
Fig. 3 a) ist völlig ecitonoid und übertreibt die Dicke der Fühler der kleinsten 9 der Wirthsart in
ähnlicher Weise wie die wirkliche Länge des Ecitonkopfes von manchen Staphyliniden übertrieben
wird, die zum Mimicrytypus der Ecitongäste gehören. Bei der einzigen bisher beschriebenen Procto-
trupidengattung, deren Fühlerbildung jener von Edtopria gleicht, nämlich bei Eristocera Klug, ist der
Thorax ganz anders geformt, indem das Mesonotum breit herzförmig ist und nach beiden Seiten vorragt,
während Edtopria ein sehr schmales Mesonotum besitzt, das kaum mehr als eine Thoraxfurche
darstellt. Das länglich viereckige Metanotum von E d to p n a fällt hinten steil ab und geht in einen
langen Stiel über, welcher den Hinterleibstiel von E d to n vertritt.
In der Färbung besteht zwischen der rothbraunen E d to p n a und den schwarzen 9 von E d to n
praedator keine Aehnlichkeit, ebenso wenig als eine solche zwischen Mimedton, Edtonilla, Edtonides
und demselben Wirthe besteht. Wir müssen daher in Ed to p ria ebenfalls ein Beispiel der auf
Täuschung des Fühlertastsinnes der schwachsichtigen Wirthe berechneten Mimicry sehen.
Während ich, mit den obigen Untersuchungen beschäftigt, die myrmekophilen Proctotrupiden
meiner Sammlung verglich, bot sich mir eine neue interessante Entdeckung: es giebt unter denselben
auch solche Arten, welche gleich den echten Ameisengästen aus der Ordnung der Coleopteren m it
g e lb e n H a a r b ü s c h e ln ausgestattet sind. die insbesondere dem goldgelben Haartomente von
Glaviger, Chennium und Napochus entsprechen. Da dieser Befund unsere Kenntniss von denjenigen
Anpassungscharakteren, die auf das echte Gastverhältniss (Symphilie) sich beziehen, wesentlich erweitert,
will ich die betreffenden Formen hier näher beschreiben.
Die hervorragendsten derselben sind Gäste der kleinen braunen oder schwarzen Myrmicide
Tetramorium caespitum L ., nämlich Tetramopria aurodncta (Taf. III Fig. 4) und dncticollis'). Yon
aurodncta befinden sich 25 Exemplare, 24 9 und 1 cf in meiner Sammlung. Ich fand sie als gesetz-
mässige Gäste in den selbstständigen Kolonien von Tetramorium caespitum in Böhmen (Wran bei
Prag, April und Mai 1890 u. 91), im Rheinland (Linz a. Rh., September und Oktober 1893—95)
und in Holländisch Limburg (Exaeten, Juni 1898); ferner in einer gemischten Kolonie von Anergates
atratulus Schenk mit demselben Tetramorium als Hilfsameisen (Linz a. Rh., September 1896). Von
TetramopHa dncticollis besitze ich 3 9 , worunter ein flügelloses, bei Tetramorium caespitum in Böhmen
(Wran bei Prag, April bis Juni 1891) gefunden und 1 9 von Exaeten. Die Zahl dieser Gäste in
den Kolonien der genannten Ameise ist oft eine nicht unbeträchtliche; ich nahm gewöhnlich nur
wenige Exemplare aus einer Kolonie mit. In einem sehr schwach bevölkerten Tetramorium-T$este
bei Linz a. Rh. traf ich im Oktober 1894 acht Stück (7 9 und 1 cf) von aurocmcia beisammen.
Bei anderen Ameisen ist mir niemals eine der beiden Tetramopria-Arten begegnet, auch niemals
ausserhalb der Ameisennester. Dieselben sind daher sicher als gesetzmässige Tetramoriophilen zu
betrachten.
Das eigentümlich goldglänzende Haartoment, welches am Hinterrande des Kopfes und Vorderrande
des Halsschildes von Tetramopria sich findet (Taf. III Fig. 4 ), ist als eine Umbildung der
weissen wolligen Behaarung aufzufassen, welche bei manchen myrmekophilen und nicht myrmekophilen
Verwandten, z. B. bei Tropidopria Aschm., an derselben Stelle steht. Dass dasselbe bei Tetramopria
in ein goldgelbes verwandelt ist, scheint mir sicher ein Anpassungscharakter an das echte Gastverhältniss
zu sein, welches seine Besitzer mit Tetramorium verbindet; denn ein ganz analoges gelbes
Haartoment zeigt sich an derselben Körperstelle (Hinterkopf und Yorderrand des Prothorax) auch
*) Lateinische Diagnosen siehe im Anhang.
bei jenen myrmekophilen Coleopteren aus verschiedenen Familien, die als echte Gäste bei Tetramorium
caemtumGebern Unter den Tetramoriophilen meiner Sammlung findet es sich bei Gkennium bituber-
mlatom Ltr. (Böhmen H o ila n ^ . S ^ Ä Ettr. (Bosnien), Prometheus Saulo. (Klemasien),, bei
Cmtrotoma ho,fuga Heyd. und rubra Saulo. (Böhmen), endlich bei Napochts chrysöcomus Sanlo (Böhmen)
Jene Ameise scheint somit eine besondere Vorliebe für Gäste zu haben, die sie zwischen Kopf und
orax e ecken kann. Hieraus erklärt sich biologisch der eigentümliche gelbe Halskragen den
wir in dieser charakteristischen Form bldss'bei echten Gästen von Tetramorium caespitum aus’ ganz
verschiedenen Ordnungen und Familien der Insekten treffen, dagegen nicht hei Gästen anderer Ameisen.
erner war mir sohon früher oft die entfernte Aehnlichkeit im Habitus des Vorderkörpers aufgefallen
che sich zwischen Ckennmm UtubereuUtum, dem höchsten echten Gaste,’1) von Tetramorium, und zwischen
Tetramoprm zeigt ; sie beruht auf der sonderbaren eckigen Gestalt von Kopf und Hals, welohe damit
zusammenhangt, dass diese Gäste von ihrer Wirthsameise meist am Halse ergriffen und umhergetragen
werden, wie ich bei beiden beobachtet habe.
Geber das Verhältniss von Tetramopria amocmcla zu den Wirthen ist folgendes za berichten
Wenn man- einen Stein umdreht, welcher ein Tetramorium-Sest bedeckt, findet man die kleine Wespe
entweder unbeweglich unter den Ameisen sitzend oder langsam in den Gängen des Nestes umherspazierend;
bei Begegnung wird sie von den Ameisen mit den Fühlern berührt wie eine Gefährtin.
In Beobachtungsnestern, die ioh zu diesem Zwecke in Prag (1891) und in Linz a. Eh (1896) eingerichtet,
zeigte sieh das Verhältniss der Wespe zu den Ameisen als ein durchaus friedliches. Bei
Begegnung mit einer Ameise fand häufig eine wechselseitige, längere Berührung mit den Fühlern
statt, Mehrmals sah ich, wie eine Ameise entweder die behaarten Flügel der Wespe, namentlich die
Spitze der Vorderflug.il, wo längere Haarbüschel stehen (Taf. III. Fig. 4a), oder ihre Halsgegend
beleckte. Einmal versuchte eine Ameise, eine Tetramopria fortzutragen, indem sie dieselbe mit ihren
Kiefern um den Hals fasste. Meist sassen die Tetramopria im Beobachtungsneste auf den Larven
der Ameisen oder spazierten auf denselben umher, wobei sie mit ihren Fühlern die Larve betrillerten
Dieses Benehmen legt die Vermuthung nahe, dass sie ihre Eier in die Larven legen. Tetramopria
hat einen deutlich vorragenden Legestaohol, und es ist sehr wahrscheinlich, dass ihre Larven Brut-
parasiten von Tetramorium sind. Man findet sie nämUch auch in solchen Nestern, welche keine
anderen Gäste enthalten. Gelegentlich begegnete sie mir allerdings zugleich mit der tetramoriophilen
Wurzellaus Paracletus amidformis Heyd., welche in den Tetramorium-Kolonien von ganz Mitteleuropa
häufig ist und manchmal Heerden von tausend Stück in einem Neste bildet (Linz a. Eh., Sept. 1897).
Aber die Anwesenheit von Tetramopria ist keineswegs an jene des Paracletus gebunden,’ sondern nur
an jene der Tetramonum-Larven, wesshälb ich sie eher für einen Parasiten der letzteren ansehen
möchte. In sehr schwachen Kolonien, welche keine Paracletus enthalten, ist sie sogar zahlreicher
als in starken Kolonien, die grosse Heerden jener Wurzellaus besitzen.
Die Diaprimi sind nach Ashmead, soweit bisher bekannt, sämtlich Parasiten von Dipteren.
Für Solenopsia und Tetramopria trifft dies sicherlich nicht zu, da gerade bei Solenopsis fugax und
letramonwm caespitum keine Dipteren als Gäste leben. Dagegen scheint es nioht ausgeschlossen, dass
Arten — » 1 Hfl n°0h bedautend niadriSar B welche von den taiophilen Claeiger-
Arten reprasentirt wird. Chenmum Merculatum wird (nach meinen Beobachtungen in Prag, April nnd Mai 1891
und m Exaeten, Juni 1898) von den Ameisen zwar manchmal heleckt, aber nicht so andauernd wie die Claciger. Die’
■ ■ ■ ■ I B E B habe ioh noch nicht mit Sicherheit wahrnehmen können, obwohl ich
einmal einen Vorgang sah, der vielleicht den Sohlnssakt einer solchen Fütterung darstellte
Zoologica. Heft 26.