl der Facettenglieder des Ventralauges betrifft, so gelang es mir nicht,
dieselbe genau zu bestimmen. Doch ergiebt sie sich annähernd aus einer Kombination der verschiedenen
Schnitte. Ich schätze sie unter Berücksichtigung der nach hinten zu lockerer werdenden
Anordnung der Facettenglieder auf rund 250.
Das Auge von Bythotrephes besitzt also im ganzen cirka 300 Facettenglieder, eine im
Vergleich zu den höheren Crustraceen höchst geringe Zahl.
Die Grössenverhältnisse der Facettenglieder, der K ry sta llk eg el und Rhabdome sind von
C la u s (1877, pag. 144), S a m a s s a (1891, pag. 118) und C h u n (1896, pag. 254) bereits im
allgemeinen erkannt und beschrieben worden.
Wie schon erwähnt wurde, fand C la u s , dass die Rhabdome des Frontauges bedeutend
grösser sind, als diejenigen des Ventralauges.
C h u n und S a m a s s a geben das Verhältnis richtig wie 3 zu 1 an. Sie berichtigen auch
die Angabe von C la u s , dass die Krystrallkegel in der Richtung vom ventralen nach dem dorsalen
Rande zu allmählich immer länger und breiter werden, dahin, dass dies nur bei den Kegeln des
Ventralauges der Fa ll ist. Ein Blick auf die Figur 1 ze ig t auch sofort, dass ein allmählicher
Übergang von dem einen zum ändern Augenabschnitt keineswegs stattfindet, sondern dass eine
recht plötzliche Abstufung unter den Facettengliedern, nämlich eine Reduktion um die Hälfte ein-
tr itt. Übrigens darf nicht übersehen werden, dass im Ventralauge die Grösse und die Dicke der
Kry sta llkeg el nach dem unteren Rande wieder etwas zunimmt. Auch die Länge der Rhabdome
bleibt nicht ganz konstant, w ie es S a m a s s a beschreibt, sondern is t in der Mitte des Fächers
etwas geringer als oben und unten.
Dass die oberen Kry sta llkeg el in einen langen Faden ausgezogen erscheinen, wird von
allen drei Beobachtern hervorgehoben. Dadurch verlieren sie aber im Grunde genommen nicht
die erwähnte länglich bimförmige Gestalt; sie^ sind nur, um bei den Vergleich zu bleiben, mit
einem längeren S tiele versehen. Dieser in seinem proximalen Ende völlig cylindrische Stiel, der
im Frontauge noch etwas in das Pigment hineinragt, findet sich ebensogut an den Kegeln des
Ventralauges in wechselnder Länge vor, und auf seine verschiedenartige Ausbildung ist am meisten
der Unterschied in der Grösse der Facettenglieder zurückzuführen.
Aus der im folgenden gegebenen Zusammenstellung lassen sich die obwaltenden Grössenverhältnisse
leicht ersehen.
Die Messungen wurden an ausgewachsenen Tieren vorgenommen. Unter Krystallkegel
is t der ganze aus den Kegelzellen und ihren inneren, stärker lichtbrechenden Ausscheidungen
gebildete Körper verstanden (cf. pag. 31). Am Ventralauge wurden die längsten und kürzesten
Facettenglieder berücksichtigt.
a. Absolute Werte.
1
Facettenglieder
Rhabdome
Krystallkegel
Stiele ders.
Kegelförmiger
Endabschnitt
Durchschnittliche
Länge i
in mm :
F rontau g e:
Ventralauge:
max.
■ min.
0,332
0,152-
0,084
0,152 |
0,056
0,045
• 0,180
0,096 .
«¿>0,039
.0,084
o -0,039
: 0,011
0,096
0,056
0,028
Durchschnittliche
Breite
in mm:
Frontaug e:
Ventralauge:
max.
min.
b . V e r h ä
0,006
tn is z a h len .
0,039
0,028
0,017
Facettenglieder
Rhabdome
Ki’ystallkegel
Stiele ders.
Kegelförmiger
Endabschnitt
Durchschnittliche
Länge
Frontaug e:
Ventralauge:
max.
min.
11
5
2,8
5
1,9 ,
1,5
6
3.2
1.3 •
2,8
1,3
0,4
3,2
1,9
0,9
Durchschnittliche
Breite
Frontaug e:
Ventralauge:
max.
[ min.
0,2
1
1,3
0,9
0,6