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Gesichtssinnes der Wirthe berechnete Aehnlichkeit der Färbung hinzu, welche bei Gästen der schwachsichtigsten
Ecitonarten fehlt (S. 49). Vergleich mit der Mimicry afrikanischer Dorylusgäste (S. 51).
Solenopsia imitatrix, ein neues Beispiel der auf Täuschung des Fühlertastsinnes blinder Wirthe berechneten
Mimicry von Ameisengästen (S. 53).
Ecitopria crassicornis (S. 55). Das goldgelbe Haartoment von Tetramopria ist ein dem goldgelben
Haartomente tetramoriophiler Coleopteren analoger Anpassungscharakter an das echte Gastverhältniss
(S. 56). Das Gehörsvermögen der Ameisen (S. 58).
B e s i t z e n d i e A m e i s e n M i t t h e i l u n g s v e rm ö g e n ? .................................................. 59
Bisheriger Stand der Frage (S. 59). Bethe’s Zweifel an dem Mittheilungsvermögen der Ameisen sind
unbegründet (S. 60). Neue Beobachtungen und Versuche über das Mittheilungsvermögen von F. rufa
(S. 63) und sanguinea (S. 66). Uebersieht über die verschiedenen Aeusserungen des Mittheil ungsver-
mögens bei den Ameisen (S. 69). Dieselben sind mit einer Reflextheorie des Ameisenlebens unvereinbar.
Die Nachahmung des Fühlerverkehrs der Ameisen durch gewisse echte Gäste. Verhalten von F. sanguinea
gegenüber der aktiven Mimicry von Atemeies. Vergleich mit ähnlichen Erscheinungen bei Affen (S. 71).
We l c h e B e w e i s e l a s s e n s i c h g e g e n d i e A n n a hm e p s y c h i s c h e r Q u a l i t ä t e n be i
d e n A m e i s e n e r b r i n g e n ? .............................................. 73
Bethe’s Versuch über die Intelligenz der Ameisen. Unberechtigte Schlussfolgerung aus demselben
(S. 73). Prüfung der von B. gegen die Annahme eines sinnlichen Erkenntnissvermögens bei den Ameisen
vorgebrachten Beweise (S. 74). B.’s Widerlegung meiner Begriffsbestimmungen von Instinkt und Intelligenz
(S: 76). Seine neue Definition des Instinktes. Seine Berufung auf die Weltanschauung ¿S. 77).
H. E. Ziegler’s u. C. Emery’s neue Einwände (S. 78). Die Frage über die psychischen Fähigkeiten der
Thiere ist von jeder Weltanschauung an sich unabhängig (S. 80).
D i e v e r s c h i e d e n e n F o rme n d e s L e r n e n s b e i d em Me n s c h e n u n d d e n T h i e r e n . . 82
Bethe’s Parallele zwischen der Zähmbarkeit eines Hundes und einer Ameise (S. 82). Aufklärung
einiger Missverständnisse. Es ist unrichtig, dass die Ameisen durch individuelle Erfahrung nichts zu
lernen vermögen (S. 83). Es ist unrichtig, dass die höheren Säugethiere Alles erst lernen müssen wie
der Mensch. Das Gehenlernen und Fressenlernen bei Ameisen und höheren Thieren und dem Menschen
(S. 85).
Man muss auf Grund der biologischen Thatsachen sechs verschiedene Formen des Lernens unterscheiden:
1) Das selbständige Lernen durch instinktive Einübung von Reflexbewegungen (S. 86).
2) Das selbständige Lernen durch sinnliche Erfahrung vermittelst der hiebei unmittelbar gebildeten
neuen Vorstellungsverbindungen (S. 87).
3) Das selbständige Lernen durch sinnliche Erfahrung und intelligentes Schliessen von früheren Umständen
auf neue (S. 90).
4) Das Lernen durch den Einfluss des Nachahmungstriebes. Neue Beobachtungen und Versuche (S. 93).
5) Das Lernen durch menschliche Dressur (S. 103).
6) Das Lernen durch intelligente Belehrung (S. 108).
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen (S. 110).
Bedeutung des Analogieschlusses für die vergleichende Psychologie. Unhaltbarkeit der Reflextheorie
Bethe’s bei ihrer Anwendung anf die höheren Thiere (S. 112). Biohtige Erklärung der psychischen Lebens-
ausserungen der Thiere (S. 113).
Gi e b t e s n o c h a n d e r e B e w e i s e für d i e p s y c h i s c h e n F ä h i g k e i t e n d e r Am e i s e n ? 114
Ueberblick über die biologischen Erscheinungen in der Ameisenwelt (S. 114). Ganz gewöhnliche Thatsachen
des Ameisenlebens bieten bei näherer Prüfung einen sicheren Beweis für die psychischen Fähigkeiten
dieser Thiere. Transport von Zuckerkrümchen durch F. sanguinea und pratensis (S. 115). Andererseits
lassen sich die intelligenzähnlichen Erscheinungen des Ameisenlebens auf einfachere Faktoren zurückführen.
Die Pilzzucht der Attiden (S. 117). Die Annahme einer Ameisenintelligenz führt zu unlösbaren
Widersprüchen mit den Thatsachen, ebenso wie die Annahme, dass die Ameisen blosse Reflexmaschinen
seien, mit den Thatsachen unvereinbar ist (S. 120). Richtiger Mittelweg bezüglich der psychologischen
Auffassung der Lebenserscheinungen bei den Ameisen wie bei den höheren Thieren. Verhältniss der
erwähnten Thatsachen zur Descendenztheorie (S. 121).
An h a n g . Beschreibungen neuer myrmekophiler ProctotrupideD..................... \26
L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s s .......................................................................................................... jgQ
T a f e l e r k l ä r u n g ......................................................................................................................................................." * jgg
Ei n l e i t u n g .
Es dürfte von Interesse sein, vorerst über die verschiedenen Ansichten, die über das Seelenleben
der Ameisen in letzter Zeit geäussert worden sind, einen vergleichenden Ueberblick zu geben.
Auf der einen äussersten Seite stehen Jene, die wie L. B ü c h n e r , G. J. Rom an e s , Th. E im e r ,
W. Mar sh a ll u. s. w. den Ameisen einen hohen Grad von menschenähnlicher individueller Intelligenz
und von selbstbewusster Aufopferung für das Wohl ihrer Kolonie zuschreiben. Das andere entgegengesetzte
Extrem bildet die neuerdings von A. B e t h e vertretene Ansicht, dass die Ameisen, Bienen
und überhaupt alle Wirbellosen blosse „Reflexmaschinen“ seien ohne jede nachweisbare Spur von
„psychischen Qualitäten“. In der Mitte zwischen diesen beiden Extremen stehen die Ansichten von
L u b b o c k , F o r e l , E m e r y und anderen Ameisenforschern. Lubbock hatte in der Einleitung zu
seinen interessanten „Beobachtungen über Ameisen, Bienen und Wespen“ (1883) die Meinung ausgesprochen,
die Ameisen ständen auf der psychischen Stufenleiter dem Menschen zunächst und seien
in dieser Beziehung selbst über die anthropoiden Affen zu stellen. Andererseits hat jedoch Lubbock
in demselben Buche die Ansicht, dass die Ameisen einen hohen Grad von Intelligenz besitzen, durch
kritisch sorgfältige Versuche widerlegt. August F o r e l hat in seinem an vortrefflichen Beobachtungen
so reichen Buche „Les fourmis de la Suisse“ (1874) x) eineMenge von thatsächlichen Beweisen für das
¡) Auch die „Études myrmécologiques“ von 1875—1886 desselben Verfassers enthalten viel neues biologisches
Material, ebenso wie auch viele seiner späteren Publikationen. Manche derselben werden im Folgenden noch
oitirt werden. — Die „Fourmis d. 1. Suisse“ möchte ich Jedem, der sich mit Ameisenbiologie zu beschäftigen
anfängt, zum Studium besonders empfehlen. Ich kann aus eigener Erfahrung versichern, dass dieselben einem noch
ungeübten Beobachter des Ameisenlebens die besten Winke geben, nicht bloss für das Beobaclitungsmaterial, sondern
auch für die richtige psychologische Erklärung desselben. Als ich im Jahre 1884 meine Beobachtungen über Ameisen
begann, leistete mir das Studium jenes Buches vortreffliche Dienste. Obwohl Fo r e l selber keine eingehenderen
Beobachtungen über die Wechselbeziehungen zwischen den Ameisen und ihren Gästen angestellt hatte, so bot doch
seine Schilderung der Freundschafts- und Feindschaftsbezeugungen der Ameisen zugleich auch den Schlüssel für das
rasche und sichere Verständnis der zwischen den Ameisen und den myrmekophilen Coleopteren sich ereignenden Vorgänge.
Ohne jenen Schlüssel würde es mir schwer möglich gewesen sein, bereits zwei Jahre darauf mit den Publikationen
über die Biologie der Ameisengäste zu beginnen, ohne der Gefahr mannigfacher irrthümlicher Deutungen ausgesetzt
zu sein. — Forel’s „Expériences et Remarques critiques sur les sensations des Insectes“ (Recueil Zoologique Suisse
1886—1888, T. IV. Nr. 1—4 ) 'enthalten auch bezüglich der Ameisen eine Reihe von vortrefflichen Untersuchungen;
seinen Schluss „les insectes raisonnent“ halte ich durch dieselben allerdings nicht für bewiesen. Obwohl ich temer
in manchen Einzelheiten der psychologischen Erklärung des Ameisenlebens nicht mit Forel einverstanden bin und
namentlich die theoretischen Ansichten, welche derselbe Verfasser in seinen späteren Schriften „Gehirn und Seele“
(Bonn 1894) und „Un aperçu de Psychologie comparée“ (l’Année Psychologique, Paris 1896) ausgesprochen, nur
zum Theile acceptiren kann, so darf mich diese Differenz doch nicht hindern, Forels Verdienste auf dem Gebiete der
Biologie und Psychologie der Ameisen rückhaltlos anzuerkennen.
Z o o lo g ic a. H e ft 26. 1