
halten, und nach vorne zu treten auf der ventralen Seite an den Facettengliedern ganz allmählich
die Modifikationen in die Erscheinung, welche das Polyphemidenauge im Gegensatz zu
dem der Daphniden charakterisieren, nämlich die Verlängerung der Ithabdome und der K ry sta llkegel
mit gleichzeitiger Bildung eines Stieles an denselben und das Zurückweichen des Pigmentes
in den Bereich der Retina. Während in ersterer Beziehung die Umbildung schon so weit vorgeschritten
ist, dass die längsten Facettenglieder sich mit ihren Spitzen am hinteren Rande vereinigen
mussten und so ein kegelförmiges Frontauge bildeten, ist in le tzterer Beziehung die
Stufe, auf welcher die Augen aller übrigen Gattungen stehen, bei Polyphemus noch nicht erreicht.
Aus diesem Auge is t dann am leichtesten dasjenige von Podon abzuleiten.
Das Frontauge is t hier schon zu grösserer Vollkommenheit gelangt, es umfasst auch die
hinteren dorsalen Facettenglieder, mit Ausnahme zweier, welche nicht mit ihm in Verband getreten
sind und eine abnorme Ausbildung aufweisen. Von den Facettengliedern des Ventralauges,
deren Zahl geringer geworden ist, besitzen die längeren bereits völlig pigmentfreie K r y stallkegel,
während die untersten mit ihren kurzen Rhabdomen, eiförmigen Krystallkörpern und
dichter Pigmentierung noch ganz den ursprünglichen Habitus zeigen. D ie Anordnung der Glieder
im Ventralauge entspricht ganz derjenigen bei Polyphemus.
Von dieser Augenform zum Auge der E va d n e -A rten is t nur ein Schritt. E . spinifera mit
ihren drei Reihen ventraler Glieder ze ig t noch die wenigsten Abweichungen. Sie bestehen in
dem Fehlen jener beiden „Nebenaugen“ und in der Verkümmerung der Kry sta llk eg el in den
beiden unteren Reihen des Ventralauges. B e i E . Nordmanni und E . tergestina ist die Reduktion
des Ventralauges schon w eiter fortgesetzt; es is t nur noch eine Reihe von rudimentären Kry -
stallkegeln vorhanden. Daneben bestehen aber zwei den „Nebenaugen“ von Podon entsprechende
dorsale Glieder mit gleichfalls verkümmerten Krystallkegeln.
Damit haben die Umbildungen nach dieser Richtung hin vorläufig ihren Höhepunkt erreicht
; es sind fast nur die stark verlängerten dorsalen Facettenglieder des Frontauges als Sehorgan
übrig geblieben. In diese kontinuierliche Reihe von Umbildungen, deren Endglieder das
Daphnidenauge und das Auge von Evadne sind, lassen sich aber schwerlich die Augenformen
von Bythotrephes und Leptodora einordnen. Wohl kann man das erstere, soweit seine Gliederung
in betracht kommt, sehr gut von dem Auge des Polyphemus ableiten (vergl. pag. 35), es steht
aber keinesfalls z w i s c h e n diesemrund demjenigen von Podon. Denn einmal sind bei Bythotrephes
schon alle dorsalen Facettenglieder zum Frontauge vereinigt, und zum ändern sind auch bereits
sämtliche Glieder des Ventralauges dem Umbildungsprozess anheimgefallen, insofern sie schmale
stäbchenförmige Rhabdome und gestielte, verhältnismässig lange pigmentfreie Kry sta llk eg el besitzen.
Dazu is t bei Bythotrephes die Zahl der Facettenglieder im Vergleich zu Polyphemus annähernd
um das doppelte gestiegen, während sich in der oben beschriebenen Reihe von Polyphemus
ab gerade eine Reduktion der Zahl der Facettenglieder, und zwar bei Podon sofort um
die Hälfte, nachweisen liess. Das Auge von Bythotrephes muss also als Glied einer besonderen
Reihe angesehen werden, die gleichfalls vom Auge des Polyphemus ihren Ausgang nimmt., oder
aber von dem der Leptodora.
Denn das Auge der letzteren ze ig t im Grunde genommen nicht mehr Abweichungen von
dem des Bythotrephes, als das Auge von Polyphemus. Vor allen Dingen besitzt es ungefähr die
gleiche Zahl von Facettengliedern, wie jenes, ferner sind diese bereits alle retinopigmentär und
mit stabförmigen Rhabdomen und langen gestielten Krystallkegeln versehen, und schliesslich
lassen sich auch bei Leptodora Ansätze zur Bildung eines Front- nnd Ventralauges deutlich erkennen.
Namentlich erscheint auf Längsschnitten die Anordnung der Facettenglieder auf der
Ventralseite bereits ähnlich fächerartig, wie bei Bythotrephes.
Das Auge von Leptodora lässt sich aber auf keinen F a ll in die Polyphemus-Reihe, etwa
als Zwischenglied zwischen dem Daphnidenauge und dem von Polyphemus, einordnen, da es sich
trotz seiner Kugelgestalt bereits weiter vom Daphnidenauge entfernt hat, als das Auge von
Podon, dem noch einige der primitiven Kry sta llkeg el anhaften.
Es muss daher das Auge von Leptodora ebenfalls unmittelbar aus dem Daphnidenauge
abgeleitet werden. Seine Ausbildung ist freilich nach einer besonderen Richtung hin erfolgt
und ebenso eigenartig, wie die des ganzen Körperbaues; sie bestätigt aber die Ansicht von C la u s ,
welcher in Leptodora nicht, wie W e i sm a n n , eine A r t TJrdaphnide, sondern ein extrem aberrantes
Glied der Gladoceren sieht (Claus, 1876, pag. 368).
Nach meinem Dafürhalten lassen sich also die beschriebenen Augenformen am natürlichsten
in folgender Weise auseinander ableiten:
Die Stammform is t das Daphnidenauge; aus ihr le itet sich einerseits das Auge von
Polyphemus, andererseits das von Leptodora ab. Das erstere bildet die Vorstufe für das Auge
von Podon, welchem sich weiter das von Evad/tie anreiht. Das Auge von Bythotrephes is t trotz
des Ueberwiegens des Ventralauges über das Frontauge schon weiter in der Umbildung vorgeschritten,
als das Auge von Podon und muss daher entweder als Glied einer besonderen gleichfalls
von Polyphemus ausgehenden, aber nach einer ändern Richtung verlaufenden Reihe aufgefasst
werden, oder ist auf das Auge von Leptodora zurückzuführen, mit dem es die grosse Zahl und
Gleichartigkeit der Facettenglieder gemein hat. Die sich hiernach ergebende Verwandtschaft
zwischen den verschiedenen Augenformen dürfte durch folgendes Schema veranschaulicht werden:
Daphniden.