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Alle Rechte Vorbehalten.
Druck vo n A. B o n z ' E rb e n in S tu ttg a rt .
Vorbemerkung.
Seitdem es S igm . E x n e r gelungen, an vielen Stellen den Sclileier zu lüften, der uns
bis dahin den Einblick in die physiologische Wirkungsweise des Eacettenauges so gut wie ganz
verwehrte, hat das Studium dieses charakteristischen Sehorganes der Arthropoden ohne Zweifel
einen neuen eigenartigen Reiz und einen allgemeineren wissenschaftlichen Wer t gewonnen.
Durch E x n e r s scharfsinnige physikalische Experimente, die zu einem Teile bereits auch'
von anderer Seite wiederholt und bestätigt wurden (Parker, 1895, pag. 29—36), sind wir vor allem
mit dem optischen Verhalten der nach dem Prinzip des Linsencylinders (Exner, 1891, pag. 1—10)
gebauten Kry sta llkeg el bekannt geworden.
W ir vermögen je tz t, ohne uns wie früher durchweg Ä Hypothesen zu bewegen, aus
der Zusammensetzung des dioptrischen Apparates, aus den Dimensionen der Krystallkegel und
ihrer Entfernung von der perzipierenden Schicht, sowie ans der A r t und Anordnung des Augenpigmentes
in jedem konkreten Falle auf die Beschaffenheit des entstehenden Netzhautbildes zu
schliessen. Von diesem wird es aber immer in gewissem Grade abhängen, was und wie das Tier
sieht. Wenigstens giebt nach allen unsern Erfahrungen die Schärfe des Netzhautbildes die obere
Grenze für die Schärfe des Unterscheidungsvermögens ab.
W ir haben also fortan in dem anatomischen Befunde einen wenn auch noch geringen
Anhaltspunkt für die Beurteilung der relativen Leistungsfähigkeit der Facettenaugen bei dieser
oder jener Anordnung ihrer Elemente; d. h. es is t uns endlich die Möglichkeit eröffnet, auch
zwischen der Ausbildung dieses Organes und der biologischen Eigenart des betreffenden Organismus
Parallelen zu ziehen, wie es bei ändern Organsystemen im Sinne der Descendenzlehre längst
mit gutem Erfolge geschehen ist.
Bei der überreichen Fülle von Erscheinungsformen, in denen uns das Facettenauge entgegentritt,
und der ebenso grossen Mannigfaltigkeit der Existenzbedingungen, denen die Arthropoden
unterworfen sind, eröffnet sich damit dem vergleichenden Anatomen von neuem ein weites
und, soweit die wenigen bis jetzt auf diesem Gebiete angestellten Untersuchungen einen Mass-
stab dafür abgeben, recht dankbares Arbeitsfeld.
Das Verdienst, zuerst die Resultate der Forschungen E x n e r s nach der angedeuteten
Richtung hin in grösserem Umfange praktisch verwertet und den Nutzen, den sie bei der Lösung
biologischer Fragen eventuell gewähren, dargethan zu haben, gebührt C h u n . Demselben gelang
es, für eine Reihe von Crustaceen den bisher unverstandenen Parallelismus zwischen Augenbau
einerseits und Tiefenvorkommen und Lebensweise andererseits aufs deutlichste nachzuweisen.