aus Erde und Speichel; die Dorylus-Arten führen sogar eine fast ganz unterirdische Lebensweise und
veranstalten ihre Eaubzüge in den von ihnen in der Erde gegrabenen Gängen1). Eaffray lind Brauns2)
haben wiederholt Gänge von Dorylus hßlvolus L . in der Kapkolonie unter Steinen gefunden, wohin
die Ameisen besonders-'nach einem Eegen zur Jagd hinaufkommen; dort wurden auch die drei im
Folgenden erwähnten dorylophilen Coleopteren gefunden*),- AMommo-Gäste sind noch keine bekannt;
abgesehen von einer Notiz über eine in Zügen von Anomma in Sierra Leone gefundenen „Myrmedonia“ *).
Dagegen wurden in der letzten Zeit im Kapland mehrere geBetzmässig bei Dorylus hehölus L . lebende.
Coleopteren aus der Familie der Staphyliniden entdeckt: Pygostmus Baffrayi Wasm. (71), Doryloxenus
comutus Wasm. (80) und Dorylostethus Wasmanni Brauns (Wien. Ent. Ztg. 1898 S. 2 2 4 )H Pygostmus
und Doryloxenus gehören ihrer Körperform nach nicht zum Mimicrytypus, sondern zum Trutztypus;
daher kann man bei ihnen köohstens eine unvollkommene Mimicry erwarten, weil sie anderweitig
geschützt sind. Die pechbraune oder dunkelbraune Färbung dieser beiden Käfer ist viel dunkler als
jene der kleinsten y von Dorylus helvolus, welche hellgelbbraun sind, während die grossen 1) dunkel
rothgelb sind. In der‘Färbung besteht somit keine gesetzmässige Aehnlichkeit dieser Gäste mit ihren!
Wirthen. Es ist dies auch leicht schon daraus begreiflichpldass bei Dorylus ebenso wie. bei Anomma
die ^ v o llk om m e n b lin d sind,.ohne eine Spur von Augen. Die Skulptur jenes Pygoslmus und
Doryloxenus ist glatt, :der Skulptur des Wirthes entsprechend. Vielleicht dtbnt diese Aehnlichkeit
biologisch dazu, dass sie der Aufmerksamkeit des letzteren um so leichter entgehen. Die Fühler der
beiden genannten Coleopteren sind fast spindelförmig, mit sehr enge aneinander gedrängten Gliedern;
diese Eigenthümlichkeit gehört im wesentlichen zum Trutztypus und findet sich in geringerem Grade
auch bei anderen myrmekophilen Vertretern dieses Typus, z. B. bei Dinarda und Piochardia (Oxysoma).
Vielleicht dienen die strammen Fühler jener beiden Dorylusgäste aber überdies auch zur aktiven
Täuschung der Wirthe, zumal die Fühler des. winzig kleinen DoryloqehUs eormtus sehr auffallend verdickt
sind, worauf auch sein Speciesname hinweist. - -
Ein interessanteres Problem bietet Dorylostethus Wasmonm Brauns., V(Siehe Taf. II Fig. 8 u. 9.)
Hier haben wir einen zweifellosen Vertreter des M im ic r y t y p u s der afrikanischen Dorylusgäste,'
der sich an den Mimicrytypus der amerikanischen Ecitongäste enge anschliesss. E r b e s i t z t e in e
a u f T ä u s c h u n g d e s F ü h l e r t a s t s in n e s d e r W ir th e b e r e c h n e t e N a c h a h m u n g d e r
K ö r p e r g e s t a l t u n d d e r F ü h l e r b i ld u n g d e s W i r t h e s , welche zwar nicht so hochgradig ist
wie bei Mimeciton pule x und Edtomorpha simulams, aber doch vollkommener als bei Ed to n ü lg clari-
vmtris Wasm. Die blass gelbbraune Färbung des Dorylostethus gleicht wohl nur desshalb der entsprechenden
Färbung der kleinsten Ij von Dorylus, weil der Käfer völlig unterirdisch lebt und daher
die oharakteristisohe blasse Färbung der Hypogäen durch seinen Aufenthaltsort sich erworben hat ebenso
*) Forel, Los Formiciäes de la Province d’Oran (Bull. Soc. Vaud. Sc. Nat. XXX. 1894, ffr. 114) p. 17.
2) Nach deren brieflichen Mittheilungen an mich.
8) Wie Brauns mir schreibt, ist es ihm noch nicht gelungen, ein eigentliches Nes t von Dorylus helvolus zu
finden. Unter den Eciton-Arten sind nur von Edton praeäator Sm. bisher ausser den Wanderkoloiinen und deren
temporären Schlupfwinkeln auch wirkliche Dauernester in der Erde gefunden worden (Badariottil); von anderen Eaton
sind bisher nur „Wandernester“ (temporäre Schlupfwinkel für die Ameisen und ihre Brut) bekannt (W. Müller!
J. Schniitt!)j|g- Herr Schmalz schreibt mir aus S. Oatharina, dass Eciton coedtm Ltr., wenn sie im Sonnenscheine (nicht
im schattigen Gebüsch) ihre Eanbzüge veranstalten, gewölbte Gänge aus Erde bauen und mit ihren Gästen nur in
diesen sich bewegen. Diese schwachsichtigste der oberirdisch jagenden ÄÄon-Arten scheint sich hierin somit ähnlich
zu verhalten wie die blinden Anomma (Treiberameiseo) Afrikas.
4) Proc. Ent- Soc. Lond. (2) Y. 1859-^61, p. 8.
wie seine W i r t h e .S e i n e übrige Dwyte-Aehnlichkeit müssen wir dagegen, soweit sie von den
systematischen Charakteren der ihm verwandten AptermöOm und Astilbus auffällig abweicht, als echte
Mimicry deuten, die auf Täuschung der blinden Wirthe hiuzielt. Die Körpergestalt des kleinen Käfers
gleicht so sehr den kleinsten Dorylus- 5 , dass Brauns den Gast beim ersten Anblick wirklich für eine
sehr kleine Ameise hielt, zumal die Art seiner Bewegung durchaus mit jener des Dorylus übereinstimmte.
Seine Skulptur und Behaarung entspricht: ebenfalls jener der kleinsten Arbeiterform von
Dorylus kekolus. Den Höhepunkt der Mimicry finden wir auch bei Dorylostethus in der Fühlerbildung,
insbesondere in dem stark verdickten und verlängerten kolbenförmigen Endgüede, welches genau der
Fühlerkeule von Dorylus nachgebildet ist:.,(vgl. Taf. II Fig. 9 | | s e h r Änderbar ist die Kopfform dieses
Gastes. Während wir bei manchen Ecitongästen des Mimicrytypus, bei Edtomorpha, Edtonides und
M m e d tm , gleichsam eine e x o e s s i v e M im ic r y in der Kopfform der Käfer antreffen, welche die
Form des Ameisenkopfes nachahmt, aber einen viel schmaleren Ameisenkopf darstellt als die betreffenden
Wirthe besitzen, hat Dorylostethus: ,einen excessiv verlängerten Kopf, der hinter den Augen!) sogar
eingesebnürt ist, wodurch beim Käfer noch ein ameisenähnlicher Körpereinschnitt m eh r entsteht als
bei der Ameise! (Vgl, Tafel II Fig.
Es wäre ohne Zweifel von Interesse, wenn es gelänge nachzuweisen, dass auch bei solchen
europäischen A n i s e n , welche nahezu, blind sind, die Mimicry der Gäste eine Form annimmt, welche
derjenigen^ des Mimiorytypus der Gäste,von E d to n praeäator und:Dorylus h e h o lu s entspricht. Ein solches
Beispiel bietet sich in der That bei einer kleinen, noch unbeschriebenen P r o c to tr u p id e , welche ich im
Folgenden als SUenopsia imibdrix beschreiben werde, weil sie als gesetzmässiger Gast’ bei Solenopsis
fugax lebt und dieselbe nachahmt. Da in diesem Falle. Gast und Wirth zu derselben Insektenordnung
(Hymenopteren) gehören und daher die als „Wespentaille“ bekannte Körperform bereits von vorne-
herein beiden zukommt, während sie bei den obigen myrmekophilen Käfern einen Anpassungscharakter
darstellt, müssen wir bei Erforschung der Mimicry jener Sojenopda mit grösser Vorsicht vorangehen,
um nicht solche Eigenthümlichkeiten, welche ein biologisch indifferentes morphologisches Erbstück sind’
irrthümlioh als Anpassungsoharaktere an die myrmekophile Lebensweise zu deuten. Es können desshalb
nur; jene Momente in Betracht kommen, in denen die gewöhnliche Proctotrupiden-Gestalt in eine
Myrmiciden-Gestalt sich verwandelt hat.
Die genannte kleine Proctotrupide hatte ich im Frühling 1884 bei Exaeten in einer Solmopsis-
¿gfrL1 D Pygostems Itaffmgi und Doryloxenus ccrnutus nicht ebenfalls blass gefärbt sind, erklärt sich für
ersteren daraus, dass er von Bränns anch dann unter Steinen gefunden wurde, wenn die Dorylus nicht dort sondern
tmfer unten waren; somit scheint er nicht so sehr unterirdisch zu leben wie diese. Für Pmostcmu und Doryloxenus
durfte ferner zu berücksichtigen sein, dass sie keine so hochgradige Anpassung an ihren Wirth aufweisen wie Doru-
lostethus, und dass daher ihre Vorfahren wahrscheinlich noch nicht so lange unterirdisch leben wie die Vorfahren von
Dorylostethus.
2) Die Augen sind bei Dorylostethus trotz seiner blassen, durchscheinenden Hypogäenfärbung gross, halbkugelig
vorragend, aber völlig pigmentlos, durchscheinend.' Die Zahl der Facetten jedes Auges zählte ich unter dem Mikroskop
aut ungefähr 100. Die äussere Morphologie des Auges ist somit völlig erhalten geblieben, obwohl es wegen seiner
Pigmentlosigkeit nicht mehr zum Sehen dienen kann. Noch merkwürdiger sind die Augen von Mimeciton (26). Während
die übrigen Ecitongäste des Mimicrytypus (Edtochara, Edtomorpha, Scotodonia, Edtonilla, Edtonides, Edtogaster) fein
facettirte und pigmentirte Netzaugen besitzen, ist bei Mimedton an ihre Stelle je eine winzige, gelbe, punktförmige
ziemlich flache Ocelle getreten, welche derjenigen des Wirthes (Edton praedator) gleicht, aber weiter nach vorn bis
unter die Fuhlerbasis m die Fühlergrube hinein gerückt ist. (Vgl. Tafel II Fig. le.) Es ist dies das einzige bisher bekannte
Beispiel in der ganzen Ordnung der Coleopteren, dass die Netzaugen durch einfache Ocellen ersetzt sind, und
zudem nicht frei an den Seiten des Kopfes, sondern in den Fühlergruben stehen.