Vermöge dieses Materials und mit möglichst eingehender Benutzung des in der entomo-
logischen Literatur über den Bismarck »Archipel Niedergelegten glaube ich eine, natürlicherweise
keineswegs erschöpfende, Uebersicht über die Lepidopterenfauna des Bismarck-Archipels
geben zu können. D ie Forschungen, die bis jetzt in jenen Gegenden gemacht werden konnten,
bewegten sich zumeist an der Küste und auf den kleineren Inseln. Ein längerer Aufenthalt in
dem bisher kaum betretenen Inneren hat sich bislang noch von keinem Forscher durchsetzen
lassen. Es is t aber mit einiger Wahrscheinlichkeit aus dem unbekannten gebirgigen Theil noch
auf einen weiteren Zuwachs an Arten, namentlich bestimmter Gattungen, (Delias, Euploea, Lycaena,
verschiedener Heteroceren) zu rechnen.
Da es der Wunsch des Herrn Professors D a h l w a r , dass meine Arbeit „einem Jeden
der einmal wieder hinübergeht, eine Anleitung zum Weitersammeln“ bieten möge, so habe ich
die sonst übliche, allerdings ziemlich öde, einfache Aufzählung der gesammelten Arten vermieden
und gebe sta tt derselben eine übersichtliche Darstellung und Beschreibung sämmtlicher mir von
dem Bismarck-Archipel bekannt gewordenen Lepidopteren. Ich bin zumeist auf die ersten Beschreibungen
und Abbildungen zurückgegangen und gebe die ersteren aus der überaus zerstreuten
Literatur direkt oder im Auszuge wieder, um einem Jeden ein eigenes Urtheil zu ermöglichen.
Synonyme habe ich zwar nicht vollkommen erschöpfend, aber doch in, wie ich glaube, ausreichender
Weise angegeben, da die angezogenen grösseren Werke demjenigen, der sich dafür interessirt,
weiterzugehen erlauben. Neben der Stellung der Thiere im System habe ich thunlichst auf ihre
Biologie, auf ihre Raupen, Puppen und Futterpflanzen Bezug genommen und besonders auch ihre
geographische Verbreitung erwähnt, die bei vielen Arten ein besonderes Interesse erregt. Ich
habe mich bemüht, möglichste Klarheit zu schaffen: dass Irrthümer hie und da Vorkommen mögen,
lieg t in der Natur der schwierigen Materie, besonders bei den kleineren Heteroceren. Einsichtsvolle
und mit der Sache vertraute Entomologen werden dies zu beurtheilen vermögen und auch
verzeihen, wenn die Klippen des „zu V ie l“ und „zu W en ig “ nicht immer mit Glück umgangen sind.
Zur Grundlage der Aufzählung der Tagfalter und ihrer Stellung im System folgte ich
im Wesentlichen dem im Augenblicke wohl in Deutschland am meisten consultirten Werke von
Dr. S c h a t z : „Die Familien und Gattungen der Tagfalter.“ Hie und da habe ich mir einige
Abweichungen g estatten zu dürfen geglaubt. Ich habe die von ihm aufgestellten Familien und
Gattungen mit ihren wesentlichen Kennzeichen zum Theil in wörtlicher Wiedergabe aufgeführt,
weil ich es für besser h a lte , sich einem werthvollen Gegebenen und von vielen Forschern mit
Recht Adoptirten anzuschliessen selbst da, wo vielleicht abweichende Anschauungen berechtigt wären.
Für die im zweiten Theile zu bearbeitenden Heteroceren war das Werk von H am p son
(Fauna of British India, incl. Ceylon and Burma Moths. Vol. I—IV. London 1892/96) eine höchst
willkommene Grundlage für die Betrachtung. Dasselbe umfasst die benachbarte indische Lepidopterenfauna
mit Einschluss der Pyraliden und schliesst dabei viele das, papuanische Gebiet
bewohnenden Nachtfalter mit ein, ohne freilich für diese erschöpfend zu sein. Indem ich mir
bei einzelnen Familien und Gattungen Abweichungen und Ergänzungen gestatten musste unter
Berücksichtigung der Forschungen anderer Entomologen, habe ich doch im Ganzen seine Ein-
theilung befolgt und die Charakteristik der Familien und Gattungen, wie sie H am p so n gibt,
adoptirt und in Uebersetzung vorgebracht. Denn auch hier, wo eine noch grössere Verwirrung
in der Nomenclatur besteht als bei den Tagfaltern, erschien es mir für wichtig, einem weitverbreiteten
und umfassenden Werke , das sich auf die grössten Sammlungen der Welt stützt, und
auf dem Boden der neuesten Forschungen einen werthvollen Wegweiser in einem verschlungenen
Labyrinthe gibt, zu folgen. Auch hier sind Irrthümer entschuldbar. —
Es erübrigt mir, an dieser S telle den Herren, welche mich durch Zuwendung von einschlägigem
Material unterstützten, wie auch denjenigen einen aufrichtigen Dank zu sagen,
welche mir während der Arbeit selbst in freundlicher Weise zur Hand gegangen sind. Es ist
das vor Allem der Erfahrendste der jetzt lebenden Lepidopterologen Herr P. C. F. S n e i l e n in
R o t t e r d a m , dessen fachkundiger Rath in der Bestimmung schwieriger Heteroceren mir besonders
nützlich war, wie auch die Herren G u s t a v W e y m e r in Elberfeld, Hofrath Dr. B.
H a g e n in Frankfurt a. Main, F. R o e b e r in Dresden.