
stück und setzten ihren Weg in gewohnter Weise fort. Folgendes Schema wird das Experiment veranschaulichen;
ioh bezeiohne die Spurrichtung der Ameisen durch Pfeile.
Spurrichtung v o r der Drehung: (Nest.)-
Spurrichtnng na ch d. Drehung um 180°:
/
V
Drehstück
/
■
Drehstück ■
/
(Blattläuse).
Bethe ist nun auf den genialen Gedanken gekommen, Üne P o l a r i s a t io n der Spur an§i§
nehmen, welohe von den Ameisen hinterlassen wird, um dadurch die Objektive Verschiedenheit der
Geruchsfährte des vom Neste f o r t und des Zum' N este h in führenden Weges zü erklären. Wie die
Ameisen diese Polarität subjektiv wahrnebmen sollen, sagt er nicht; doch sehen wir davon jetzt noch ab.
Wir erhalten bei Annahme einer Polarisation der Spur folgendes Schema fii^ das obige
Experiment.
Polarität vor der D r eh u n g ||N e8t .|r‘v . + - • + - Drehstück + + . ) + - + - (Blattläuse).
Polarität n a ch d. Drehung um 180° -|___ |--
/■Drehstückm>
(i
- + - +
V
Drehstück
\ B
Die frühere Anordnung der Zeichen ist also an den Grenzen des Drehstückes jetzt in die
entgegengesetzte verwandelt; Ich war über die Einfachheit dieser von Herrn B. gefundenen Erklärung
anfangs wirklich sehr angenehm überrascht. Als ich jelg ch über die Thatsache, zu deren Erklärung
die Polarisarionshypothese aufgestellt war, tiefer nachdachte, wurde diese Illusion leider zerstört. Man
beachte Folgendes.
Die oben gegebene Erklärung und das beigefügte Schema basirt auf der Annahme, dass auf
dem Drehstücke nur e in e Ameisenstrasse sich befand, deren Spur nur in e in e r e H z ig e n B i e t u n g
führte. Diese Annahme ist jedoch falsch. Der Weg vom Neste zu den Blattläusen hin und von den
Blattlausen zuruck wurde in b e id e n R i c h t u n g e n von einer durchschnittlich gleichen Anzahl
Ameisen begangen. Also bestanden thatsächlich z w e i von einander unabhängige Ameisenstrassen
n e b e n e in a n d e r , deren eine hin, die andere zurückführte. Nur bei dieser Annahme begreift es sich:
dass die Ameisen an der Spur sofort auch die Richtung derselben wahmehmen können. Die Polarisationshypothese
fordert sogar eine scharfe Trennung beider Strassen, da sonst, wie Bethe selber bemerkt;
die von den hinlaufenden Ameisen + — gerichtete Spur von den zurückkehrenden sofort wieder in - +
verwandelt würde, wodurch die ganze Polarisation aufgehoben würde. Nehmen wir nach dieser Korrektur
der Voraussetzung,nochmals dieselbe Drehung des Drehstückes ujn 180° vor wie oben. Wir erhalten:
H H l Spurrichtung v o r der Drehung: (Nest.)
- ^
nK---------- . 1 * 3B (Blattläuse). Spurrichtung na ch der Drehung des
Drehstückes um 180°: I *
Oder, wenn wir für die Pfeile die Polarisationszeichen einsetzen:
Polarität vor der Drehung i .^fest.) * + I B • + + ) + + (Blattläuse)
- + - + \ - + - + - + - + -
Polarität na ch der Drehung des + — + —f + ,t;,+ — + — + —Yl |- —
Drehstückes um 180°: __|___ ________ \- * * ___ j_
Was sagt dieses Schema jetzt? D i e D r e h u n g d e s D r e h s t ü c k e s um 180° ä n d e r t
w e d e r d ie Z u g r i c h tu n g d e r F ä h r t e n o ch d ie P o l a r i t ä t d e r S p u r . Die beiden
Fährten auf dem Drehstücke werden e in f a c h v e r tä u s c h t^ die frühere obere wird nun zur unteren
und umgekehrt, aber an ihrer Richtung und an ihrer Polarisation wird nichts geändert. Ich schliesse
daraus, w e n n d i e v o n b e id e n S e i t e n zum D r e h s t ü c k e h in k om m e n d e n A m e is e n n a ch
d e r D r e h u n g d e s s e lb e n um 180° s ic h an b e id e n G r e n z e n s t a u e n u n d d e n a l t e n W e g
n i c h t w i e d e r f in d e n , so k a n n w e d e r d ie Z u g r ic h tu n g n o ch d ie P o l a r i s a t i o n d e r
F ä h r t e d ie U r s a c h e d i e s e r E r - s c h e in u n g s e in . A ls o w ird d u r ch d i e s e s E x p e r im e n t
g a r n i c h t s b e w i e s e n fü r e in e P o l a r i s a t i o n d e r v o n d en A m e is e n h in t e r l a s s e n e n
F ä h r t e .
Dass die Ameisen die Richtung der Spur von oder zum Neste erkennen können, ist eine von
obigem Experimente völlig unabhängige Beobachtungsthatsache. Aber ich kann nicht annehmen, dass
diese Thatsache durch eine Polarisation der Fährte zu erklären sei, wofür unten noch weitere Gründe
folgen werden.
In dem obigen Experimente müssen die Ameisen Bethe’s also etwas a n d e r e s wahrgenommen
haben, was sie in Verwirrung brachte und an der Fortsetzung ihres Weges hinderte. Die beiden
Fährten a b und c d, welche sie früher auf dem Drehstücke benutzt hatten, waren durch Drehung
desselben v e r t a u s c h t worden; die Ameisen, die vom Neste herkamen, stiessen jetzt auf jene
Fährte, welche ihnen und ihren Gefährtinnen früher als Rückweg von den Blattläusen her gedient
hatte, aber jetzt in d e r s e lb e n R i c h tu n g führte wie die alte, die sie verloren hatten und vergeblich
suchten. Sie müssen also noch etwas anderes wahrgenommen haben als die blosse Richtung der
Fährte. Was dieses andere war, ist natürlich schwer zu sagen und ich möchte daher keine bestimmten
Behauptungen aufstellen, sondern bloss einige Andeutungen geben. Die Richtung der Spuren war auf
beiden Fährten nach der Drehung des Drehstücks um 180° wahrscheinlich nicht mehr in Ueberein-
stimmung mit dem a n d e r w e i t i g e n Gerüche derselben; denn das Fährtestück c d hatte vor der
Drehung den von den Blattläusen kommenden Ameisen als Weg gedient, und daher besass es wahrscheinlich
einen besonderen „Blattlausgeruchu, während die Fährte b a, die früher deni^lnmittelbar
vom Neste kommenden Ameisen als Weg gedient hatte, ^wahrscheinlich einen besonderen „Nestgeruch“
an sich hatte. Es fand also jetzt an den beiden Enden des Drehstückes e in p lö t z l i c h e r G e r
u c h sw e c h s e l d e r F ä h r t e n statt, der vorher nicht bestanden hatte. Ausser d ie s em Geruchswechsel
muss man allerdings au ch noch die Richtung der Fährten in Betracht ziehen, um das Resultat
jenes Experimentes zu erklären; denn sonst hätten die Ameisen nach der Drehung des Drehstückes
bloss die beiden Fährten d c und a b kreuzweise zu wechseln brauchen; sie hätten einfach
auf b a hin und auf c d zurückgehen können. Aber auch dieses Element, die Wahrnehmung der